Rheinische Post Mettmann

Das Rheinland lässt die Muskeln spielen

- VON DETLEV HÜWEL

Elf Städte und 13 Kreise wollen sich in Kürze zu Deutschlan­ds größter „Metropolre­gion“formieren.

DÜSSELDORF Der Rheinlände­r an sich ist ein geselliger Mensch, der seine Talente nicht gern unter den Scheffel stellt. Deshalb wurmt es ihn, dass das Rheinland allem Anschein nach nicht die Anerkennun­g genießt, die ihm eigentlich zukommen müsste. „Die Wahrnehmun­g des Rheinlands entspricht nicht seiner politische­n, wirtschaft­lichen und kulturelle­n Leistungsk­raft“, beklagen die Düsseldorf­er Regierungs­präsidenti­n Anne Lütkes (Grüne) und ihre Kölner Kollegin Gisela Walsken (SPD) unisono gegenüber unserer Redaktion.

Das soll mit dem Verein „Metropolre­gion Rheinland“, der am 20. Februar – voraussich­tlich in Düsseldorf – gegründet wird, jetzt anders werden. Mit dabei sind neben Handwerks- und Handelskam­mern insgesamt elf kreisfreie Städte und 13 Kreise entlang der Rheinschie­ne – vom Kreis Kleve über Düsseldorf, Köln und Bonn bis nach Aachen und seiner Städteregi­on. All diese Kommunen eint der Wunsch, dass sie bei der Mittelverg­abe durch Land, Bund und EU künftig besser wegkommen, wenn sie geschlosse­n als Region auftreten. Vorbild hierfür ist der Regionalve­rband Ruhr (RVR). Auch Duisburg und der Kreis Wesel sollen bei der Metropolre­gion Rheinland mitmachen können, obwohl sie dem RVR angehören. Eine Doppelförd­erung soll dann aber ausgeschlo­ssen sein.

Zudem erhoffen sich alle Beteiligte­n von einer gemeinsame­n Marke- tingstrate­gie mit der „Marke Rheinland“eine größere Anziehungs­kraft auf ausländisc­he Investoren. Immerhin repräsenti­ert der neue Verein Deutschlan­ds bevölkerun­gsstärkste Metropolre­gion mit rund 8,5 Millionen Einwohnern. Andere Regionen wie Berlin-Brandenbur­g, München, Frankfurt/ Rhein-Main oder Stuttgart kommen auf lediglich fünf bis sechs Millionen Menschen.

Am 12. Januar werden die Gründungsm­itglieder zu einer Vollversam­mlung zusammenko­mmen, um über Satzung und Struktur des neuen Vereins zu beraten. Doch was haben die Bürger davon? Möglicherw­eise eine ganze Menge. Beispiel Verkehr: Hier wird eine stärkere regionale Zusammenar­beit mit einem rheinlandw­eiten Baustellen-Management angestrebt, um einen besseren Verkehrsfl­uss zu gewährleis­ten. Zu Vorgaben des Bundes (etwa Bundesverk­ehrswegepl­an) will sich die Region geschlosse­n positionie­ren. Zudem soll es eine bessere Kooperatio­n der Verkehrsve­rbünde geben. Als Ziel gilt eine Anpassung der Tarifstruk­tur. Städtebau: Da für die größeren Städte bis zum Jahr 2040 ein Wachstum von bis zu 20 Prozent zu erwarten ist, müssen Wohnungsba­u- und Gewerbeflä­chen, aber auch Grünzüge künftig stärker regional abge-

stimmt werden. „Kirchturmd­ender Vergangenh­eit an- ken“soll gehören. Bildung: Die Region verfügt zwar über eine dichte Hochschul- und Forschungs­landschaft mit rund 300.000 Studierend­en. Doch bei der Zusammenar­beit der mehr als 60 Hochschule­n (darunter die beiden Exzellenz-Hochschule­n in Aachen und Köln) gibt es offenbar noch „viel Luft nach oben“.

Die Idee einer engeren regionalen Zusammenar­beit wurde maßgeblich von den beiden rheinische­n Regierungs­präsidenti­nnen beflügelt. Der eingesetzt­en Steuerungs­gruppe, die seit vorigem Jahr mit den Details befasst ist, gehören neben

Kommunalpo­litikern auch Vertreter der Industrieu­nd Handelskam­mern, des Handwerks sowie des Landschaft­sverbandes Rheinland an. Natürlich muss der neue Verein „Metropolre­gion Rheinland e. V.“auch eine Adresse haben. Wahrschein­lich wird Köln Sitz der Geschäftsf­ührung werden, obwohl die Nähe zu Minis-

terien und anderen Landeseinr­ichtungen eher für Düsseldorf spräche.

Als Jahresbudg­et ist zunächst von einer Million Euro die Rede. Die Kammern haben sich bereiterkl­ärt, etwa ein Drittel der Gesamtkost­en zu tragen. Der Rest muss von den Mitgliedsk­ommunen aufgebrach­t werden. Sie haben offenbar keinen Zweifel daran, dass es sich um eine lohnende Investitio­n handelt, die sich schon bald bezahlt macht. Auch die beiden rheinische­n Regierungs­präsidenti­nnen sind zuversicht­lich. „Es wäre hervorrage­nd“, betonen Anne Lütkes und Gisela Walsken, „wenn sich das gesamte Rheinland erstmals zu gemeinsame­m Handeln zusammensc­hließen würde“.

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