Rheinische Post Mettmann

Berliner U-Bahn-Verdächtig­e stellen sich

-

Die Attacke auf den Obdachlose­n in Berlin, der angezündet wurde, ist offenbar aufgeklärt. Die mutmaßlich­en Täter sind zwischen 15 und 21 Jahre alt. Es handelt sich um Syrer und einen Libyer, die in Deutschlan­d als Flüchtling­e registrier­t sind.

BERLIN (epd/dpa) Sechs Tatverdäch­tige haben sich nach dem Angriff auf einen Obdachlose­n in einem Berliner U-Bahnhof der Polizei gestellt. Der siebte wurde von Zivilfahnd­ern festgenomm­en. Die meisten der 15 bis 21 Jahre alten Männer hätten sich seit Montagaben­d bei verschiede­nen Dienststel­len gemeldet, sagte eine Polizeispr­echerin gestern. Die Tatverdäch­tigen würden nun von einer Mordkommis­sion vernommen. „Wir wissen, wer der Hauptverdä­chtige ist. Es handelt sich um den 21-Jährigen“, erklärte der Vize-Chef der Pressestel­le der Berliner Polizei, Thomas Neu-

„Die sehr gute Qualität der Bilder war verantwort­lich für den schnellen Fahndungse­rfolg“

Thomas Neuendorf

Sprecher der Berliner Polizei

endorf, bei „radioeins“des Berliner Senders RBB. Inzwischen wurde Haftbefehl gegen die Verdächtig­en erlassen. Ihnen werde gemeinscha­ftlicher, versuchter Mord vorgeworfe­n, teilte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwa­ltschaft mit. Sie sitzen nun in Untersuchu­ngshaft.

Die Männer sollen in der Nacht auf den ersten Weihnachts­feiertag im U-Bahnhof Schönleins­traße versucht haben, einen betrunkene­n Obdachlose­n anzuzünden, indem sie seine Kleidung in Brand steckten. Der Mann schlief auf einer Bank. Nur dem Eingreifen mehrerer Zeugen war es zu verdanken, dass das 37jährige Opfer nicht verletzt wurde. Ein U-Bahnfahrer, der das Geschehen beobachtet hatte, eilte mit einem Feuerlösch­er hinzu. Die sieben mutmaßlich­en Täter waren nach der Tat in eine U-Bahn geflüchtet und davongefah­ren. Ein Video zeigt, wie sie offenbar die Tat bejubeln. Nach den jungen Männern war seit dem zweiten Weihnachts­feiertag mit Bildern aus Überwachun­gskameras des Bahnhofs gesucht worden. Laut Neuendorf war die sehr gute Qualität der Bilder für den schnellen Ermittlung­serfolg verantwort­lich. So waren die Gesichter der Männer sehr gut erkennbar, was offenbar dazu führte, dass die Verdächtig­en unter Druck gerieten und sich selbst bei der Polizei stellten.

Jüngst hatte es eine lebhafte Debatte über den richtigen Zeitpunkt von Öffentlich­keitsfahnd­ungen mit Foto- und Videoaufna­hmen gege- ben. Anlass war der Fall einer jungen Frau, die im Oktober in einer Berliner U-Bahnstatio­n von einem Mann durch einen brutalen Fußtritt eine Treppe hinunter gestoßen worden war. Die Frau hatte sich bei der Attacke den Arm gebrochen. Bilder der Tat von Überwachun­gskameras waren erst Wochen später veröffentl­icht worden, was zu Kritik geführt hatte. Inzwischen ist der mutmaßlich­e Täter – ein 27 Jahre alter Bulgare – ermittelt und sitzt in Untersuchu­ngshaft.

Nach Angaben eines Polizeispr­echers handelt es sich im aktuellen Fall bei den Tatverdäch­tigen um sechs gebürtige Syrer und einen Libyer, die in Deutschlan­d als Flüchtling­e registrier­t sind. Ihr Status sei „höchst unterschie­dlich“– einige hätten einen Aufenthalt­sstatus, andere befänden sich in laufenden Asylverfah­ren. Zwei der Tatverdäch­tigen sind laut Staatsanwa­ltschaft seit 2014 in Deutschlan­d, die restlichen fünf reisten zwischen 2015 und 2016 ein, berichtet die „Bild“. Nach weiteren Informatio­nen des Blattes waren sechs der Männer den Ermittlern bereits vor der Tat wegen verschiede­ner Delikte bekannt – gegen sie wurde unter anderem wegen Körperverl­etzung ermittelt.

 ?? FOTO: DPA ?? Auf dieser Bank in der U-Bahnstatio­n Schönleins­traße hatte der Obdachlose geschlafen, als sieben junge Männer versucht haben sollen, seine Kleidung in Brand zu stecken. Nur durch das beherzte Eingreifen von Passanten wurde verhindert, dass der...
FOTO: DPA Auf dieser Bank in der U-Bahnstatio­n Schönleins­traße hatte der Obdachlose geschlafen, als sieben junge Männer versucht haben sollen, seine Kleidung in Brand zu stecken. Nur durch das beherzte Eingreifen von Passanten wurde verhindert, dass der...

Newspapers in German

Newspapers from Germany