Zwei Theater-Helden gehen in Rente
Traudl und Harry Peters betreiben seit zehn Jahre die Gastronomie im Jungen Schauspielhaus. Ende Februar hören sie auf.
Kummerkasten, Ersatz-Großeltern, gute Seelen: Das sind Beschreibungen, die auf Traudl und Harry Peters zutreffen. Das Ehepaar arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich in der „Wunderbar“im Jungen Schauspielhaus. Ende Februar ist damit Schluss, denn die beiden gehen in Rente. Zuletzt wurde ihnen die Belastung zu groß.
„Mit der Zeit wurde die Arbeit immer mehr und uns auf Dauer zu viel“, erzählt der 69-jährige Harry Peters. Seine Frau Traudl (66) und er betreiben nicht nur den Ausschank im Jungen Schauspielhaus, sondern sind in den vergangenen Jahren für viele Bewohner im Stadtteil Rath erste Anlaufstation bei Problemen geworden und nicht mehr wegzudenken.
Die Preise in der „Wunderbar“sind moderat; den Peters’ geht es nicht um Gewinn. Das kleine Plus, das sie dennoch erwirtschaften, wird für den guten Zweck genutzt – alles kommt Kindern zugute. Diese Philosophie gilt bereits seit den Anfängen, als sie die „Wunderbar“als kleinen Kiosk mit Milch und Kakao für Kinder ins Leben riefen.
Das Ehepaar macht die gesamte Arbeit alleine, organisiert nicht nur den Einkauf der Lebensmittel und Getränke vor Ort sowie die Reinigung, sondern steht auch Abend für Abend hinter der Theke. „Das ist sehr viel Arbeit“, sagt Harry Peters.
Vor allem aber haben sie ein offenes Ohr für alle Gäste. Das sind im Stadtteil Rath typischerweise Kinder und Mütter aus Familien mit Migrationshintergrund. Insgesamt rund zehn Stunden sind die Peters pro Woche mindestens im Einsatz, bei besonderen Veranstaltungen deutlich länger. Durch Änderungen am Programm des Jungen Schauspielhauses gab es häufiger Events: Jeden Montag wird aus der „Wunderbar“das „Café Eden“, das von 15 bis 22 Uhr geöffnet ist. „Mit Vor- und Nachbereitung arbeiten wir dann mehr als acht Stunden am Stück“, erzählt Harry Peters. „Wir alleine waren für die Gastronomie der 200 bis 300 Besucher zuständig – das wurde uns zu viel.“Nachmittags findet Programm für Kinder statt, am Abend gibt es oft Vorträge und Diskussionen über das Leben in Düsseldorf und zentrale Fragen der Geflüchteten.
Der Grundgedanke hinter der „Wunderbar“war, einen eigenen Beitrag zur weltoffenen Gesellschaft zu leisten und sich für Integration zu engagieren. „Kinder liegen uns am Herzen, denn sie sind unsere Zukunft“, sagt Traudl Peters. „Hier können wir Integration leben anstatt immer nur darüber zu sprechen.“Die Peters engagierten sich stets ehrenamtlich, das Junge Schauspielhaus verlangte darum weder Miete noch Strom- oder Wasserkosten.
Für viele kam der Rückzug des Ehepaars überraschend. „Keiner wollte, dass wir gehen, und konnte es so recht verstehen“, sagt Harry Peters. Vor allem für Schulen und Eltern hat das Paar eine enorm wichtige Rolle gespielt, da für sie Kinder- betreuung sowie Unterhaltung immer im Vordergrund standen.
„Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge aus der Sache“, sagt Harry Peters. „Wir hatten immer Spaß, aber irgendwann geht es nicht mehr – wir sind schließlich auch nicht mehr die Jüngsten“, sagt Traudl Peters.
Auch der Leiter des Jungen Schauspielhauses, Stefan FischerFels, bedauert die Entscheidung des Ehepaares – jedoch sei alles in beidseitigem Einvernehmen abgelaufen. „Das Engagement der Peters’ war das beste, was dem Haus passieren konnte. Sie haben es hier lebenswert gemacht und waren die beliebtesten Menschen im Haus. Ich bin ihnen sehr dankbar für all das, was sie geleistet haben“, sagt FischerFels.
Wie es ab März an der Bar des Jungen Schauspielhauses weitergehen wird, ist bislang ungewiss. „Wir haben noch keine Nachfolge gefunden. Minijobber, Ehrenamtler oder auch Geflüchtete wären denkbar“, sagt Fischer-Fels.
Die Pläne für die Zukunft sind beim Ehepaar Peters klar. „Wir wollen Ruhe und unser Rentnerleben genießen“, sagt Traudl Peters. Ende Februar ist dann endgültig Schluss mit ihrem Engagement an der „Wunderbar“. Ganz aufhören werden die beiden jedoch nicht: Im Kulturzentrum der Generationen unterstützen sie weiterhin Kinder.