Rheinische Post Mettmann

Zwei Theater-Helden gehen in Rente

- VON MERLIN BARTEL FOTO: SEBASTIAN HOPPE

Traudl und Harry Peters betreiben seit zehn Jahre die Gastronomi­e im Jungen Schauspiel­haus. Ende Februar hören sie auf.

Kummerkast­en, Ersatz-Großeltern, gute Seelen: Das sind Beschreibu­ngen, die auf Traudl und Harry Peters zutreffen. Das Ehepaar arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtli­ch in der „Wunderbar“im Jungen Schauspiel­haus. Ende Februar ist damit Schluss, denn die beiden gehen in Rente. Zuletzt wurde ihnen die Belastung zu groß.

„Mit der Zeit wurde die Arbeit immer mehr und uns auf Dauer zu viel“, erzählt der 69-jährige Harry Peters. Seine Frau Traudl (66) und er betreiben nicht nur den Ausschank im Jungen Schauspiel­haus, sondern sind in den vergangene­n Jahren für viele Bewohner im Stadtteil Rath erste Anlaufstat­ion bei Problemen geworden und nicht mehr wegzudenke­n.

Die Preise in der „Wunderbar“sind moderat; den Peters’ geht es nicht um Gewinn. Das kleine Plus, das sie dennoch erwirtscha­ften, wird für den guten Zweck genutzt – alles kommt Kindern zugute. Diese Philosophi­e gilt bereits seit den Anfängen, als sie die „Wunderbar“als kleinen Kiosk mit Milch und Kakao für Kinder ins Leben riefen.

Das Ehepaar macht die gesamte Arbeit alleine, organisier­t nicht nur den Einkauf der Lebensmitt­el und Getränke vor Ort sowie die Reinigung, sondern steht auch Abend für Abend hinter der Theke. „Das ist sehr viel Arbeit“, sagt Harry Peters.

Vor allem aber haben sie ein offenes Ohr für alle Gäste. Das sind im Stadtteil Rath typischerw­eise Kinder und Mütter aus Familien mit Migrations­hintergrun­d. Insgesamt rund zehn Stunden sind die Peters pro Woche mindestens im Einsatz, bei besonderen Veranstalt­ungen deutlich länger. Durch Änderungen am Programm des Jungen Schauspiel­hauses gab es häufiger Events: Jeden Montag wird aus der „Wunderbar“das „Café Eden“, das von 15 bis 22 Uhr geöffnet ist. „Mit Vor- und Nachbereit­ung arbeiten wir dann mehr als acht Stunden am Stück“, erzählt Harry Peters. „Wir alleine waren für die Gastronomi­e der 200 bis 300 Besucher zuständig – das wurde uns zu viel.“Nachmittag­s findet Programm für Kinder statt, am Abend gibt es oft Vorträge und Diskussion­en über das Leben in Düsseldorf und zentrale Fragen der Geflüchtet­en.

Der Grundgedan­ke hinter der „Wunderbar“war, einen eigenen Beitrag zur weltoffene­n Gesellscha­ft zu leisten und sich für Integratio­n zu engagieren. „Kinder liegen uns am Herzen, denn sie sind unsere Zukunft“, sagt Traudl Peters. „Hier können wir Integratio­n leben anstatt immer nur darüber zu sprechen.“Die Peters engagierte­n sich stets ehrenamtli­ch, das Junge Schauspiel­haus verlangte darum weder Miete noch Strom- oder Wasserkost­en.

Für viele kam der Rückzug des Ehepaars überrasche­nd. „Keiner wollte, dass wir gehen, und konnte es so recht verstehen“, sagt Harry Peters. Vor allem für Schulen und Eltern hat das Paar eine enorm wichtige Rolle gespielt, da für sie Kinder- betreuung sowie Unterhaltu­ng immer im Vordergrun­d standen.

„Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge aus der Sache“, sagt Harry Peters. „Wir hatten immer Spaß, aber irgendwann geht es nicht mehr – wir sind schließlic­h auch nicht mehr die Jüngsten“, sagt Traudl Peters.

Auch der Leiter des Jungen Schauspiel­hauses, Stefan FischerFel­s, bedauert die Entscheidu­ng des Ehepaares – jedoch sei alles in beidseitig­em Einvernehm­en abgelaufen. „Das Engagement der Peters’ war das beste, was dem Haus passieren konnte. Sie haben es hier lebenswert gemacht und waren die beliebtest­en Menschen im Haus. Ich bin ihnen sehr dankbar für all das, was sie geleistet haben“, sagt FischerFel­s.

Wie es ab März an der Bar des Jungen Schauspiel­hauses weitergehe­n wird, ist bislang ungewiss. „Wir haben noch keine Nachfolge gefunden. Minijobber, Ehrenamtle­r oder auch Geflüchtet­e wären denkbar“, sagt Fischer-Fels.

Die Pläne für die Zukunft sind beim Ehepaar Peters klar. „Wir wollen Ruhe und unser Rentnerleb­en genießen“, sagt Traudl Peters. Ende Februar ist dann endgültig Schluss mit ihrem Engagement an der „Wunderbar“. Ganz aufhören werden die beiden jedoch nicht: Im Kulturzent­rum der Generation­en unterstütz­en sie weiterhin Kinder.

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Traudl und Harry Peters hören auf. Zuletzt wurde ihnen die Arbeit in der „Wunderbar“des Jungen Schauspiel­hauses zu viel.

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