Kalenderblatt 28. Dezember 1879
Mit 193 Kilometern ist der Tay der längste Fluss Schottlands. Er mündet in den Firth of Tay, einen gigantischen Fjord nahe der Stadt Dundee. Über den Firth of Tay führt eine fast drei Kilometer lange Eisenbahnbrücke. Auf dieser Strecke, die Edinburgh mit Dundee verbindet, ereignete sich am 28. Dezember 1879 eines der schwersten Eisenbahnunglücke Großbritanniens. Bei der Planung der Brücke hatte der Architekt offensichtlich schwere Fehler begangen. Die Belastungen durch die an der Nordseeküste üblichen Stürme und die in dieser Zeit immer schneller fahrenden Züge waren völlig falsch eingeschätzt worden. Am frühen Abend des 28. Dezember 1879 war ein Schnellzug mit sechs Personenwagen nach Dundee unterwegs. Außerdem tobte über der Nordsee ein Sturm. Zeugen sagten später aus, sie hätten vom Ufer aus nur noch mit Mühe die Lichter des Zuges sehen können, die plötzlich nach unten sackten und im Nichts verschwanden. Der gesamte Mittelteil der Brücke, mehr als 1000 Meter, war zusammengefallen. Es gab keine Überlebenden. Vermutlich befanden sich neben den drei Mitarbeitern zu diesem Zeitpunkt 72 Fahrgäste im Zug. Der Dichter Theodor Fontane verarbeitete das Geschehen schon ein Jahr darauf in der Ballade „Die Brück’ am Tay“. Vier Jahre später wurde auf den Fundamenten der alten eine neue Brücke gebaut. Sie ist noch heute in Betrieb. Unser Bild zeigt die Bergungsarbeiten.