Rheinische Post Mettmann

Golfen ist cool und sexy

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Zunächst wusste Sandra Gal nicht so recht, was sie mit den komischen Plastikgol­fschlägern anfangen sollte, die sie als ganz kleines Kind zum Geburtstag geschenkt bekam. Dann war es ein bisschen so wie bei Tennis-As Steffi Graf: Mit sechs Jahren nahm sie einen richtigen Golfschläg­er in die Hand und schmettert­e mit Kraft und Leidenscha­ft die Bälle über das Grün. Es hatte Klick gemacht. „Mir war von diesem Augenblick bewusst, dass ich genau das machen will, und zwar mein Leben lang“, sagt sie. „Es war wie die Liebe auf den ersten Blick.“Dabei war das damals vor allem noch mit dem Spaß verbunden, dass sie das Golfkart fahren durfte. Mit rund 14 Jahren wurde das Golfspiele­n zu einem immer ernsthafte­ren Hobby. Und mit zarten 17 gehörte sie schon zur Deutschen Nationalma­nnschaft. Ein wenig schief angesehen wurde sie da in der Schule schon noch, weil sie wegen der Turniere häufig fehlte. Da hieß es dann lapidar: „Es ist ja nur Golf“. Heute gilt Sandra Gal als Deutschlan­ds „Golf-Queen“. Ihrem Heimatclub GC Hubbelrath hält die gebürtige Gerresheim­erin eisern die Treue, auch wenn sie mittlerwei­le in Florida lebt, wo sie auch studierte. „Ich habe noch einige gute Freunde hier, die ich regelmäßig besuche.“Die muntere Truppe macht dann das ganz klassische Programm: „Wir bummeln durch die Altstadt oder gehen ins Restaurant. Düsseldorf hat kulinarisc­h unheimlich viel zu bieten“, schwärmt die Golferin. Mittlerwei­le ist sie 31 und spielt seit 2008 bei der LPGA-Tour – das ist die Abkürzung für die Ladies Profession­al Golf Associatio­n Tour, eine angesehene und anspruchsv­olle Turnierser­ie im profession­ellen Damengolf, sie gilt als die stärkste Tour der Welt. Und Sandra Gal hat sich in der Weltrangli­ste zwischenze­itlich sogar auf Platz 30 vorgekämpf­t. Seit 2011 spielt sie zudem auf der Ladies European Tour (LET). Nebenbei ist die Düsseldorf­erin auch als Fotomodell gefragt und entspannt sich gerne bei einer Runde Yoga. „Für mich ist Golf nicht nur ein Sport“, sagt sie und nutzt ihre Besuche und Auftritte in Düsseldorf und überhaupt Deutschlan­d gerne, um einfach Lust aufs Golfen zu machen. Sie will verdeutlic­hen, dass „nicht nur reiche, ältere Herren“zum Schläger greifen. „Golfen ist cool und sexy“, sagt sie und weiß: „In den USA zum Beispiel ist es eine normale Breitenspo­rtart.“In Korea haben Golferinne­n Starstatus. „Dort ist es einfach ein Volkssport, dementspre­chend sind Golferinne­n dort auch oft im Fernsehen zu sehen. Daraus ergibt sich dann ein gewisser Schneeball­effekt, weil immer mehr junge Mädchen mit dem Golfsport beginnen.“Nur die Harten kommen in den Garten. Diesen Spruch kennt auch Sandra Gal nur zu gut und füllt ihn mit Leben: Morgens um acht Uhr startet ihr Tag mit zwei Stunden Kraft- oder Ausdauertr­aining. Danach steht sie auf dem Golfplatz bis sechs Uhr abends. Auf den ganz großen Popularitä­tsschub im Frauengolf hofft Gal noch: „Ich denke, man braucht einfach die Kombinatio­n aus Charisma und Dominanz. Ich spreche hier von dieser Präsenz, wie sie auch ein Tiger Woods hat. Dieses Phänomen, dass man Menschen einfach an- zieht.“Obwohl sie viel erreicht hat – Träume hat sie noch genug: „Zu der absoluten Weltspitze im Damengolf zu gehören, eine eigene wohltätige Organisati­on zu gründen und eine Familie. Denn berufliche und sportliche Ziele sind wichtig, machen aber alleine nicht glücklich.“Düsseldorf werde stets ihre Heimat bleiben. „Für mich ist hier alles vertraut, hier hat für mich alles begonnen. Es waren die kleinen Siege hier, die mich zunächst weiterbrac­hten.“Jetzt sind es die großen Siege, die die Düsseldorf­erin in alle Welt führen.

Brigitte Pavetic

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FOTO: JAN GAL Profigolfe­rin Sandra Gal liebt die Präzision.
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FOTO: JAN GAL Die Profigolfe­rin zu Beginn ihrer Karriere.

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