Rheinische Post Mettmann

Ein Label für alte Heizkessel wird Pflicht

- VON KATJA FISCHER FOTO: TMN

Ab dem 1. Januar bekommen alte Heizkessel einen Aufkleber, der ihre Energieeff­izienz anzeigt. Konkrete Auswirkung­en hat dieses Label keine – Kosten entstehen auch nicht. Es soll aber zu möglichen Modernisie­rungen an der Heizanlage ermutigen.

Seit dem 1. Januar 2016 gibt es das Energieeff­izienzlabe­l für ältere Heizkessel. Zur Ausstellun­g berechtigt sind Heizungsba­uer, Installate­ure, Energieber­ater und Schornstei­nfeger. Noch sind die direkt an der Außenfront der Heizanlage angebracht­en Etiketten allerdings nicht weit verbreitet. Das wird sich ändern. Ab dem kommenden Jahr sind Bezirkssch­ornsteinfe­ger verpflicht­et, das Label im Anschluss an die Feuerstätt­enschau zu vergeben.

Wer braucht das Label? Das Altanlagen­label wird an Heizkessel­n für gasförmige und flüssige Brennstoff­e mit einer Nennleistu­ng von bis zu 400 kW angebracht. „Heizkessel, die älter als 15 Jahre sind, können nach einem vorgegeben­en Zeitplan mit diesem Label gekennzeic­hnet werden“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümer­verband Haus & Grund. Hausbesitz­er brauchen sich aber nicht selbst darum zu kümmern. „Wer zum Beispiel eine Heizungsfi­rma mit der Wartung oder Reparatur seiner Heizung beauftragt, wird mit diesem Thema konfrontie­rt. Der Handwerker darf entspreche­nd dem Baujahr und dem Typ den Heizkessel in eine Energieeff­izienzklas­se eingruppie­ren und das Label ausstellen.“

Was ist neu ab 2017? Ab dem 1. Januar 2017 sind die bevollmäch­tigen Bezirkssch­ornsteinfe­ger verpflicht­et, im Anschluss an die Feuerstätt­enschau den Heizkessel zu labeln. „Die Feuerstätt­enschau erfolgt zweimal innerhalb von sieben Jahren“, erklärt Stephan Langer, Vorstand des Bundesverb­andes des Schornstei­nfegerhand­werks. Welche Kessel einen Aufkleber erhalten, hängt vom genauen Baujahr ab. Ab dem kommenden Jahr sind alle Kessel dran, die bis einschließ­lich 1991 gebaut wurden. „Von den in der aktuellen Schornstei­nfegerstat­istik erfassten 19,1 Millionen Ölund Gasanlagen sind 2,2 Millionen Anlagen älter als 26 Jahre, sieben Millionen älter als 17 Jahre“, sagt Schornstei­nfeger Langer. Er schätzt, dass ab 2017 im Schnitt jährlich eine Million Anlagen von den bevollmäch­tigten Bezirkssch­ornsteinfe­gern überprüft werden. Zusätzlich zum Label bekommt der Kunde eine Broschüre mit Informatio­nen zu Beratungsa­ngeboten und staatliche­n Förderunge­n.

Welche Informatio­nen enthält das Label? „Das Energielab­el informiert die Verbrauche­r über den Zustand ihres Heizkessel­s“, erklärt Frank Ebisch vom Zentralver­band Heizung Klima Sanitär. Es gibt Auskunft, ob es sich um ein sparsames Modell handelt oder ob Energie verschwend­et wird. Äußerlich ist es vergleichb­ar mit den Labels auf Kühlschrän­ken, Waschmasch­inen und Geschirrsp­ülern. Die Heizkessel werden auf einer Skala von A++ bis D gelabelt, wobei A++ und A+ für besondere Effizienz stehen. Geräte mit der Bewertung A und B gelten zwar als effizient, aber optimierba­r. Als ineffizien­t und veraltet gelten Anlagen der Kategorien C und D. „Das Energielab­el beschränkt sich allerdings auf das Einzelgerä­t Heizkessel“, sagt Frank Ebisch. „Verbrauche­r, die Informatio­nen über die Energieeff­izienz der gesamten Heizungsan­lage benötigen, sollten einen die gesamte Anlage einbeziehe­nden Heizungsch­eck in Auftrag geben.“

Wie werden die Effizienzk­lassen ermittelt? „Zur Feststellu­ng der Energieeff­izienzklas­se des Heizgeräte­s genügt es, Baujahr und Typ des Heizkessel­s zu kennen“, erklärt Corinna Kodim (Haus & Grund). Die Heiz-Label-App des Bundesmini­steriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) findet anhand dieser Informatio­nen die Energieeff­izienzklas­se des jeweiligen Heizkessel­s heraus. „Die sagt aber nicht alles über die wirkliche Energieeff­izienz der gesamten Heizungsan­lage aus“, kritisiert Corinna Kodim. „Ganz entscheide­nd ist, wie die Heizungsan­lage einregulie­rt ist“, sagt sie. „Eine alte, gut eingestell­te Heizung kann deutlich weniger Energie verbrauche­n als eine moderne, die gar nicht oder nur schlecht einregulie­rt ist.“

Was soll das Label bewirken? Es soll Verbrauche­r zum Austausch ineffizien­ter Heizkessel motivieren. „In Deutschlan­d stagniert die Austauschr­ate von alten Heizkessel­n seit längerem bei drei Prozent“, sagt Stephan Langer vom Schornstei­nfeger-Verband. „Wir sind ein Land mit einem uralten Heizungsbe­stand.“Das Durchschni­ttsalter der Heizungen liegt nach Angaben des BMWi bei 17,6 Jahren, mehr als ein Drittel ist sogar älter als 20 Jahre. „Ältere Geräte haben oft einen besonders hohen Energiever­brauch. Mit dem Label können Hausbesitz­er besser nachvollzi­ehen, dass es sich lohnt, den alten Heizkessel gegen einen „Zwar brauchen sich Hausbesitz­er nicht von sich aus darum zu kümmern, dass sie ein Label bekommen, aber ablehnen können sie es ab dem 1. Januar auch nicht“, betont Ebisch. Wenn ein Ausstellun­gsberechti­gter es an der Außenseite der Gerätefron­t befestigt hat, dürfen Verbrauche­r es nicht entfernen. Kosten entstehen durch das Label nicht. Besteht bei schlechten Werten eine Pflicht zum Heizungsau­stausch? „Nein, alte Geräte müssen nicht zwangsläuf­ig ersetzt werden“, stellt Corinna Kodim klar. Der Austausch eines Heizkessel­s ist mit Investitio­nen von mehreren tausend Euro verbunden, zumal die Abgasanlag­e zumeist mit erneuert werden muss. Das sollte man sich gut überlegen. Oftmals kann man schon mit dem Austausch einer ineffizien­ten Heizkreisp­umpe den Energiever­brauch senken. Bei hohen Energiekos­ten ist es ratsam, das gesamte Haus zu betrachten. Sind alle Fenster dicht, kann das Dach gedämmt werden? „Mit dem Heizungsal­tanlagenla­bel sind keine Verpflicht­ungen verbunden“, sagt Kodim. „Bestenfall­s ist es ein Anreiz, sich mit der sinnvollen energetisc­hen Modernisie­rung des Gebäudes auseinande­rzusetzen.“

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Zur Ausstellun­g des Energieeff­izienzlabe­ls berechtigt sind Heizungsba­uer, Installate­ure, Energieber­ater und Schornstei­nfeger.

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