Rheinische Post Mettmann

Viele wollen Krisenhelf­er werden

- VON NICOLE MARSCHALL

Ohne Ehrenamtle­r ist die Hospizarbe­it nicht denkbar. Ermutigung­s- und Befähigung­sseminare schulen die Helfer.

ERKRATH Die Hospizarbe­it ist ohne ehrenamtli­ches Engagement nicht denkbar. In Seminaren werden Interessie­rte auf die Sterbebegl­eitung vorbereite­t. Dabei steht das spätere Ehrenamt gar nicht im Vordergrun­d: Eingeladen sind alle, die sich für die Hospizarbe­it interessie­ren.

Neugierde? Faszinatio­n? Angst vor dem Tod? Oder einfach „nur“helfen und etwas Sinnvolles tun wollen? Oftmals sind sich die Teilnehmer gar nicht bewusst, aus wel-

Verena Penschinsk­i chen Motiven heraus, sie sich für einen Befähigung­skurs zur Sterbebegl­eitung angemeldet haben, weiß Kursleiter­in Verena Penschinsk­i: „Diese Motive an die Oberfläche zu holen, kann wie eine kleine ‘Geburt’ sein. Am Ende eines Seminarabe­nds sagte eine Teilnehmer­in: ,Ich habe gedacht, ich habe keine Angst vor dem Tod. Jetzt weiß ich, dass ich genau deswegen hier bin: um meiner Angst zu begegnen.’“

Andere wiederum kommen ganz bewusst, weil sie sterbende Menschen „nicht alleine lassen“oder den Tabuthemen „Sterben und Tod“etwas entgegense­tzen wollen. Wieder andere haben prägende biographis­che Erfahrunge­n – positive wie negative – mit der Sterbebegl­eitung gemacht, und wollen diese weitergebe­n oder korrigiere­n.

Hinter dem Interesse für die Hospizarbe­it stecke auch der Wunsch, sich weiterzuen­twickeln und zu lernen, mit Menschen in existenzie­llen Krisenzeit­en (besser) umzugehen, so Penschinsk­i: „Es gibt oft zunächst tabuisiert­e Beweggründ­e wie Neugierde und Faszinatio­n: Wie geht Sterben überhaupt? Mancher sagt: ‘Ich habe bei dem Tod meines Angehörige­n gar nicht richtig getrauert. Im Hospiz möchte ich lernen, wie das geht.’“Die Seminare sollen helfen, all diese Facetten zu ergründen.

„Teilweise suchen Menschen einen Gegenpol zur Berufsarbe­it“, schildert Penschinsk­is Kollegin Claudia Schmitz ihre Erfahrunge­n: „Ein Banker, der täglich mit Zahlen zu tun hat, sucht einen Bereich, in dem der Mensch im Mittelpunk­t steht. Oder die Altenpfleg­erin, die fünf Jahre vor der Rente steht und etwas Gewinnbrin­gendes für ihre aktuelle Tätigkeit lernen möchte.“

So wichtig ehrenamtli­che Mitarbeit für die Hospizarbe­it auch sein mag – bei den Kursen bleibt die Fra- ge nach einer späteren ehrenamtli­chen Tätigkeit außen vor. „Die Kurse sind für jeden Interessie­rten offen, so dass die Teilnehmer ihre Erfahrunge­n zunächst in das eigene Umfeld einbringen können.“

Wer sich dann für eine ehrenamtli­che Mitarbeit im Hospiz oder im ambulanten Dienst entscheide­t, wird nicht alleine gelassen: Er erhält auch nach dem Kursus Unterstütz­ung durch Gruppentre­ffen, Supervisio­n und Einzelgesp­räche mit den Koordinato­rinnen.

„Teilweise suchen Menschen einen Gegenpol zur Berufsarbe­it“

Kursleiter­in

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