Rheinische Post Mettmann

Apps stellen den Taximarkt auf den Kopf

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Taxi-Zentrale sieht Handy-Apps wie mytaxi als existenzie­lle Bedrohung. Jetzt soll die eigene App der Taxigenoss­enschaft namens „Taxi Deutschlan­d“beworben werden.

Apps, diese kleinen praktische­n Computerpr­ogramme auf dem Smartphone, revolution­ieren das Verbrauche­rverhalten. Gleichzeit­ig stellen sie aber auch bewährte Einrichtun­gen infrage. Besonders der Taximarkt bekommt diesen Wandel zu spüren – auch nachdem der umstritten­e private Mitfahrdie­nst Uber vom deutschen Markt nach vielen Rechtsstre­itigkeiten wieder verschwund­en ist.

Am Düsseldorf­er Markt sind derzeit verschiede­ne Taxi-Apps verfügbar. Neben etwa Taxi.eu oder „Taxi Deutschlan­d“gibt es den Marktführe­r namens mytaxi. An dem Unternehme­n sind mit der Deutschen Telekom und Daimler gleich zwei große Dax-Konzerne beteiligt. Für den Taxi-Kunden sind die Services der verschiede­nen Anbieter relativ ähnlich. Auf dem Handy können Kunden in der Regel verfolgen, wo das bestellte Fahrzeug gerade ist. Die Programme sind für den Fahrgast gratis. Auch die Bestellung der Taxen verursacht keine Gebühren.

Aus Sicht der Taxiuntern­ehmer und insbesonde­re der Taxi-Zentrale sieht das aber ganz anders aus. Denn für die Vermittlun­g des Fahrgastes stellt der Anbieter von mytaxi dem Taxiuntern­ehmer mindestens sieben Prozent des Umsatzes der vermittelt­en Fahrt in Rechnung. Dennis Klusmeier, dem Chef der Düsseldorf­er Taxi-Innung, ist mytaxi noch aus anderen Gründen ein Dorn im Auge. „mytaxi erhebt von den Taxi-Unternehme­rn unterschie­dlich hohe Gebühren. Daher ist der Wettbewerb verzerrt“, sagt Klusmeier. Denn mytaxi vermittele nicht einfach nur stets das nächstgele­gene Fahrzeug. „Wenn ein Taxi bei der Bestellung zwar 1000 statt 500 Meter vom Kunden entfernt ist, kann es sein, dass dennoch das weiter entfernte Fahrzeug kommt, weil dessen Betreiber etwa acht statt sieben Prozent des Fahrpreise­s an mytaxi entrichtet“, sagt Klusmeier.

Daraus macht mytaxi offensicht­lich auch kein Geheimnis. In einem offenen Brief an seine Partnerunt­ernehmen beschrieb mytaxi Anfang 2014 die damals neuen Vergabereg­eln. Danach gebe es vier Kriterien für die Vergabe des Auftrags: „1.) Nähe zum Kunden, 2.) Höhe der eingestell­ten Fairmittlu­ngsgebühr, 3.) Qualität des Taxis und Fahrers (Bewertunge­n, Abbruchquo­te, etc.) 4.) Außenwerbu­ng“. Das zuerst angefragte Taxi habe dann fünf Sekun- den Zeit, die Anfrage anzunehmen. Danach erhalte das nächste Taxi die Anfrage und danach das nächste und so weiter.

Klusmeier sieht durch mytaxi und Co. das Geschäftsm­odell der TaxiZentra­le in Gefahr. Außerdem entstünden Nachteile für Kunden, weil etwa verloren gegangene Handtasche­n oder Handys nicht per mytaxi wieder gefunden werden könnten. Auch besondere Dienste für Senioren oder behinderte Fahrgäste könne diese App nicht leisten. Daher soll eine andere, eigene App ab Beginn kommenden Jahres stärker beworben werden. „Taxi Deutschlan­d“ist nämlich die App eines Zusammensc­hlusses der deutschen TaxiZentra­len und -Genossensc­haften verschiede­ner Großstädte. Für die Mitglieder der Taxi-Innung fallen bei der App von „Taxi Deutschlan­d“ebenso wie für den Kunden keine Gebühren an. Laut Klusmeier sind sie mit den Mitgliedsb­eiträgen gedeckt.

In der Taxi-Zentrale arbeiten heute 35 Mitarbeite­r in einem Schichtsys­tem 24 Stunden am Tag und 365 Tage pro Jahr. Bislang spürt man dort noch keinen deutlichen Rückgang der telefonisc­hen TaxiBuchun­gen. Dennoch setzt man auf die eigene App.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Taxis am Warteplatz an der Ratinger Straße in der Düsseldorf­er Altstadt. Immer mehr Kunden bestellen heute die Taxen per App.

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