Rheinische Post Mettmann

Land kaufte 201 Gutachten ein

- VON THOMAS REISENER

Für die Opposition ist die „Gutachteri­tis“eine Folge rot-grüner Regelungsw­ut.

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung hat in den vergangene­n 15 Monaten 201 Gutachten bestellt. Dafür wurden bereits 11,8 Millionen Euro bezahlt; weitere rund 2,8 Millionen Euro stehen noch aus. Das geht aus der noch unveröffen­tlichten Antwort von NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) auf eine Anfrage des FDP-Fraktionsv­ize im Landtag, Ralf Witzel, hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Obwohl Rot-Grün 42 Gutachten mehr als im Vorjahresz­eitraum vergab, sanken die Kosten: 2015 fielen rund 16,5 Millionen Euro an. Im Berechnung­szeitraum 2012 bis 2014, als 260 Gutachten in Auftrag gegeben wurden, fielen im Schnitt 8,5 Millionen Euro pro Jahr an. Die meisten Gutachten bestellte auch 2016 wie- der Umweltmini­ster Johannes Remmel (Grüne). Er verursacht­e mit 2,98 Millionen Euro rund ein Viertel der externen Beratungsk­osten.

Besonders teuer war ein Gutachten, das Landeswirt­schaftsmin­ister

Norbert Walter-Borjans (SPD) Garrelt Duin (SPD) in Auftrag gab: Für geplante 1,93 Millionen Euro lässt er Idee und Betrieb eines „Kompetenz- und Innovation­szentrums Breitband“prüfen. Ein „Landeskult­urbericht“für das Kulturmini­sterium kostete 203.000 Euro, ein Gutachten zur Altenpfleg­e-Ausbildung 388.000 Euro.

In der Gutachtenl­iste findet sich auch Kurioses: Die Ausarbeitu­ng eines „Anerkennun­gsverfahre­ns für die Zertifizie­rer von Grabsteine­n“ließ NRW sich 5700 Euro kosten; eine Studie, die Film- und Fernsehpro­duktionen aus NRW mit denen anderer Länder vergleicht, 170.000 Euro. Witzel: „Würde die Regierung sich nicht ständig neue Bürokratie ausdenken, wäre ihr Beratungsb­edarf geringer.“Viele Gutachten bezögen sich auch auf Themen, für die das Land nicht zuständig sei, wie ein Gutachten zu den Arbeitsbed­ingungen von Minijobber­n.

Walter-Borjans argumentie­rt, der Einspareff­ekt sei oft größer als die Kosten. Zudem sei die Fremdverga­be von Expertisen eine Folge der Konzentrat­ion der Landesverw­altung auf ihr Kerngeschä­ft. Leitartike­l

„Der Spareffekt durch Gutachten ist größer

als deren Kosten“

NRW-Finanzmini­ster

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