Alltag einer Pendlerin
Drei Monate lang fährt unsere Autorin täglich mit der Bahn von Düsseldorf an den Niederrhein und zurück. Damit ist sie nicht alleine: Rund 4,4 Millionen Menschen in NRW pendeln jeden Tag zur Arbeit. Porträt einer Lebensform.
DÜSSELDORF In zwei Minuten muss ich los. Ich suche mein Zugticket und sprinte zur Bushaltestelle. Es ist 7.45 Uhr. Vor mir liegen zweieinhalb Stunden Weg, bis ich an meiner Arbeitsstätte ankomme. Am Hauptbahnhof steige ich in den RheinNiers-Express um. Drei Monate lang bringt er mich täglich von Düsseldorf nach Kleve, wo ich in der Lokalredaktion arbeite. Das bedeutet: täglich 104 Kilometer zur Arbeit hin und wieder zurück.
Ähnlich wie mir ergeht es in Nordrhein-Westfalen Millionen Menschen. Etwa jeder Zweite der knapp 8,9 Millionen Erwerbstätigen pendelt zur Arbeit täglich in eine andere Stadt. 22 Prozent brauchen dafür 30 bis 60 Minuten, 4,3 Prozent von ihnen sogar länger als eine Stunde. Ein Großteil nutzt lieber das Auto als den öffentlichen Personennahverkehr. Im Jahr 2012 lag der Anteil der Autofahrer laut Statistischem Bundesamt bei 68,8 Prozent.
Ich selbst bevorzuge die Bahn. Das Monatsticket kostet 118 Euro, mit dem Auto wäre ich bei etwa 200 Euro pro Monat. Also steige ich täglich erst in den Bus, dann in die Bahn und laufe anschließend noch 15 Minuten. Wenn ich den Zug betrete, starren meist alle auf ihr Smartphone, tragen Kopfhörer oder telefonieren. Die Bahn ist beinahe leer, viele müssen vor mir losfahren, um früh im Büro zu sein. Ich stecke mir meine Kopfhörer ins Ohr, in eineinhalb Stunden soll der Zug in Kleve eintreffen. Wenn ich Glück habe. Denn häufig geht auf der Strecke etwas schief. Verspätungen sind noch das kleinste Übel. An einem stürmischen Tag etwa schlug der Blitz ins Gleis ein. Alle Fahrgäste mussten in Bedburg-Hau aussteigen – eine Station vor Kleve. Einziger positiver Aspekt: Ich kam mal mit anderen Fahrgästen – fast 16.000 Menschen pendeln täglich nach Kleve – ins Gespräch. Wir schimpften gemeinsam über die Bahn und suchten nach Wegen, um ans Ziel zu kommen.
Auch Firmen in NRW müssen sich auf pendelnde Arbeitnehmer einstellen. Vodafone beispielsweise gibt an, bereits mit flexiblen Arbeitszeit-Modellen zu arbeiten. Wichtig sei demnach nicht so sehr, dass die Mitarbeiter vor Ort sind, sondern dass die Ergebnisse stimmen. Ein Arbeitnehmer aus BadenWürttemberg etwa wohnt werktags in Düsseldorf, kann aber bereits donnerstags in die Heimat fahren und freitags von dort aus arbeiten, sagt eine Sprecherin. Die Deutsche Post ermuntert ihre Mitarbeiter in der Zentrale in Bonn dazu, nicht das Auto zu nutzen, beispielsweise durch das Angebot von Job-Tickets oder durch das Programm „Mit dem Rad zur Arbeit“. Über 60 Prozent der 8000 Mitarbeiter nutzen öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder kommen zu Fuß, sagt ein Sprecher.
Nach zweieinhalb Stunden erreiche ich die Klever Redaktion – und stehe unter Zeitdruck. Ich muss meine Aufgaben so schnell erledigen, dass ich es abends pünktlich zum Bahnhof schaffe. Dafür gehe ich in der Mittagspause einkaufen.
Für Kleve bin ich Einpendler, gehöre zu den Menschen, die täglich aus einer anderen Stadt zum Arbeiten dorthin fahren. Viele Städte profitieren von dieser Gruppe. „Die Menschen erledigen zum Teil ihre Mettmann (Kreis) | 40.221 Rhein-Kreis Neuss | 36.814 Rhein-Erft-Kreis | 58.252 Rhein-Sieg-Kreis | 33.622 Rhein.-Bergischer Kreis | 25.937 15.676 Köln 11.255 Essen 10.409 Viersen (Kreis) 9323
Krefeld 7976 Mönchengladbach 7362
Wuppertal 6944 Wesel (Kreis) 6596
Duisburg Leverkusen 11.165
Bonn 10.549 Rhein-Kreis Neuss 10.236 Euskirchen (Kreis) 7682 Düsseldorf 7041 Düren (Kreis) 6020 Mettmann (Kreis) 5731