Rheinische Post Mettmann

SPD will keine „Haftanstal­ten an der Grenze“für Migranten

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BERLIN (mar) Die SPD hat Forderunge­n von CDU und CSU zurückgewi­esen, an der deutschen Grenze Transitzon­en zur Prüfung der Identität von Einreisewi­lligen einzuführe­n. „Wir wollen keine Haftanstal­ten an der Grenze“, sagte SPD-Vize Ralf Stegner unserer Redaktion. „Wir müssen die Identität jedes Flüchtling­s feststelle­n, inklusive Fingerabdr­uck. Das ist aber längst gängige Praxis in den zentralen Aufnahmest­ellen des Bundes in den Ländern“, sagte Stegner. „Ein Flüchtling, der nicht voll identifizi­ert ist, wird auch nicht an Kommunen weitervert­eilt“, betonte er.

Nach Vorstellun­gen von CDU und CSU soll in sogenannte­n Transitzon­en vor einer Einreise zunächst die Identität der Flüchtling­e geklärt und auch über viele Asylanträg­e schnell entschiede­n werden. Kritiker halten dies für wenig praktika- bel, da eine Identitäts­prüfung Monate dauern kann. Die Diskussion über Transitzon­en ist neu entbrannt, weil der Terrorverd­ächtige Anis Amri ungehinder­t nach Deutschlan­d einreisen konnte. Für die CDU hatte der nordrhein-westfälisc­he Landesvors­itzende Armin Laschet einen 15-Seiten-Forderungs­katalog für schärfere Sicherheit­sgesetze vorgelegt, der Mitte Januar beschlosse­n werden soll.

„Die Union fordert schon lange exterritor­iale Transitzon­en, in denen Menschen interniert werden“, kritisiert­e Stegner. Das unterlaufe den individuel­len Anspruch auf ein rechtsstaa­tliches Asylverfah­ren. Angesichts Hunderter Kilometer grüner Grenze sei dies „auch unpraktika­bel, zumal sich nicht jeder brav in der Transitzon­e anmeldet – schon gar keiner, der Böses im Schilde führt“, sagte Stegner.

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