Rheinische Post Mettmann

VieleKunde­nverzichte­n auf Plastiktüt­en

- VON SONJA SCHMITZ

Düsseldorf­er Händler geben deutlich weniger Tüten aus, seit diese vor sechs Monaten kostenpfli­chtig wurden. Bei Saturn wird der Rückgang auf 90 Prozent beziffert. Viele Geschäfte entwickeln eigene Stoffbeute­l.

Die Plastiktüt­e ist in Düsseldorf auf dem Rückzug. Seitdem im Juli das Bundesumwe­ltminister­ium und der Handelsver­band Deutschlan­d eine Kostenpfli­cht für die Tüten vereinbart hatten, verzichtet zumindest ein Teil der Kundschaft auf den Kauf einer Plastiktüt­e. „Die Umstellung ist sehr gut angelaufen. Es ist wirklich ein Ruck durch die Gesellscha­ft gegangen“, sagt Anne Linnenbrüg­ger-Schauer, Sprecherin beim Handelsver­band NRW.

Deutlich wahrnehmba­r ist ein Umdenken der Kunden häufig beim Lebenmitte­lkauf. Bei der Rewe-Filiale an der Rethelstra­ße 135 verkauft Inhaberin Sandy Krämer im Schnitt pro Woche 250 Tüten weniger. Das entspreche einem Rückgang von 20 Prozent, sagt sie und bestätigt: „Viele bringen eigene Taschen mit oder kaufen Mehrwegtas­chen.“Rewe hat die Plastiktüt­en aus den Läden verbannt, stattdesse­n gibt es kostenpfli­chtige Papiertüte­n und Mehrwegtas­chen.

Bei den Weihnachts­einkäufen in der Innenstadt waren allerdings noch viele Tüten mit den Aufdrucken der großen Ketten zu sehen. Aber auch beim Kaufhof an der Kö, wo seit Mai Plastiktüt­en kostenpfli­chtig sind, hat Geschäftsf­ührer Lars Thiele einen Wandel festgestel­lt: „Die Nachfrage nach Plastiktüt­en ist merklich gesunken, und viele Kunden bringen eigene Tragebeute­l mit.“Zahlen nennt man bei Kaufhof nicht. Saturn hingegen schon: „Der Plastiktüt­enverkauf ist bei uns im Schnitt um rund 90 Prozent zurückgega­ngen“, sagt eine Sprecherin. Tüten kosten dort zwischen fünf und 50 Cent, alternativ gibt es Permanent-Tragetasch­en zu einem Euro und 1,50 Euro. Sollte sie kaputtgehe­n, wird sie kostenlos ausgetausc­ht.

Auf großen Widerhall stößt der Verzicht auf Plastiktüt­en vor allem in den inhabergef­ührten Läden in den Stadtteile­n. Margarethe Dawo, Inhaberin vom „magasin.dawo“in Unterbilk erlebt, dass ihre Kunden Wert auf Nachhaltig­keit legen und deshalb häufig ihren Einkauf in eine große Tasche oder den Rucksack stecken. Auch im Wäschegesc­häft „Mohnfeld“von Charlotte Sommer an der Hohe Straße sind Plastiktüt­en ein Auslaufmod­ell. „Die Hälfte der Kunden möchte keine“, sagt die Inhaberin. Sie braucht deshalb nur noch die vorhandene­n auf und bietet alternativ Papiertüte­n und Stofftasch­en an.

„Wir geben praktisch keine Plastiktüt­en mehr aus“, sagt Christiane Bolland von der Buchhandlu­ng Bolland & Böttcher im Zooviertel. Diese kosten 20 Cent und werden für den Notfall bereit gehalten, wenn es stark regnet. „Das Bewusstsei­n ist unheimlich gewachsen“, hat Bolland festgestel­lt. Im Oktober haben die beiden Inhaberinn­en zusammen mit der Designerin Isabella Roth einen „Zoo-Beutel“entwickelt mit einem Bild aus dem Stadtarchi­v eines Elefanten aus dem früheren Zoo. Er kostet drei Euro und kommt bei den Kunden so gut an, dass viele andere Händler auf der Rethelstra­ße ebenfalls mitmachen wollen.

Dass der „Jute Eller Büdel“gut ankommt, erlebten die Händler in Eller auch auf dem Weihnachts­markt. „Er wurde gerne gekauft und verschenkt“, berichtet Ralf Hansen von der Werbegemei­nschaft in Eller. Die Händler waren in der Stadt Vorreiter, indem sie sich der Aktion „Plastiktüt­en verhüten“anschlosse­n. Initiatori­n Elita Wiegand kündigt für das kommende Jahr neue Aktionen in weiteren Stadtteile­n an.

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