ANALYSE Die
erregte Debatte, wie man Nordafrikaner nennen sollte, lässt ahnen, was uns 2017 erwartet. Doch weder versinkt das Land im Rassismus, noch haben die Linksgrünen die Sprachmacht an sich gerissen. Mehr Gelassenheit wäre hilfreich.
seits. Als breche andererseits ein neuer Totalitarismus an, in dessen Namen jeder verfolgt werde, der gegen Rassismus eintritt. Und dann wurde der „Nafri“auch noch Gegenstand eines Dressurstücks unter politischen Gegnern. „Die Menschen wollen klare Antworten, wie der Staat sie zum Beispiel vor Nafris schützt“, sagte der CSU-Politiker Alexander Dobrindt der „Passauer Neuen Presse“– und wurde dafür postwendend von Linken-Chefin Katja Kipping „rassistischer Hetzer“genannt. Das Muster der Empörung ist so simpel.
Scheindiskussionen dieser Art befördern aber nur den Eindruck, es gehe darum, politisch genehmes Reden vorzuschreiben. Das wäre jedoch so falsch, wie es unmöglich ist. Glücklicherweise definiert nicht Katja Kipping, was gesagt werden darf. Glücklicherweise definiert aber auch nicht Alexander Dobrindt, was gesagt werden muss. Was in Deutschland gesagt wird, entzieht sich (außer bei Volksverhetzung, Beleidigung und übler Nachrede) amtlicher oder politischer Setzung. Deshalb muss die öffentliche Debatte, müssen also Medien und Politik noch lange nicht denselben Ton anschlagen und dieselben Worte wählen wie Volkes Stimme. Man kann darauf achten, durch Sprache niemanden zu diskriminieren und deshalb nicht alle Nordafrikaner „Nafris“zu nennen, ohne dass man gleich ein linksgrüner Oberlehrer ist, der vom Leben draußen keine Ahnung hat.
Schrill war die „Nafri“-Woche, und schrill dürfte es bleiben. Das Wahljahr beginnt mit der Erkenntnis, wie weit die AfD bereits den politischen Diskurs geprägt hat – das Gekeife zwischen CDU und FDP inklusive Gauland-Vergleich ist nur ein Beispiel. Vielleicht wäre das ja ein guter Vorsatz für 2017: nicht über jedes Stöckchen zu springen. Ob es nun Dobrindt hinhält und „Nafri“draufsteht oder Frauke Petry und „völkisch“oder Claudia Roth und „Gender“.
All diese (Sprach-)Debatten müssen geführt werden, kein Zweifel. Aber längst nicht jede rechtfertigt es, das große Lamento über den Zustand unseres Landes anzustimmen. Das sollten wir den Radikalen überlassen.