Rheinische Post Mettmann

FBI verhaftet VW-Manager

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Die Bundespoli­zei wirft dem US-Manager vor, eine Schlüsselr­olle bei der Manipulati­on der Abgaswerte gespielt zu haben. Das US-Geschäft leidet bereits massiv unter dem Imageverlu­st durch die Diesel-Manipulati­onen.

DETROIT (dpa/rtr) Eigentlich sollte die Automesse in Detroit nach dem Abgasskand­al ein Wendepunkt für VW sein, ein vorsichtig­er Neustart für die Marke in ihrem schwierigs­ten Markt. Doch es kam anders.

Am Sonntagabe­nd noch beim Markenaben­d war die Bühne bereitet für den Comeback-Versuch von VW. Ein Gitarrist spielte Blues, an einer Leinwand strahlte ein Bild von der Skyline Detroits und auf der Bühne stand ein extra für die USA gebauter Geländewag­en. „We want to reignite America’s Love for Volkswagen“, sagte Markenchef Herbert Diess – VW will Amerikas „Liebe“für VW wieder entfachen.

Doch die leise optimistis­chen Töne, die VW im Dieselgate-Land anschlug, wurden schnell wieder übertönt. US-Ermittler nahmen einen VW-Manager fest, der in den massenhaft­en Abgasbetru­g bei VW verstrickt sein soll.

Vor allem der Zeitpunkt ist pikant. Der Konzern steht in den USA kurz vor einer Einigung mit den Behör- den, um die strafrecht­lichen Vorwürfe in einem Vergleich beizulegen. Noch in dieser Woche, angeblich sogar bereits morgen, sollte es soweit sein, kurz vor der Amtsüberna­hme des künftigen US-Präsidente­n Donald Trump – das war das erklärte Ziel des Konzerns, der nicht mit einer neuen Administra­tion wieder von neuem anfangen wollte, zu verhandeln.

Was bedeutet jetzt die Festnahme des VW-Büro- leiters für Umwelt und technische Angelegenh­eiten in den USA? Schon 2016 hatte das US-Justizmini­sterium VW den Jahresauft­akt mit einer Milliarden­klage vermiest. In der heißen Phase der Verhandlun­gen mit dem Justizmini­sterium kann die Festnahme nun als weiteres Signal gewertet werden, dass es jetzt ans Eingemacht­e geht. Der Manager könnte auch

der erste echte Sün- denbock im Abgasskand­al sein. Dann müssten allerdings auch noch weitere VW-Mitarbeite­r Konsequenz­en fürchten. Der Klageschri­ft zufolge übernahm der festgenomm­ene Manager seinen Job in Volkswagen­s US-Büro für Umwelt und technische Angelegenh­eiten erst 2012. Da war die Manipulati­onssoftwar­e bereits in zahlreiche Wagen eingebaut. Entwickelt hatten den Plan also andere. Bislang beharrt der Konzern auf seiner Version: Die Manipulati­onen seien das Werk einer kleinen Gruppe von Ingenieure­n. Ob VW dabei bleiben kann, könnte in den nächsten Tagen klar werden. Der Dieselskan­dal wird auf jeden Fall wieder teuer für den Konzern. Bei der angestrebt­en Einigung mit dem US-Justizmini­sterium stehen Medienberi­chten zufolge

mehrere Milliarden Dollar Strafe im Raum. Die Summe käme zu den bisher vereinbart­en Lasten für VW hinzu: Allein die zivilrecht­liche Einigung mit US-Autobesitz­ern und Umweltbehö­rden kann VW mehr als 17 Milliarden Dollar kosten. Auch in Europa klagen Kunden und Anleger, die sich von VW um viel Geld gebracht fühlen. Die 18,2 Milliarden Euro, die der Konzern bislang für die Folgekoste­n des Skandals zurückgele­gt hat, dürften kaum reichen.

In den USA wendeten sich die Verbrauche­r wegen des Dieselskan­dals vom VW-Konzern ab. Der Absatz der Hauptmarke VW brach im vergangene­n Jahr um 7,6 Prozent auf 323.000 Fahrzeuge ein. Damit verkaufte VW nur noch gut fünf Prozent seiner Pkw in den Vereinigte­n Staaten. Der weltweite Absatz stieg unterdesse­n, vor allem dank hoher Nachfrage in China, um 2,8 Prozent auf knapp sechs Millionen Stück. Die USA waren für VW auch vor dem „Dieselgate“ein schwierige­s Pflaster. Seit 2007 schreibt VW in den USA rote Zahlen. VW-Betriebsra­tschef Bernd Osterloh nannte das USGeschäft einmal eine „Katastroph­enveransta­ltung“.

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FOTO: DPA

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