Kalenderblatt 10. Januar 1961
Jacob und Wilhelm Grimm hatten lange gezögert, bevor sie das Projekt eines Deutschen Wörterbuchs in Angriff nahmen. Zu groß, zu umfassend erschien ihnen diese Arbeit, die mit ihren Pflichten als Universitätsprofessoren kaum zu vereinbaren war. Die Bedenken sollten sich bewahrheiten, keiner der Brüder erlebte, wie das Wörterbuch vollendet wurde. 1838 hatten sie trotz aller Zweifel die Aufgabe angenommen, doch erst nach den politischen Unruhen von 1848/49 mit der Arbeit an einzelnen Artikeln begonnen. Das Wörterbuch sollte Herkunft und Bedeutungsgeschichte jedes in der deutschen Sprache üblichen Wortes erläutern. Wilhelm Grimm, der den Buchstaben „D“bearbeitet hatte, starb 1859. Jacob lebte bis 1863 und starb über der Bearbeitung des Wortes „Frucht“, nachdem er die Bände zu den Buchstaben „A“, „B“, „C“und „E“beendet hatte. Zunächst machten ehemalige Mitarbeiter der Brüder weiter, später waren es wechselnde Autoren, die ihren Beitrag zum Deutschen Wörterbuch leisteten. Doch erst 1961 war es soweit: Am 10. Januar 1961 wurde in Ost-Berlin die Druckerlaubnis zum letzten Band erteilt. Das Werk, das nach seinen ersten Autoren auch „Der Grimm“genannt wird, war nun vollständig. Die Aktualisierung der ältesten Artikel hatte da bereits begonnen. Schon 1957 war die Neubearbeitung als deutsch-deutsches Projekt zwischen Göttingen und Ost-Berlin beschlossen worden.