Rheinische Post Mettmann

Zeugen sagen im Kantholz-Fall aus

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Freundin des Opfers bekam von Streit um laute Musik nichts mit.

Mit Zeugenvern­ehmungen wurde der Landgerich­tsprozess um den Kantholz-Fall gestern fortgesetz­t. Die damalige Freundin eines 44Jährigen, der im Oktober 2013 an der Bahnhaltes­telle „An der Piwipp“von einem Schüler mit einem Kantholz getötet wurde, sagte dabei aus. Ein weiterer Fahrgast, der an dieser Station ebenfalls ausgestieg­en war, berichtete, er habe damals das Geräusch eines fallenden Holzstücke­s gehört, sich umgedreht und den 44Jährigen blutüberst­römt am Boden gesehen.

Abends war der 44-Jährige in die Bahn der Linie 717 gestiegen, um seine Freundin von der Arbeit abzuholen. Die Frau sagte nun, er habe den Gürtel lose in den Hosen– schlaufen gehabt, den Gürtel in der Bahn aber herausgezo­gen und in der Hand gehalten. Ob ihr Freund bei dieser Fahrt dann Streit bekam mit drei Jugendlich­en wegen deren angeblich zu lauter Musik, habe sie nicht mitbekomme­n. Doch beim Aussteigen des Schüler-Trios „An der Piwipp“folgte ihr alkoholisi­erter Freund diesen Jugendlich­en, einer von ihnen hatte vorher noch ein herrenlose­s Kantholz aus der Bahn mitgenomme­n.

Auf dem Bahnsteig kam es zum tödlichen Streit. Die Jugendlich­en pochten auf Notwehr, weil der 44Jährige einen von ihnen mit einem Gürtel angegriffe­n habe. Die Anklage gegen einen damals 17-jährigen Schüler lautet nun aber auf Totschlag. Er soll nach den Worten der Freundin in die Bahn gerufen haben, der 44-Jährige solle aussteigen, wenn er sich traue. Erst da sei der Mann ausgestieg­en. Ob er mit dem Gürtel aber den 17-Jährigen angriff, in Notwehr einen Kantholz-Schlag gegen die Rippen erhielt, dann den tödlichen Schlag gegen den Kopf – das habe sie nicht beobachtet, so die Frau.

Ermittler waren zunächst von Notwehr des Schülers ausgegange­n, weil seine Freunde den Angriff bestätigt hatten. Erst auf Drängen eines Opfer-Anwalts war doch Anklage erhoben, der Prozess (mit Rücksicht auf das Alter des Schülers) ohne Publikum in der Vorwoche gestartet worden. Am Donnerstag geht der Prozess weiter.

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FOTO: DPA Das 44-jährige Opfer war mit diesem Kantholz getötet worden, das einer der Jugendlich­en aus der Bahn mitgenomme­n hatte.

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