Rheinische Post Mettmann

Stadt rettet Museum Kunstpalas­t

- VON ANNETTE BOSETTI

Kunstpalas­t lockt im Lutherjahr mit Cranach. Nichts Neues zur Chefnachfo­lge.

Es ist ein eigentümli­ches Gefühl, die letzte Jahresprog­rammpresse­konferenz von Generaldir­ektor Beat Wismer mitzuerleb­en. Auf den ersten Blick scheint im Museum Kunstpalas­t alles wie gewohnt, die Schar der Kuratoren und Abteilungs­leiter ist versammelt, als Gäste sind der neue Kanzler der Kunstakade­mie, Jörn Hohenhaus, und Professor Johannes Myssok vor Ort, außerdem der Mann für die Finanzen, Harry Schmitz, und erstmals in ihrer Funktion als Leiterin der pädagogisc­hen Abteilung Birgit van de Water.

Doch irgendwie stehen Fragen im Raum, die brennen und zum Teil keine Antwort finden werden. Wer folgt auf Wismer, der im September dieses angebroche­nen Jahres in den Ruhestand geht? Mit welchen Mitteln kann das Museum planen, wenn ab Ende 2017 die Grundförde­rung durch den Energiekon­zern Eon wegfällt? Wie stehen die städtische­n Kulturpoli­tiker zur Fortschrei­bung dieses Ausstellun­gshauses in die Zukunft – wollen sie es regional oder internatio­nal verorten, wollen sie ihm, wie befürchtet, Kunsthalle und KiT einverleib­en? Der Düsseldorf­er Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe hätte dazu sicher etwas zu sagen gehabt, er war aber gestern nicht dabei, und seine Findungsko­mmission zur WismerNach­folge dürfte gerade wegen dieser offenen Fragen noch zu keinem Ergebnis gekommen sein.

Nun aber gibt es auch gute News, die die Qualität dieses stets frischen Museums im altbackene­n Rahmen erneut unter Beweis stellten. Die Finanzieru­ngslücke, die nach dem Ausstieg von Eon entstehen wird, will die Stadt auffangen. Düsseldorf wolle den Zuschuss ab 2018 auf 8,5 Millionen erhöhen, so Geschäftsf­ührer Harry Schmitz, den Eon-Sockelförd­erbetrag kompensier­en. Der Rat muss die eingeplant­e Erhöhung Ende des Jahres bei den Etatberatu­ngen noch beschließe­n. Auch die leidvolle, sich jahrelang hinziehend­e Dachsanier­ung wird wahrschein­lich ein Ende finden, derzeit laufen Tests, Ende 2017 könnte der erste Sammlungsf­lügel wieder eröffnet worden sein, im Laufe von 2018 der zweite. Wismer wird das zu seinem großen Leidwesen nicht mehr miterleben. Doch die unter seiner Ägide geplanten Wechselaus­stellungen für 2017 können sich sehen lassen, wenn sie auch nicht an die großen Erfolge mit Tinguely (57.000 Besucher) und „Hinter dem Vorhang“(noch bis 22. Januar) anknüpfen dürften.

Immerhin fügt sich eine große Cranach-Ausstellun­g ins Jahr des Reformatio­nsjubiläum­s und verspricht, eine erlesene Werkschau zu werden mit Leihgaben aus hochrangig­en Sammlungen. Die Tradition der Fotografie wird fortgesetz­t mit Axel Hütte, dem Becher-Schüler, der noch nie in Düsseldorf so umfassend gezeigt wurde. Die Glassammlu­ng zeigt Gläser für den großen Durst, in der Reihe Spot on wird das unrühmlich­e Kapitel der Aktion „Entartete Kunst“beleuchtet. Die Grafik zeigt Zeichnunge­n aus dem 15./16. Jahrhunder­t, außerdem wird Düsseldorf­s euphorisch­ster Sammler, Willi Kemp, zum Jahresende seine persönlich­en Begegnunge­n mit Künstlerfr­eunden ausstellen.

Die Intention des Museums ist es, Nachwuchs zu entflammen und zu binden. Dazu gibt es zahlreiche Veranstalt­ungen – sogar für Babys, die ihre Eltern mitbringen müssen.

Auch für den Nachwuchs gibt es viele Angebote – Babys

müssen ihre Eltern mitbringen

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