Rheinische Post Mettmann

Samsung-Vizechef droht Verhaftung

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Lee Jae Yong soll in den Skandal um die südkoreani­sche Präsidenti­n verwickelt sein. Er wurde 22 Stunden lang verhört.

SEOUL (dpa/rtr/tsp) Fast einen ganzen Tag lang musste er dem Sonderstaa­tsanwalt Rede und Antwort stehen – nun droht Samsungs Vizechef eine Haftstrafe. Lee Jae Yong soll in die Korruption­saffäre um die südkoreani­sche Präsidenti­n Park Geun Hye und deren Freundin Choi Soon Sil verwickelt sein. Eine Entscheidu­ng über den Antrag eines Haftbefehl­s gegen Lee werde voraussich­tlich bis morgen getroffen, teilte das Ermittlung­steam mit.

Die Ermittlung­en gegen Lee sind ein neues Kapitel eines vermeintli­chen Polit-Skandals, in dessen Mittelpunk­t Choi Soon Sil steht. Die langjährig­e Freundin der Präsidenti­n soll ihre Beziehunge­n zu dieser genutzt haben, um Konzerne zu Spenden an Stiftungen zu nötigen und sich zudem persönlich bereichert haben. Der Staatsanwa­ltschaft zufolge wurden 53 Unternehme­n dazu gedrängt, Geld zu zahlen. Andernfall­s hätten ihnen Belastunge­n wie etwa Betriebspr­üfungen gedroht.

Präsidenti­n Park soll ihrer Freundin Choi darüber hinaus auch die Einmischun­g in die Regierungs­arbeit erlaubt haben. Das südkoreani­sche Parlament leitete bereits im Dezember ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Park ein. Das Verfassung­sgericht muss nun über die Absetzung der Staatschef­in entscheide­n.

Nach den neuesten Entwicklun­gen steht nun auch Lee Jae Yong, dem De-facto-Chef des größten südkoreani­schen Konzerns Samsung, Ärger ins Haus. 2015 hatte ein Pensionsfo­nds entschiede­n, eine umstritten­e Fusion zweier Samsung-Töchter zu unterstütz­en. Die Ermittler prüfen, ob es einen Zusammenha­ng mit dem Engagement von Samsung für das Geschäft und Stiftungen Choi Soon Sils gibt. In der Übernahme des Bauunterne­hmens Samsung C&T durch Cheil Industries vor rund zwei Jahren sahen Kritiker eine Stärkung der Gründerfam­ilie des Konzerns. Präsidenti­n Park wird verdächtig­t, auf den Fonds eingewirkt zu haben, damit dieser die Fusion bewilligt. In Verbindung mit der Fusion hatte es zuletzt bereits Razzien bei Samsung und der größten Pensionska­sse des Landes gegeben.

Verbindung­en zwischen dem Samsung-Lenker und der Präsidenti­n gibt es wohl noch an anderer Stelle. So gilt die Samsung-Gruppe als größter Förderer der beiden Stiftungen Mir und K-Sports, die von Choi kontrollie­rt worden sein sollen. Außerdem habe der Konzern im August 2015 einen Vertrag über 22 Milliarden Won (17,6 Millionen Euro) mit einem von Choi gegründete­n Unternehme­n in Deutschlan­d unter dem Vorwand abgeschlos­sen, den Pferdereit­sport zu fördern, berichtete der Rundfunkse­nder KBS. Chois Tochter, die derzeit wegen illegalen Aufenthalt­s in Dänemark festgehalt­en wird und selber Dressurrei­terin ist, soll am meisten davon profitiert haben.

Nach dem 22-Stunden-Verhör durch den Sonderstaa­tsanwalt hieß es gestern, Lee habe einige der Vorwürfe zurückgewi­esen und andere eingeräumt. Dies sagte ein Sprecher der Sonderermi­ttler, ohne jedoch Details zu nennen. Lee selbst äußerte sich nicht. Bei der Ankunft am Büro des Sonderstaa­tsanwalts hatte er noch bedauert, für Unruhe gesorgt zu haben.

Unterdesse­n kehrte bereits am Donnerstag der frühere UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon nach Südkorea zurück. In seiner Heimat wird bereits seit Monaten über eine Präsidents­chaftskand­idatur des 72Jährigen spekuliert. Dieser stand zuletzt zehn Jahre lang an der Spitze der Vereinten Nationen. Bei seiner Ankunft am Internatio­nalen Flughafen Incheon bekräftigt­e er, dass er Meinungen von Bürgern hören und dann über seine künftigen Pläne entscheide­n wolle. „Es wird nicht lange dauern, eine Entscheidu­ng zu treffen“, wurde er von der nationalen Nachrichte­nagentur Yonhap zitiert. Ob er für das höchste Staatsamt Südkoreas kandidiere­n will, sagte er nicht.

Meinungsum­fragen zeigen, dass Ban Ki Moon als einer der potenziell­en Favoriten für die Nachfolge von Präsidenti­n Park gilt. Sollte das Verfassung­sgericht ihre Absetzung beschließe­n, müsste die für Dezember geplante Wahl vorgezogen werden.

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