Rheinische Post Mettmann

Knapp daneben ist auch vorbei

- VON SASKIA NOTHOFER

Entgegen den Prognosen der Meteorolog­en ist das Schneechao­s im Rheinland gestern ausgeblieb­en. Doch wie können sich die Experten derart täuschen? Für die Nacht zu Montag geben sie nun eine ähnliche Warnung heraus.

DÜSSELDORF Es sollte gestern zu chaotische­n Verhältnis­sen auf den Straßen in NRW kommen. Vor bis zu 20 Zentimeter Neuschnee, im Flachland weniger, hatten die Meteorolog­en noch am späten Donnerstag­abend gewarnt. Doch Rheinland und Ruhrgebiet blieben fast schneefrei. „Das Tief ,Egon’ ist ein sogenannte­r Schnellläu­fer“, erklärt Stefan Laps vom Wetterdien­st Meteogroup. „Diese führen ein Eigenleben, sind unberechen­bar, weshalb die Wettermode­lle Schwierigk­eiten haben, sie zu erfassen.“Erst gegen 1 Uhr in der Nacht sei absehbar gewesen, dass das Schneechao­s am Morgen ausbleiben würde. „Vorher war die Entwicklun­g so nicht erkennbar“, sagt Laps.

Laut Gerd Budilovsky vom Deutschen Wetterdien­st sei die Temperatur schlichtwe­g ein bis zwei Grad höher gewesen als erwartet. „So blieb der Schnee aus“, sagt der Meteorolog­e. Außerdem sei das Zentrum des Sturms, in dem weniger Niederschl­ag als am Rand fällt, genau über das Rheinland gezogen. Hätte der Niederschl­ag allerdings früher eingesetzt und wäre es nur wenige Grad kälter gewesen, hätten sich die Prognosen bewahrheit­et.

Meteorolog­en könnten sich jedoch der Wahrheit nur nähern, sie aber nie genau treffen, formuliert es das Hamburger Institut für Wetterund Klimakommu­nikation. Trotzdem habe sich die Qualität der Wettervorh­ersage enorm verbessert. So sei die Prognose im Jahr 1960 für den nächsten Tag so gut gewesen wie heute für den fünften Tag. Die Trefferquo­te einer 24-StundenPro­gnose liegt nach Angaben des Wetterport­als wetter.net heute zwischen 90 und 95 Prozent.

Bei den Prognosen für die Hochlagen in Eifel und Sauerland sowie im Münsterlan­d lagen die Experten auch richtig. Dort hat es kräftig geschneit. Was auch für Unfälle und Verkehrsbe­hinderunge­n sorgte. So hatten sich etwa Lastwagen mit Sommerreif­en an Steigungss­trecken festgefahr­en, wodurch die Autobahn 4 streckenwe­ise gesperrt werden musste. Zwischen Lüdenschei­d und Freudenber­g bei Siegen lag eine geschlosse­ne Schneedeck­e auf der Fahrbahn. Mehrere Auffahrten waren für Lastwagen nicht mehr passierbar. Im Münsterlan­d musste die A 30 bei Rheine gesperrt werden, weil sich auf verschneit­er Straße ein Lastwagen quergestel­lt hatte.

Auch die Bahn war betroffen. In der Eifel stürzte ein Baum zwischen Gerolstein und Birresborn auf ein Gleis und behinderte den Zugverkehr. An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn dagegen war der Flugverkeh­r gestern ohne Probleme gestartet. „Hier ist alles grün“, sagte ein Sprecher des Düsseldorf­er Airports.

Für heute und morgen erwarten die Experten weiterhin viel Niederschl­ag und niedrige Temperatur­en. Im Flachland soll es laut dem Meteorolog­en Laps bei Schneerege­n bleiben, oberhalb von etwa 300 Metern sei aber mit heftigem Schnee- fall und Glätte zu rechnen. Die Temperatur­en sollen heute zwischen ein und vier Grad erreichen, morgen aber nur noch zwischen null und zwei Grad betragen.

„Zum Beginn der Woche wird es dann richtig kalt“, prognostiz­iert Laps. „Ab Montag gibt es bei minus ein bis minus sechs Grad Dauerfrost.“Und so kann es laut den aktuellen Berechnung­en der Meteorolog­en in der Nacht zu Montag auch in ganz NRW wieder schneien und glatt auf den Straßen werden. Am Montagmorg­en müsse daher mit Staus und Behinderun­gen im Berufsverk­ehr gerechnet werden.

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FOTOS: DPA, MONTAGE: ZÖRNER Nach den Prognosen der Meteorolog­en hätte es auch im Rheinland und im Ruhrgebiet gestern so weiß aussehen sollen wie in Thüringen (l.). Doch viele NRW-Städte (hier Köln) blieben stattdesse­n fast schneefrei.

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