Rheinische Post Mettmann

Der Stadt fehlt eine öffentlich­e Toilette

- VON OLIVER WIEGAND

Was ist, wenn man in Mettmann mal dringend auf die Toilette gehen muss? Ein stilles Örtchen in der Kreisstadt fehlt seit Jahren. Vor allem Behinderte sind aber darauf angewiesen. Eine Bestandsau­fnahme.

METTMANN Der Mettmanner Heinrich Strahl ist 61 Jahre alt und leidet an Inkontinen­z. „Wenn ich auf die Toilette muss, kann ich nicht lange warten“, sagt er. In den vergangene­n Wochen hat er Probleme, in der Kreisstadt ein stilles Örtchen zu finden. Es gibt zwar die Toilette im Kiosk auf dem Jubiläumsp­latz, te und vor allem auch als öffentlich­e Toilette ausgewiese­n. Doch Hans Stauff hat es mit seinem Rollstuhl oft genug probiert. Nur mit großer Mühe erreicht er das WC. Nicht viel besser sieht es ein paar Meter weiter in der Gaststätte Frankenhei­m aus. Mit dem Rollstuhl schaffe man es zwar in die Toilette, aber die Tür lässt sich nicht richtig schließen. „Da kann man von der Theke aus reinsehen“, sagt Stauff. Endgültig vorbei ist es wohl auch mit der Toi- lette am Parkhaus Neanderstr­aße. Die war behinderte­ngerecht und die Berechtigt­en konnten sie mit einem „Euro-Schlüssel“kostenlos benutzen. Doch seit der Betreiber wech- selte, wurde das Schloss ausgetausc­ht und die Toilette nicht wieder geöffnet. Einzig die Toilette in der Kö-Galerie ist öffentlich und auch für Rollstuhlf­ahrer nutzbar. Doch sie liege laut Stauff zu weit außerhalb des Zentrums und sei zudem schlecht ausgeschil­dert. Schon vor drei Jahren wandte sich Stauff in einem Bürgerantr­ag an den Rat. Er könnte sich eine neue öffentlich­e Toilette am Standort der jetzigen Holzhäusch­en (Schlüsseld­ienst und ehemaliger Obst- und Gemüselade­n) am Jubi vorstellen. Ein weiterer Aufstellpl­atz könnte die Ecke vormals Hoffstaedt­er neben der Haltestell­e sein. Der Ort liege zentral und sei gut einsehbar, um ihn so auch vor Vandalen zu schützen.

Stauff hatte an eine Sponsorenl­ösung gedacht. Die Stadtwerke Düsseldorf könnten das Wasser sponsern, ein Stromanbie­ter könnte den Strom finanziere­n. Von Drogerien könnten Toilettenp­apier, Papierhand­tücher und Seifenspen­der erbeten werden. Auch eine öffentlich­e Sammlung oder der Verzicht auf Sitzungsge­lder (einmal im Jahr) der Ratsmitgli­eder seien Finanzieru­ngsmöglich­keiten, hatte Stauff formuliert. Doch daraus geworden ist nichts. „Ich bin heute noch sauer“, sagt Stauff. Denn als der Rat zur Ortsbesich­tigung antrat, hörte er zwei Politiker sagen, „dafür haben wir kein Geld, den Antrag schmettern wir ab“. Genau so sei es dann auch gekommen.

Vonseiten der Stadt ist der Standpunkt eindeutig: „Die Politik hat uns nie den Auftrag erteilt. Deswegen sind wir nicht in der Bringschul­d, eine öffentlich­e Toilette zu bauen“, sagt Fachbereic­hsleiter Kurt-Werner Geschorec. Und wie sieht es mit Toiletten aus, wie wir sie aus der Düsseldorf kennen? Meist prangen große Werbelogos darauf, sie kosten den Benutzer aber trotzdem Geld und verfügen über ein Selbstrein­igungssyst­em. „Wir haben mit einem Anbieter gesprochen“, sagt Geschorec. Doch das lohne sich in Mettmann nicht, so eine Toilette könne nicht durch Werbung refinanzie­rt werden. Neben den hohen Kosten für die Anschaffun­g (bis zu 60.000 Euro) würden also monatliche Kosten für Wasser, Seife und die Reinigung hinzukomme­n.

Was bleibt, ist die Idee der „netten Toilette“, die in anderen Städten funktionie­rt. Geschäftsl­eute kennzeichn­en ihren Laden entspreche­nd und stellen den Kunden ihre Toilette zur Verfügung. Im Bürgerauss­chuss wurde vor knapp vier Monaten beschlosse­n, dass die Stadtverwa­ltung mit der Händlersch­aft und der Gastronomi­e Gespräche führt, um die aktuelle Bereitscha­ft abzufragen. Ergebnis: Zu wenig Geschäfte wollten mitmachen.

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