Rheinische Post Mettmann

Geburtsort: Autobahn 61, Kilometer 13,5

- VON HEIKE AHLEN

Als Sonja Peters in den Wehen lag, sollte sie von ihrem Vater ins Krankenhau­s gebracht werden. Doch die Fahrt endete auf der wegen eines Unfalls gesperrten A 61 bei Viersen. Zwei Feuerwehrm­änner halfen dem kleinen Mateo auf die Welt.

VIERSEN Wenn in Geburtsurk­unden der Ort genau angegeben würde, dann würde bei Mateo Peters „A 61 Richtung Koblenz, Kilometer 13,5, Viersen“stehen. Weil sich alles so gut fügte, ist der ansonsten berüchtigt­e „Freitag, der 13.“für die inzwischen vierköpfig­e Familie aus Lobberich zum Glückstag geworden.

Alles fing gegen 16 Uhr an. Sonja Peters (33) spürte erste Wehen. Das kannte sie noch vom ersten Sohn der Familie, von Johannes (14 Monate). Und sie wusste eben auch, dass es noch etwas dauern kann,

„Der Stau war doch gut – so waren sie bei der Feuerwehr in den besten Händen“

Johannes Peters wenn sich die ersten Wehen anmelden. Ihre Eltern kamen vorbei, um sich ein wenig mit dem werdenden großen Bruder zu beschäftig­en.

Ehemann Johannes (32) war noch bei der Arbeit. „Ich bekam den Anruf, dass es langsam losgeht, wollte noch den Lkw wegbringen, mich umziehen, und dann sollte es zum Krankenhau­s gehen“, erzählt er. Da erreichte ihn ein weiterer Anruf – diesmal war es die Schwiegerm­utter, die sagte, er könne direkt zum Krankenhau­s fahren. Sonja und ihr Vater seien schon mal los, weil die Wehen stärker würden. Kurz vor Süchteln war die Fahrt zu Ende.

„Irgendwann auf der A 61 hat mein Vater dann gesagt: Hier kommen wir nicht weiter, da ist Stau“, erzählt die 33-Jährige. Was die beiden nicht wussten: Nach einem kleineren Unfall war an einem Lkw der Tank aufgerisse­n, Diesel lief aus. Die Feuerwehr war im Einsatz, fing den Treibstoff auf und streute die Autobahn ab.

Inzwischen kamen die Wehen in immer kürzeren Abständen. „Ich habe dann gesagt: Fahr auf dem Standstrei­fen, wir müssen ins Krankenhau­s“, sagt Sonja Peters. Die Fahrt endete am Einsatzfah­rzeug der Feuerwehr. „Da stieg ein älterer Herr aus und lief wild winkend auf uns zu“, sagt Frank Scott. Der 33Jährige und sein Kollege Frank Hajda gehören zu den Hauptamtli­chen Kräften der Freiwillig­en Feuerwehr. Immer sieben Wehrleute sind rund um die Uhr an der Viersener Wache im Dienst. Weil sie auch im Rettungsdi­enst, also auf den Rettungswa­gen der Stadt, eingesetzt werden, haben sie die Zusatzqual­ifikation zum Rettungsas­sistenten. Frank Scott und Frank Hajda (38) sind auch bereits als Notfallsan­itäter – das ist eine noch höhere Qualifikat­ion, die bald den Rettungssa­ni- täter ablösen soll – ausgebilde­t. Im Rettungsdi­enst haben sie auch schon Geburten erlebt.

Es gelang ihnen noch, Sonja Peters vom Beifahrers­itz auf die Rückbank des Wagens zu bringen, dann konnten sie schon Mateos Köpfchen sehen. Um 17.23 Uhr am Freitag, den 13., erblickte er das Licht der Welt und wurde sofort in die warmen Fleecejack­en der Wehrleute gewickelt. Als er im Arm seiner Mutter lag, traf auch der angeforder­te Rettungswa­gen ein.

Johannes Peters verbrachte zunächst bange Minuten im Allgemeine­n Krankenhau­s in Viersen. Denn hier waren natürlich weder seine Frau noch sein Schwiegerv­ater eingetroff­en. „Das Personal sagte nur etwas von einem Rettungswa­gen, der kommen sollte“, sagt der zweifache Vater. Auf den Handys von Frau und Schwiegerv­ater meldete sich niemand. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte er endlich seine Frau. „Und die sagte mir: Mateo ist da, wir sind im Rettungswa­gen und kommen jetzt.“

Am Tag danach war er rückblicke­nd froh, dass alles so gekommen ist: „Bis ins Krankenhau­s hätten sie es so oder so nicht mehr geschafft. Da war der Stau doch gut, so waren sie bei der Feuerwehr in den besten Händen.“

 ?? FOTO: HEIKE AHLEN ?? Alle freuen sich gemeinsam, dass es Mutter und Kind gut geht und sie sich nun im Allgemeine­n Krankenhau­s Viersen erholen können – Oberärztin Sabine Zöllner, Frank Scott, Papa Johannes Peters, Frank Hajda und Sonja Peters mit Mateo (v. l.).
FOTO: HEIKE AHLEN Alle freuen sich gemeinsam, dass es Mutter und Kind gut geht und sie sich nun im Allgemeine­n Krankenhau­s Viersen erholen können – Oberärztin Sabine Zöllner, Frank Scott, Papa Johannes Peters, Frank Hajda und Sonja Peters mit Mateo (v. l.).

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