Rheinische Post Mettmann

Freundscha­ft auf Zeit

- VON JENS MATTERN

Polen feiert den Einzug von rund 3500 US-Soldaten aus Colorado. Die neue Brigade soll die Nato-Ostflanke verstärken.

SAGAN Kinder kletterten begeistert auf die wüstentarn­farbenen Panzer im Schneetrei­ben und bekamen ein US-Fähnchen geschenkt: Polen feierte am Samstag den Einzug einer amerikanis­chen Brigade – rund 3500 Soldaten aus Colorado und 87 Panzer sollen die Nato-Ostflanke verstärken. Verteidigu­ngsministe­r Antoni Macierewic­z begrüßte die US-Soldaten mit den Worten: „Auf Sie haben wir seit Jahrzehnte­n gewartet!“Ministerpr­äsidentin Beata Szydlo betonte in ihrer Willkommen­srede im westpolnis­chen Sagan: „Ich möchte Ihnen danken, dass Sie mit uns sind, und hoffe, dass Ihnen allen Ihr Aufenthalt in Polen lange in Erinnerung bleiben wird.“Es sei ein großer Tag für Polen, erklärte sie, „da wir heute hier die Vertreter der besten, stärksten und größten Armee der Welt begrüßen dürfen.“

In einem Rotationsv­erfahren sollen sich die US-Truppen in Polen aufhalten und an unterschie­dlichen Stützpunkt­en anwesend sein. So soll die Nato-Zusage an den Kreml eingehalte­n werden, nach der keine größeren Kampfeinhe­iten östlich von Deutschlan­d stationier­t würden. Im schlesisch­en Städtchen Sagan soll der Hauptteil des US-Militärs stationier­t werden. Polen fürchtet, wie auch andere baltische Staaten seit der Krim Annexion durch Russland, einen Angriff auf sein Territoriu­m. Genauer gesagt einen Hybridkrie­g, wobei Truppen ohne Hoheitsken­nzeichen in polnische Gebiete einsickern würden.

Die Unterstütz­ung durch die Amerikaner, die im vergangene­n Sommer auf dem Nato-Gipfel in Warschau beschlosse­n wurde, betrachtet die regierende „Recht und Gerechtigk­eit” (PiS) als großen Erfolg.

Gleichzeit­ig ist man an der Weichsel offiziell von der kommenden Präsidents­chaft Donald Trumps sehr angetan. Schließlic­h gibt es durchaus Parallelen in der Rhetorik zwischen der PiS und Trump: Man sei gegen das Establishm­ent und wolle den einfachen Leuten wieder zu gut bezahlter Arbeit verhelfen. Staatspräs­ident Andrzej Duda schwärmte Ende Dezember von einem Telefonges­präch mit dem designiert­en US-Staatsober­haupt, der ihm versichert habe, er habe viele polnische Kontakte und kenne „die Probleme des Landes“.

Doch Trumps Nähe zu Putin bereitet Warschau inoffiziel­l durchaus Kopfzerbre­chen. Für merkliche Verunsiche­rung sorgte etwa ein Twitter-Beitrag Trumps am siebten Januar: „Ein gutes Verhältnis mit Russland zu haben, ist eine gute Sache, keine schlechte Sache. Nur dumme Leute oder Narren würden denken, dass dies schlecht ist.“Der polnische Außenminis­ter Witold Waszczykow­ski wiegelte nach einem Treffen mit Trump-Beratern in New York ab – „alle amerikanis­chen Präsidente­n beginnen mit einer Tauwetterp­hase gegenüber Russland“, der Blick Trumps auf Russland sei wie der polnische. „Es wird kein zweites Jalta geben“, versichert­e der polnische Politiker nach einer Unterredun­g mit Henry Kissinger. In der Konferenz von Jalta im Febru- ar 1945 war es Stalin gelungen, die Ostgrenze Polens zugunsten der Sowjetunio­n auf die „Curzon-Linie“(von Dünaburg über Brest nach Przemysi) festzusetz­en und Russland damit weiteren Einfluss in Osteuropa zu sichern.

Die Finanzieru­ng der amerikanis­chen Truppen in Polen ist jedoch befristet. Die Obama-Regierung hat sie nur bis zum September 2017 garantiert. Eine Verlängeru­ng des Vertrages hängt dann von Donald Trump ab, der sich schon öfters gegen ein zu großes Engagement der USA innerhalb der Nato ausgesproc­hen hat. Es wird sich daher bald zeigen, inwieweit Trump die Probleme Polens kennt, und ob er gewillt ist, auf sie Rücksicht zu nehmen.

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FOTO: DPA Ein US-amerikanis­cher Soldat lässt sich am 14. Januar 2017 im polnischen Zagan Schnee in seinen geöffneten Mund fallen.

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