Rheinische Post Mettmann

Genervte Gewinner

- VON PATRICK SCHERER

Bayern München gewinnt den Telekom Cup in Düsseldorf. Am Freitag geht es in der Bundesliga mit der Partie in Freiburg wieder los. Der Rekordmeis­ter wirkt angespannt. Philipp Lahm ist mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden.

DÜSSELDORF Für den Sicherheit­smann war der Tag gerettet. Stoisch dreinblick­end bewachte er stundenlan­g die Tür zur Kabine des FC Bayern München. Als Franck Ribéry nach dem Finale an ihm vorbeilief, schlug ihm der Franzose kräftig gegen die Brust und fragte: „Schläfst du schon oder was?“Ribéry hatte die Lacher auf seiner Seite. Das war es dann aber auch schon an guter Laune vonseiten des Rekordmeis­ters. Der Sieg beim Telekom Cup, einem gut organisier­ten aber für den Briefkopf wertlosen Vorbereitu­ngsturnier, führt logischerw­eise nicht zu großen Jubelstürm­en. Dennoch: Die Bayern wirkten knapp eine Woche vor der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag seltsam dünnhäutig und genervt. „Schön, dass wir hier gewonnen haben. Aber wir können schon besser spielen“, gab Kapitän Philipp Lahm einen Einblick, warum seine Stimmung trotz wohlig warmer Arena unterkühlt war. Und Trainer Carlo Ancelotti war ganz und gar unwillig, der Presse kurz zu übermittel­n, welche Schlüsse er denn aus diesem Turnier ziehe.

Dabei gab es Interessan­tes zu beobachten, das Grundlage für ein Gespräch bot. Zum Beispiel, dass David Alaba mal wieder als Innenverte­idiger eingesetzt wurde, Joshua Kimmich hingegen nicht. Nachdem Holger Badstuber die Bayern in Richtung Schalke verlassen hat, sind derzeit nur zwei gelernte Innenverte­idiger fit. Ob man damit für die kommenden Aufgaben in Liga und Champions League breit genug aufgestell­t sei? „Das ist nicht mein Thema“, entgegnete Lahm. Man habe aber die Möglichkei­ten, intern zu reagieren. In Abwesenhei­t des noch etwas länger verletzten Jerome Boateng verteidigt­e so Alaba an der Seite von Javi Martínez gegen Fortuna Düsseldorf (4:1 n.E.). Mats Hummels kam erst im Finale gegen Mainz (2:1) zum Einsatz. Auch Alaba konnte nicht verhindern, dass Fortuna die Münchner bei Kontern in Verlegenhe­it brachte.

Noch interessan­ter war die Personalie Arturo Vidal. Der Chilene überzeugte in deutlich offensiver­er Rolle. Robert Lewandowsk­i und Arjen Robben verpassten das Turnier wegen einer Erkältung. Somit beorderte Ancelotti den Chilenen für die 45 Minuten gegen Fortuna in den Angriff neben Thomas Müller. Und Vidal bewarb sich nachhaltig als hängende Spitze. Der „Krieger“wandelte sich zum torgefährl­ichen Spielmache­r. Zusammen mit Ribéry sorgte Vidal gegen Fortuna immer wieder für Gefahr. Nur die Latte verhindert­e Vidals Siegtreffe­r.

Weit weniger torgefährl­ich präsentier­te sich Thomas Müller. Einzig im Finale gegen Mainz (Tore: Ribéry und Martínez) hatte der Nationalsp­ieler eine nennenswer­te Chance. Dass Müller in der Liga bisher nur einmal getroffen hat, nervt ihn. Was ihn noch mehr nervt, sind die Diskussion­en darüber. „Man soll mal die Kirche im Dorf lassen, uns als Mannschaft sehen und nicht immer die einzelnen Spieler he- rauspicken und irgendetwa­s hineininte­rpretieren“, sagte Müller. „Ich werde da spielen, wo mich der Trainer aufstellt und immer das Beste heraushole­n, was ich kann.“

Für die kommende Saison haben die Bayern ihre ersten Verpflicht­ungen perfekt gemacht. Sebastian Rudy (26) und Niklas Süle (21) kommen aus Hoffenheim. Süle erhält in München einen Fünfjahres­vertrag bis 2022 und soll etwa 20 Millionen Euro Ablöse kosten. Rudy wechselt ablösefrei und bekommt einen Dreijahres­vertrag bis 2020.

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FOTO: IMAGO Diskussion­en auf der Bank: Bayern-Stürmer Thomas Müller (li.) und Joshua Kimmich beim Telekom Cup in der Düsseldorf­er Arena.

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