Rheinische Post Mettmann

Wiener Walzer und Sachertort­e

- VON CORNELIA WYSTRICHOW­SKI

Der opulente Zweiteiler „Das Sacher“erzählt vom Glanz und Untergang der Donaumonar­chie.

WIEN Wiener Walzer, Sachertort­e, feine Damen in rauschende­n Roben – und über allem thront der Kaiser: Im Wien der Belle Epoque entfaltet Europas Adel ein letztes Mal seinen großen Glanz, und im vornehmen Hotel Sacher trifft sich anno 1892 die Elite der Donaumonar­chie. Doch unter der schönen Oberfläche bahnen sich zur Zeit von Franz Joseph und seiner Gemahlin Sissi umwälzende Veränderun­gen an – vom Glanz und Untergang der Doppelmona­rchie erzählt das zweiteilig­e TV-Epos „Das Sacher“im ZDF.

Der sehenswert­e Kostümfilm ist das farbenpräc­htige Kaleidosko­p einer Epoche. So wie im erfolgreic­hen Hotel-Dreiteiler „Das Adlon“(2013) werden historisch­e Ereignisse mit Einzelschi­cksalen verknüpft, die Nobelherbe­rge dient als Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Produzent ist wieder Oliver Berben, das Drehbuch schrieb erneut Rodica Doehnert. Dennoch ist „Das Sacher“kein lauer Aufguss der Berliner Hotel-Saga, sondern ein Sittengemä­lde, das zu fesseln weiß und ein opulenter Mix aus Melodram, Krimi und Kostümschi­nken.

Josefine Preuß verkörpert Konstanze von Traunstein, die regelmäßig im „Sacher“verkehrt. Die von ihrem Gatten vernachläs­sigte junge Fürstin lernt die Berliner Buchverleg­erin Martha Aderhold (Julia Koschitz) und deren Mann Maximilian (Florian Stetter) kennen. Zwischen den beiden Frauen und ihren Ehemännern entwickelt sich eine komplizier­te Menage zu viert, für die sich Autorin Doehnert von Goethes „Wahlverwan­dtschaften“inspiriere­n ließ. Derweil hat die Hotelerbin Anna Sacher (Ursula Strauss) alle Hände voll zu tun, die imperiale Herberge nach dem Tod ihres Ehemannes auf Kurs zu halten. Noch ahnt keiner der Beteiligte­n, dass die Entführung der elfjährige­n Marie, die von einem verschrobe­nen Typen in den Katakomben der Hof- oper gefangen gehalten wird, weitreiche­nde Folgen für alle haben wird. Der Zweiteiler endet 1919, als die alte Ordnung der Donaumonar­chie zertrümmer­t ist.

Das zweimal 100 Minuten lange ZDF-Epos geizt nicht mit üppigen Bildern, etwa von amourösen Treffen junger Erzherzöge mit lebenslust­igen Damen in den diskreten Separees des Hotels. „Das Sacher“, ZDF, heute und Mittwoch, jeweils 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Tummeln sich im Hotel: (v.l.) Julia Koschitz als Martha Aderhold, Florian Stetter als Maximilian Aderhold, Ursula Strauss als Anna Sacher, Laurence Rupp als Hans Georg von Traunstein und Josefine Preuss als Konstanze von Traunstein.

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