Rheinische Post Mettmann

Was macht der Förster im Winterwald?

- VON NATALIE URBIG

Der Winter ist die inaktive Zeit des Waldes. Doch ruhig wird es für den Förster nicht: Nun werden Fäll-Arbeiten erledigt.

KREIS METTMANN Es ist ein kühler Wintermorg­en. Das Thermomete­r zeigt drei Grad. Mit seinem schwarzen Labrador „Iwan“ist Förster Dennis Anders im Hildener Stadtwald unterwegs. Prüfend sieht er die Bäume entlang des Hauptweges an, sein Blick wandert vom Wurzelwerk hinauf in die kahlen Baumkronen. Längst haben Buchen, Eichen und Birken ihr Laub verloren, tierische Bewohner sind in einen monatelang­en Schlaf gefallen. „Der Winter ist die inaktive Zeit des Waldes“, sagt Dennis Anders. Für seine Mitarbeite­r und ihn sind es aber keineswegs ruhige, verschlafe­ne Monate: „Die Zeit bietet sich an, um Bäume zu fällen“, sagt Dennis Anders. „Wir gehen dann kein Risiko ein, Nistgehege der Tiere zu zerstören.“

Fünf Forstwirte sind bei eisigen Temperatur­en im Stadtwald im Einsatz. Der Winter ist ihre Hochsaison. Sie fällen die Bäume, die Dennis Anders zuvor mit einer roten Markierung versehen hat. In diesem Jahr sind es hauptsächl­ich Kiefern, die geschlagen werden. Aber auch der Laubwaldbe­stand wird durchfors- tet. Das Holz aus dem Stadtwald wird zu Möbeln oder Parkett verarbeite­t, es wird als Spanplatte genutzt und als Feuerholz verwertet. Der Großteil bleibe im deutschen Raum, sagt Anders. Ein kleiner Teil werde exportiert.

Am Wegesrand zeigt der Förster auf übereinand­er gestapelte Baumstämme – sogenannte Polter. „Der Wald ist das Lager der Kunden. Bis zu zwei Jahre können sie ihr Holz hier aufbewahre­n“, erzählt Anders, während er das Gesamtvolu­men ausmisst. Er besteht aus 2,50 Meter langen Kiefernstä­mmen – die Markierung verrät: Aus ihnen werden einmal Paletten gefertigt. Die dicken Stämme werden mit einem speziellen Traktor an zwei Seilschlin­gen aus dem Wald gezogen, Derbholz bleibt dagegen im Wald liegen. Es liefert Nährstoffe für Pflanzen und Insekten.

Welche Bäume gefällt werden, entscheide­t Anders. Er sucht nach stabilen Einzelbäum­en. Bäume, die diese bedrängen, werden herausgeno­mmen, so dass sich die Krone und Wurzel des Laubbaums weiter entfalten kann. Auch wird eine natürliche Baumverjün­gung ange- strebt. Durch die Fäll-Arbeiten wird Licht für die jungen Pflanzen geschaffen, so dass sie weiterwach­sen können. Dabei gilt das Prinzip der Nachhaltig­keit: „Zirka 13.000 bis 14.000 Kubikmeter Holz werden entnommen, 18.000 Kubikmeter werden dazu wachsen“, erklärt er. Buchen und Eichen werden gezielt nachgepfla­nzt. Dennis Anders und sein Labrador ziehen weiter.

Bei Rundgängen achtet der Förster darauf, welche Bäume für die Passanten zu einer Gefahr werden könnten. Zum Beispiel durch morsche Äste, die über den Weg ragen und herabstürz­en könnten. Diese werden abgesägt. Währenddes­sen sind Anders’ Mitarbeite­r ausgezogen, um Nisthilfen der Vögel zu reinigen. Auch das gehört zu den Winteraufg­aben: Sie werden von Milben und Krankheits­erregern gesäubert.

Der Wald ist als Erholungsg­ebiet auch Anlaufstel­le vieler Besucher: So kümmern sich die Waldarbeit­er auch um das Wegesystem. In diesem Winter haben sie den in die Jahre gekommenen Pfad in der Nähe des Waldschwim­mbads erneuert. Je nach Witterung werden auch Renovierun­gsarbeiten getätigt. In der Werkstatt am Forsthaus werden etwa kaputte Bänke wieder in Stand gesetzt. Hinzu kommen waldpädago­gische Führungen, die Dennis Anders das ganze Jahr über für Kindergärt­en und Schulen anbietet.

Überhaupt arbeitet ein Förster nicht nur unter freiem Himmel. Zu seinen Aufgaben gehört auch Verwaltung­sarbeit. Er trägt das geschnitte­ne Holz in Listen ein und kümmert sich um den Verkauf. Als nächstes steht in diesem Winter eine Pflegeakti­on der Heidefläch­en im Wald an. Sie sind Kulturbiot­ope und sollen als solche erhalten werden. Bäume, die dort wachsen, werden zurückgesc­hnitten.

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FOTO: OLAF STASCHIK 2,50 Meter sind die Kiefernstä­mme lang, die am Wegerand übereinand­er gestapelt liegen. Förster Dennis Anders markiert mit Sprühfarbe den Holzpolter. Er wird später zu Palettenho­lz verarbeite­t.
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