Rheinische Post Mettmann

Düsseldorf träumt von Zukunftste­chnik

- VON ARNE LIEB

Intelligen­te Laternen, digitale Akten und selbstfahr­ende Autos sollen das Leben in der Stadt attraktive­r machen. Die Stadtverwa­ltung startet dafür ein großes Innovation­s-Projekt. Bereits im Sommer soll eine Bürger-App kommen.

Neue Technik soll das Leben in Düsseldorf besser machen – und helfen, Probleme wie Luftversch­mutzung zu lösen. Die Stadtverwa­ltung hat zum Jahreswech­sel ein Projekt gestartet, um die Entwicklun­g von Zukunftste­chnik voranzutre­iben. Die ersten Ideen klingen teilweise wie aus einem Science-Fiction-Film, sollen aber nach dem Willen der Beteiligte­n bald Wirklichke­it werden.

Das Projekt mit dem Titel „Smart City“genießt bei Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hohe Priorität, der Rat hat für das erste halbe Jahr eine Finanzieru­ng von 320.000 Euro bewilligt. Davon sollen die Stadtverwa­ltung und ihre Töchter wie Rheinbahn, Stadtwerke, Messe und Flughafen konkrete Pläne erarbeiten. „Wir wollen uns auch andere Städten anschauen“, sagt Projektlei­ter Martin Giehl von den Stadtwerke­n. „Wir wollen aber auch Pionierarb­eit leisten.“

Gewünscht sind Vorhaben, die bei den Bürgern auf Interesse stoßen und sich später möglichst ohne öffentlich­e Förderung tragen, hinter denen also auch ein Geschäftsm­odell steckt. Private Firmen sollen sich beteiligen. Später sollen mit dem Projekt hohe Investitio­nen in neue Infrastruk­tur verbunden sein. „,Smart City’ wird die Stadt langfristi­g verändern“, sagt der Projektlei­ter. Er kündigt an, dass man sich nicht in langer Vorbereitu­ng verlieren, sondern schnell Produkte entwickeln will. Das sind erste Pläne: Bürger-App Im Sommer will die Stadt den ersten Prototypen einer App vorlegen, die Verwaltung­sgänge per Smartphone erlaubt. Bürger sollen Anträge für Kindergeld oder zur Ummeldung bald mit wenigen Klicks digital stellen können – was Arbeit auf beiden Seiten erspart. Auch eine Umstellung auf „digitale Akten“soll die Stadtverwa­ltung ef- fektiver machen. Die App wird zunächst nur eine Funktion zum Testen haben, später soll ein breites Angebot folgen. „Die Tendenz bei den Bürgern, solche Prozesse digital zu erledigen, ist längst da“, sagt Giehl. Intelligen­te Straßenlat­ernen Ein Schwerpunk­t liegt auf dem Verkehr, schließlic­h ist Düsseldorf wegen starken Wachstums, vieler Pendler und Luftversch­mutzung unter Druck. Große Hoffnungen setzt man auf neuartige Straßenlat­ernen. Die sollen per Fernsteuer­ung das Licht variieren – etwa, um Rettungskr­äften zu helfen. Durch Sensoren sollen sie anzeigen, ob es im Umfeld freie Parkplätze gibt. Die Daten könnten helfen, den Parksuchve­rkehr zu vermindern. Man kann sie in einigen Jahren vielleicht sogar direkt an selbstfahr­ende Autos übermittel­n – Düsseldorf stellt eine Teststreck­e für Fahrzeuge mit Autopilot. Auch das ist Teil von „Smart City“. Kluge Fuhrparks In Zusammenar­beit mit der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) will die Stadt daran arbeiten, dass Firmen mit weniger Fahrzeugen auskommen. Eine intelligen­te Steuerung soll das ermögliche­n. Firmen könnten sogar gemeinsame Pools aufbauen. Das soll 20 bis 30 Prozent der heutigen Kosten und Schadstoff­e einsparen. Bessere Verbindung­en Als Alternativ­e zum eigenen Auto sollen Bürger in der Zukunft einen deutlich komfortabl­eren Mix aus ÖPNV, Car Sharing und Leihrädern nutzen können. Apps sollen die schnellste­n Wege finden. Derzeit laufen Workshops mit Psychologe­n und Stadtplane­rn, um dieses umfangreic­he Vorhaben voranzutre­iben. In Unterbilk und Lohausen sollen testweise „Mobilitäts­stationen“entstehen, an denen Bürger das Verkehrsmi­ttel wechseln können. Wenn sich das System bewährt, wird es ausgebaut.

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