Rheinische Post Mettmann

Acht Milliardär­e wie Bill Gates besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Menschheit.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

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BERLIN Der künftige US-Präsident Donald Trump hat mit einem Rundumschl­ag gegen die Nato, die EU und nicht-amerikanis­che Autobauer Irritation­en und Besorgnis in der Europa ausgelöst. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) reagierte nüchtern. „Also, ich denke, wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand“, sagte sie. Trump hatte in einem Interview mit der „Bild“Zeitung und der Londoner „Times“zwar „große Achtung“vor der deutschen Kanzlerin bekundet, bezeichnet­e ihre Flüchtling­spolitik aber als „katastroph­alen Fehler“. Er stellte indirekt eine Verbindung zwischen Merkels Flüchtling­spolitik und dem Terroransc­hlag von Berlin her.

Ausländisc­hen Autobauern drohte Trump unverhohle­n. Bezogen auf BMW sagte er: „Aber wenn sie in Mexiko eine Fabrik bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen.“Während BMW auf sein großes Engagement in den USA hinwies und bekundete, an seinen Plänen für den Bau des Werks in Mexiko festzuhalt­en, zeigten sich die Börsen beeindruck­t: Die Autowerte gehörten gestern zu den größten Verlierern an der Börse. Derweil kletterte der Goldpreis auf den höchsten Stand seit acht Wochen. Die Wirtschaft zeigte sich besorgt. „Mit seinen Äußerungen stellt Trump sowohl die bestehende Handelsarc­hitektur als auch die bisherige Form der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit in Frage“, sagte der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages, Eric Schweitzer. Der Präsident des Instituts für Weltwirtsc­haft in Kiel, Dennis Snower, fürchtet einen „Handelskri­eg zwischen den USA und der EU“.

Der EU prophezeit­e Trump den Zerfall. „Im Grunde genommen ist die Europäisch­e Union ein Mittel zum Zweck für Deutschlan­d“, urteilte er im Interview. Das Verteidigu­ngsbündnis Nato bezeichnet­e Trump als „obsolet“. In Brüssel seien die Äußerungen mit „Verwunderu­ng und Aufregung“aufgenomme­n worden, betonte Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD).

„Wir erleben nach der Wahl keinen anderen Trump als im Wahl- kampf“, sagte Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzend­er des Auswärtige­n Ausschusse­s im Bundestag. Inhaltlich verfestige sich, dass der Westen als „Wertegemei­nschaft und politische Einheit“bei ihm offensicht­lich nicht vorkomme. Die Institutio­nen des Westens seien ihm egal. „Doch eben dieser Westen, sei- ne Einheit und seine Werte, sind die Grundlage für 70 Jahre Frieden in Europa“, betonte Röttgen. Für Trump gebe es nur Wettbewerb­er, keine Freunde und Partner.

An der Nato kritisiert­e Trump, dass viel zu wenige Mitgliedsl­änder das zahlten, was sie müssten. „Das ist unfair gegenüber den USA.“Für diese Haltung erntete Trump bei Verteidigu­ngsexperte­n in Deutschlan­d durchaus Verständni­s. „Die europäisch­en Nato-Partner müssen im Bündnis mehr tun – ganz unabhängig von Trump. Jeder andere amerikanis­che Präsident hätte auch mehr von uns verlangt“, sagte SPDVerteid­igungsexpe­rte Rainer Arnold. Der frühere Verteidigu­ngsministe­r Franz Josef Jung (CDU) erklärte, er verstehe die Amerikaner, dass die Europäer einen größeren Beitrag in der Nato leisten sollten.

Wichtige Entscheidu­ngen des Westens stellte Trump infrage. Er erwägt, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, und bezeichnet­e das Atomabkomm­en mit dem Iran als „eines der dümmsten Abkommen“, die er je gesehen habe. Leitartike­l Politik

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