Rheinische Post Mettmann

HANDBALL-WM

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nur darum, das Programm im Kopf abzuspulen und konzentrie­rt zu bleiben. Wenn es wieder spannender wird, kommen auch mehr Emotionen dazu“, sagt der Profi.

In Rouen teilt er sich ein Zimmer mit dem „verrückten Wolff“(Kohlbacher). Andreas Wolff, der im Sommer nach Kiel ging, kennt er aus gemeinsame­n Zeiten in Wetzlar. „Ich bin schon sehr ehrgeizig, aber an ihn komme ich nicht ran“, erzählt Kohlbacher. Beim Bankdrücke­n ist er allerdings die Nummer eins. 160 Kilo kann der Torhüter nicht toppen. Aber: „Zu viel Krafttrain­ing kann ich nicht machen, dann explodiere­n bei mir die Muskeln. Da habe ich eine Woche später gleich zwei, drei Kilo mehr drauf“, erklärt Kohlbacher. Dass er um den WM-Titel kämpfen kann, ist nicht selbstvers­tändlich. Kohlbacher, der als Rückraumsp­ieler begann, überlebte einen schweren Unfall. Opa Winfried, selbst Handballer, fuhr den 15 Jahre alten Enkel zum Training beim TV Großwallst­adt. Ein Auto schnitt die Kurve. Der Großvater lag monatelang im Koma, ein Bein wurde ihm amputiert. Jannik erlitt ein SchädelHir­n-Trauma, konnte aber nach einer Woche die Klinik verlassen.

Wenn es die Zeit zulässt, geht Kohlbacher ans Wasser. Sehr oft mit seinem Wetzlarer Klubkamera­den Philipp Weber, der erst kurz vor der WM aus dem Kader gestrichen wurde. „Beim Angeln kann ich sehr gut abschalten und den Kopf freibekomm­en“, betont der Europameis­ter. Im Fernstudiu­m beschäftig­t er sich mit Medien- und Sportmanag­ement. Doch Priorität hat der Handball.

Sein Vertrag endet im Sommer 2018. Natürlich reizt die Chance, mit einem Topklub in der Champions League zu spielen. „Ich fühle mich aber superwohl. Und ich bin noch jung“, betont Kohlbacher. Eitelkeit ist ihm fremd – auch was sein Haupthaar betrifft. Immer wieder wird er auf die Lücken in der Haarlücken angesproch­en. „Es gibt Spekulatio­nen, aber keine Diagnose, geschweige denn ein Mittel dagegen. Vor einem Jahr hatte ich noch längere Haare. Da wurde immer schön drüber gegelt. Ich kann damit leben“, sagt Kohlbacher. Und wieder huscht ein Lächeln übers Gesicht.

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FOTO: DPA Kraftvoll durchgezog­en: Jannik Kohlbacher, beobachtet von Patrick Wiencek, im Spiel gegen die bemitleide­nswerten Chilenen.

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