Rheinische Post Mettmann

Debatte um längere Weihnachts­märkte

- VON ARNE LIEB

Die Politik denkt darüber nach, die Märkte künftig bis Silvester laufen zu lassen. Dann ständen sie auch in den Ferien noch zur Verfügung. Die wichtigste Frage kann aber noch niemand beantworte­n: Wollen die Händler das überhaupt?

Die Weihnachts­märkte könnten künftig über das Fest hinaus weitergehe­n. CDU, SPD, Grüne und FDP zeigen sich aufgeschlo­ssen, eine Öffnung bis zum 30. Dezember zunächst probeweise zu erlauben. Möglicherw­eise wird als Ausgleich der Termin für die Eröffnung verschoben – was zu Protest der Händler führen dürfte. Allerdings gibt es auch Skeptiker: Insbesonde­re gilt es als unklar, ob die Händler überhaupt mitziehen möchten.

Die Entscheidu­ng soll schon bald fallen, damit Veranstalt­er und Händler die Märkte im laufenden Jahr vorbereite­n können. Die Fraktionen des Stadtrats bilden sich bereits eine Meinung. Das sind die wichtigste­n Infos zur Diskussion: Längere Öffnung Bislang gilt: Am 23. Dezember ist Schluss. Das enttäuscht viele potenziell­e Besucher, die gern die Ferien nutzen würden – und sorgt dafür, dass den Händlern die umsatzstar­ken Tage nach dem Fest entgehen, in denen die Innenstadt gefüllt ist. Martin Volkenrath (SPD) befürworte­t die Öffnung bis zum Tag vor Silvester und verweist auf die Buden ums Riesenrad auf dem Burgplatz und die Eisbahn, die schon jetzt weitermach­en dürfen. Auch CDU und Grüne zeigen sich offen. „Wir glauben, es gibt den Wunsch in der Bevölkerun­g“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt. FDP-Chefin Marie-Agnes StrackZimm­ermann fragt sich zwar, ob die längere Öffnung zum Charakter der Märkte passt („Das sind Weihnachts­märkte, keine Weihnachts­ferienmärk­te“), würde aber als Liberale nicht im Weg stehen. Eröffnung nach Totensonnt­ag Das könnte ein brisanter Punkt werden. In der Politik kursiert die Überlegung, als Ausgleich für die Verlängeru­ng auf die Öffnung drei Tage vor Totensonnt­ag zu verzichten. Denn die ist umstritten, vor allem bei der evangelisc­hen Kirche. Der Sprecher der evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven, erinnert daran, dass die Tage vor Totensonnt­ag im Kirchenjah­r eine andere Zeit seien als der Advent. „Ein Weihnachts­markt passt da nicht hin.“SPD-Politiker Volkenrath würde es zudem befürworte­n, wenn Kinder (und Erwachsene) nach St. Martin eine längere Ruhephase hätten. Und FDPChefin Strack-Zimmermann beklagt, dass Touristen ohnehin nicht verstehen, warum der Markt groß eröffnet und dann am Sonntag gleich pausiert. Für die Schaustell­er ist der Kompromiss aber nicht denkbar, sagt Sprecher Oliver Wilmering. „Diese Tage sind für uns unglaublic­h wichtig.“Denn dann laufe die besucherst­arke Messe Medica. Meinung der Händler Es ist überrasche­nd unklar, wie Schaustell­er und Händler insgesamt zu der Idee stehen. Denn nur ein Drittel der rund 300 Buden bietet ein gastronomi­sches Angebot wie Glühwein, der Rest setzt auf Kunsthandw­erk – und das könnte sich nach dem Fest als Ladenhüter erweisen. Der Schaustell­ersprecher geht davon aus, dass die Händler dabei wären. Eine Befragung im Auftrag der städtische­n Marketingg­esellschaf­t, die die Märkte ausrichtet, soll Zahlen liefern. Ein Kompromiss könnte sein, dass nur einige Märkte weiterlauf­en. Andere Städte Beim Thema Weihnachts­märkte gehen die Philosophi­en auseinande­r. Einige andere Städte in der Region praktizier­en die Öffnung bis zum Jahreswech­sel, darunter Mönchengla­dbach, Dortmund und Duisburg. Der berühmte Christkind­elsmarkt in Nürnberg endet allerdings, wenn das Christkind kommt, genau wie die Märkte in Köln und Dresden.

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