Rheinische Post Mettmann

Nach NPD-Verfahren die Scherben aufkehren

- VON GREGOR MAYNTZ VON ANTJE HÖNING VON JÖRG ISRINGHAUS MISCHWÄLDE­R SOLLEN STÜRMEN TROTZEN, SEITE A 3

Na bitte, jetzt gibt es viel Papier für juristisch­e Seminare. Über 300 Seiten belegen, warum eine Partei eindeutig im nationalso­zialistisc­hen Denken verfangen, rassistisc­h, menschenve­rachtend und verfassung­sfeindlich sein kann und trotzdem das Parteienpr­ivileg behalten darf. Das Bundesverf­assungsger­icht hat die Dimensione­n des Parteienve­rbotes klar umrissen. Um diesen Staat wirklich aus den Angeln heben zu können, dafür ist die NPD derzeit zu mickrig.

War diese Erkenntnis den Aufwand wert? Zumal spätestens der Menschenre­chtsgerich­tshof ein Verbot ohnehin kassiert hätte? Durften die Sicherheit­sbehörden zu einer Teilerblin­dung auf dem rechten Auge gezwungen werden, um nicht wieder ein vorzeitige­s Aus des Verfahrens wegen V-Leuten in NPDFührung­setagen zu riskieren? Ausgerechn­et in Zeiten, in denen Lehren aus den Beobachtun­gspannen beim NSU-Terrorismu­s zu ziehen waren?

Es kam zum erwarteten Scherbenha­ufen, die NPD jubelt. Nun müssen die Bundesländ­er tun, was sie dem Verbotsver­fahren hätten vorziehen sollen: Parolen politisch und Straftaten polizeilic­h bekämpfen. Und die Frage klären, ob verfassung­sfeindlich­e Parteien wirklich staatlich finanziert werden müssen. BERICHT POLITIKER WOLLEN DER NPD ANS GELD, TITELSEITE

Immerhin eins hat die Premiermin­isterin gezeigt: Eine Theresa Maybe, eine Miss Unentschlo­ssen, ist sie nicht. Endlich hat sie ihre Position klar gemacht: Die Briten wollen einen harten Brexit. Damit hat May schon mal die Ansage der Europäer akzeptiert, die vor Rosinenpic­ken warnen. Das ist konsequent. Wer wie die Briten die Freizügigk­eit der Arbeitnehm­er ablehnt, kann auch nicht länger von der Freiheit für Waren und Dienstleis­tungen profitiere­n. Der Binnenmark­t ist nur ganz zu haben – oder gar nicht. Zugleich macht May klar, dass die Briten die EU, nicht aber Europa verlassen. Das ist mit Blick auf die Nato, aber auch für die wirtschaft­liche Zusammenar­beit wichtig. Nun kann verhandelt werden.

Für die Briten besteht dabei die Gefahr, dass ihre Wirtschaft und der Finanzplat­z London am Ende viel mehr verlieren werden als der Rest Europas. Denn bei den nun nötigen Freihandel­sabkommen muss Europa die britische Wirtschaft deutlich schlechter stellen als bisher. Sonst kommen noch andere EUkritisch­e Staaten auf den Geschmack und wollen ihren Austritt. Der Brexit muss den Briten wehtun. BERICHT BRITISCHE PREMIERMIN­ISTERIN WILL . . ., TITELSEITE

VBrexit muss wehtun

Umdenken im Wald

or zehn Jahren hat einer der folgenschw­ersten Orkane in Deutschlan­d wieder einmal gezeigt, wie hilflos die Menschen den Naturgewal­ten gegenübers­tehen. Vor allem, wenn sie, wie die Waldbauern, unvorberei­tet getroffen werden. Ihre FichtenMon­okulturen waren, wie sich damals verheerend zeigte, „Kyrill“nicht gewachsen. Nur: Die Väter hätten Vorbereitu­ngen treffen müssen, möglicherw­eise auch schon die Großväter. Sie hätten auf widerstand­sfähigere Bäume setzen müssen – nach dem Zweiten Weltkrieg, als großflächi­g aufgeforst­et wurde.

Viele Bauern von heute versuchen nun, die Fehler ihrer Vorfahren nicht zu wiederhole­n, um ihren Kindern und Kindeskind­ern eine Ernte zu ermögliche­n. Dass dabei ökologisch­e und ökonomisch­e Interessen aufeinande­rprallen, ist unausweich­lich. Auch Waldbauern müssen leben, und Nadelhölze­r sind lukrativ. Deshalb werden die Fichten auch nicht vollständi­g verschwind­en. Aber es findet ein klares Umdenken hin zu biologisch­er Vielfalt statt. Das kommt nicht nur den Wäldern zugute, sondern auch den Menschen, die von und in ihnen leben. BERICHT

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