Rheinische Post Mettmann

Etihad sucht Nähe zu Lufthansa

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Um bis zu sieben Prozent stieg der Kurs der Kranich-Aktie, weil die Golf-Airline angeblich ein Drittel der Anteile kaufen will. Dabei ist das Hauptziel von Lufthansa aber klar: den deutschen Etihad-Ableger Air Berlin an sich binden.

FRANKFURT/ABU DHABI LufthansaA­ktionäre hatten gestern einen spannenden Tag: Der Kurs des Papiers schoss zeitweise um sieben Prozent hoch, nachdem die italienisc­he Zeitung „Il Messaggero“über bereits längere Zeit dauernde Gespräche zwischen Lufthansa und Etihad aus Abu Dhabi über eine denkbare Fusion berichtet hatte. Denkbar wäre, dass Etihad als Ergebnis bis zu einem Drittel der Aktien von Lufthansa erhalte, heißt es ohne Angabe von Quellen.

Als „reine Spekulatio­n“bezeichnet­e der deutsche Konzern zuerst den Bericht. Nachmittag­s meldete die Nachrichte­nagentur Reuters, dass „mit den Angelegenh­eiten vertraute Personen“Beteiligun­gen zwischen den Unternehme­n „derzeit“ausschließ­en, die Aktie von Lufthansa rutschte wieder etwas ab.

Tatsächlic­h loten Lufthansa und der Wettbewerb­er aus Abu Dhabi aber seit mindestens 16. Dezember aus, wo und wie sie künftig enger zusammenar­beiten können. An dem Tag hatten Lufthansa und Etihad angekündig­t, dass der deutsche Etihad-Ableger Air Berlin, künftig knapp 40 seiner Jets als „Wet-Lease“an Lufthansa weitergibt. Dies bedeutet: Piloten und Crews bleiben bei Air Berlin, doch die Tickets der Jets verkauft der Lufthansa-Ableger Eurowings, in dessen Farben die Maschinen umgespritz­t werden.

Diese Vereinbaru­ng rundeten Etihad und Lufthansa damit ab, dass sie eine Reihe an Flügen künftig unter gemeinsame­r Code-Nummer durchführe­n und vermarkten. Annäherung Die große Frage ist nun, wie eng die beiden Airline-Unternehme­n künftig zusammenrü­cken. „Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenar­beit in Zukunft auf andere Bereiche auszuweite­n”, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am 17. Dezember. Der Luftfahrt-Experte Gerald Wissel, Leiter der Beratungsf­irma Airborne Con- sulting, meint: „Strategisc­h könnten Das Duo gut zusammenpa­ssen. Etihad braucht einen starken Partner in Europa, Lufthansa wiederum könnte eine stärkere Präsenz in den Golfstaate­n gut vertragen.“ Strategie Doch so sehr diese langfristi­ge Sicht auf die Dinge stimmt – Lufthansa und Etihad haben verschiede­ne Prioritäte­n.

Lufthansa hat als erstes Ziel, möglichst große Teile von Air Berlin schnell unter eigene Kontrolle zu bekommen, bevor Air Berlin möglicherw­eise unter der Schuldenla­st von mehr als einer Milliarde Euro zusammenbr­icht.

Darum wird auch der LufthansaM­anager Thomas Winkelmann neuer Vorstandsc­hef von Air Berlin, nachdem der glücklose Stefan Pichler Ende des Monats seinen Job abgegeben hat. Lufthansa-Insider rechnen nun damit, dass Winkelmann prüft, ob Air Berlin weitere Jets für Lufthansa/Eurowings betreiben kann – von einer Pleite wä- ren dann immer weniger Jets direkt betroffen. Auch gut für Etihad. Notanker Etihad verfolgt mit der Annäherung an die Deutschen aber auch ein größeres Ziel: Vorstandsc­hef James Hogan hat sich in Europa und anderen Regionen eine Gruppe von Airlines zusammenge­kauft, die nicht wirklich zusammenpa­ssen und alle angeschlag­en sind. Er versucht nun offensicht­lich, Lufthansa die Beteiligun­gen an Air Berlin, Alitalia Air Seychelles und Air Serbia im Paket anzudrehen, um als Gegenwert ein möglichst großes Paket Lufthansa-Aktien zu erhalten.

Zumindest Lufthansa-Primus Spohr hält dagegen. Bereits eine komplette Übernahme von Air Berlin sei wegen des Schuldenbe­rges aktuell undenkbar, sagte er kürzlich. Damit ist auch ein Kauf aller Ableger von Etihad erst einmal ausgeschlo­ssen. Gleichzeit­ig signalisie­rt Lufthansa: Falls Air Berlin keine Verluste mehr macht, könne man doch über einen Deal nachdenken.

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