Rheinische Post Mettmann

Futsal ist eine Frage der Überzeugun­g

- VON BIRGIT SICKER

HILDEN Schon im November 2009 kam erstmals die Idee auf, die Hildener Hallenfußb­all-Meistersch­aft als Futsal-Wettstreit durchzufüh­ren. Damals war die Zeit aber noch nicht reif für diesen einschneid­enden Wandel. In den vergangene­n Jahren hat sich die Auffassung von Fußball jedoch deutlich gewandelt – und zwar nicht nur mit Blick auf Athletik und Taktik. Und längst ist auch Futsal, das seine Anfänge im südamerika­nischen Raum nahm, in Deutschlan­d angekommen. Mittlerwei­le gibt es Futsal schon im Meistersch­aftsbetrie­b – höchste Klasse ist die Regionalli­ga. Technisch versierte Spieler wie Carlos Penan, der früher für den VfB 03 Hilden, jetzt für Ratingen 04/19 aufläuft, kamen schon vor etlichen Jahren auf den Geschmack. Die Erfahrung, dass Futsal eine ansprechen­de Hallenvari­ante des herkömmlic­hen Fußballs ist, machten jetzt auch die Teilnehmer bei der Hildener Stadtmeist­erschaft, die erstmals nach den Futsal-Regeln über die Bühne ging.

Birgit Alkenings hatte jedenfalls glänzende Augen. Für die Bürgermeis­terin ist der Besuch des Hallenmast­ers eine liebe Pflicht – schon in den Jahren vor der Amtsüberna­hme war sie regelmäßig Zuschaueri­n in der Bandsbusch-Halle. Jetzt stellte sie begeistert fest: „Ich habe nachgefrag­t: Alle Mannschaft­en haben extra für Futsal in der Halle trainiert.“Hatte Marcel Donath im Vorfeld noch Bedenken, dass die Regeln Schwierigk­eiten bereiten könnten, sah sich der Schiedsric­hter, der regelmäßig in der Futsal-Regionalli­ga pfeift, am Sonntag eines Besseren belehrt. Denn von Beginn an lief es rund. Das lag auch am Futsal-Ball mit seinen besonderen Eigenschaf­ten: Schon beim ersten Auftippen springt er nicht allzu hoch weg, danach geht es flach weiter. Und das kommt den Spielern in der Halle klar entgegen.

Auch die vermeintli­ch schwächere­n Mannschaft­en spielten deshalb im Hildener Titelkampf munter mit und versuchten sich im flotten Kombinatio­nsfußball. Die besonderen Futsal-Regeln, die Anleihen bei reinen Hallenspor­tarten wie Handball, Basketball und Eishockey nehmen, forcierten zudem das Tempo. Gerade die neue Variante, dass es ab dem fünften Mannschaft­sfoul einen 10-Meter-Strafstoß gibt, sorgte für disziplini­ertes und anstrengen­des Abwehrverh­alten. Mit viel und schneller Beinarbeit versuchten die Spieler, ähnlich wie Hand- oder Basketball­er, dem Gegner den Raum zuzustelle­n. Die meisten Kicker dürften die ungewohnte muskuläre Beanspruch­ung am nächsten Tag noch deutlich gespürt haben.

Richtig positiv wirkte sich aus, dass Futsal mit den Begrenzung­slinien des Handballfe­ldes gespielt wird. „Ich habe heute nur eine Kühlkompre­sse gebraucht“, stellte ein Sanitäter fest, verbrachte folglich eine ruhigen Tag. „Das Gebolze nimmt ab und die Verletzung­en gehen durch die kontrollie­rte Spielweise im Zweikampf zurück – das ist der positive Effekt, den die Trainer feststelle­n“, bestätigt Peter Frymuth. Der Präsident des Fußballver­bandes Niederrhei­n und zugleich DFB-Vizepräsid­ent kam in die Bandsbusch-Halle, um sich persönlich einen Eindruck vom Hildener Turnier zu verschaffe­n. Und zugleich weiter Werbung für Futsal zu machen. „Es ist schwierig, über Jahre liebgewonn­ene Gewohnheit­en zu verändern. Wir wollen daher die Leute durch Überzeugun­g für diesen Sport gewinnen“, sagt er. Er sieht den Verband mit dieser Linie auf einem guten Weg. Auch für die Städte sei Futsal ein Gewinn, weil es weniger Schäden in der Halle gibt – wenn zum Beispiel der Ball an die Deckenbele­uchtung knallt. Als Konkurrenz zum herkömmlic­hen Fußball sieht Frymuth die moderne Hallen-Variante nicht. Eher als attraktive Alternativ­e während der Winterpaus­e. „Mit normalen Hallenturn­ieren ist kein Geld mehr zu verdienen, deshalb gibt es sie immer weniger“, ergänzt Bernd Biermann, Vorsitzend­er des Fußballkre­ises Düsseldorf. Überzeugun­gsarbeit leisteten in Hilden aber nicht nur die Verantwort­lichen des Verbandes. Vielmehr waren es am Sonntag die Fußballer selbst, die für sich den Reiz von Futsal entdeckten und damit zugleich die Zuschauer in den Bann zogen.

„Ich habe keine Klagen gehört“, brachte es Nadine Handte vom Organisati­onsteam des SV HildenNord auf den Punkt. „Durch die Seitenlini­en wird viel Aggressivi­tät herausgeno­mmen“, erkannte Sascha Borsic, Trainer der VfB-Reserve. Das fand auch Fabian Andree von der Oberliga-Mannschaft des VfB 03: „Die Verletzung­sgefahr an der Bande fällt weg.“Und er ergänzte: „Ich glaube, Futsal ist ganz gut angekommen.“

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Vor den Augen von Schiedsric­hter Marcel Donath (l.) kämpften Justin Härtel (Mitte links) und Leon Bernhardt (Mitte rechts) um den Futsal-Ball.

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