Rheinische Post Mettmann

Zwölf Kaiser’s-Märkte werden zu Nettos

- VON THORSTEN BREITKOPF UND HEIDE-INES WILLNER

Die Düsseldorf­er sehen den Wechsel einiger Filialen zu Discounter­n mit gemischten Gefühlen. Viele vermissen das gehobene Lebensmitt­elsegment. Der Umbau ist in vollem Gange. Die ersten Standorte öffnen Ende dieser Woche.

Die Landeshaup­tstadt ist bald um zwölf Discounter reicher. Denn die Discountke­tte Netto, die zu Edeka gehört, wird im Zuge der Übernahme von Kaiser’s genau ein Dutzend Filialen in Düsseldorf übernehmen. Die meisten wurden in den ersten Januarwoch­en bereits geschlosse­n. Sie sollen als Netto-Märkte wieder eröffnen. Die Zeitpunkte sind verschiede­n. Gestern teilte Netto auf Anfrage unserer Redaktion mit, welche Märkte im einzelnen Teil des Übernahme-Deals sind (siehe InfoKasten).

Die Düsseldorf­er reagieren unterschie­dlich auf die neuen BilligMärk­te. An der Oberkassel­er-/Ecke Quirinstra­ße im Linksrhein­ischen war früher ein Kaiser’s Supermarkt. Nach Bau des Quirinus-Quartiers wird dort am 19. Januar ein Nettoladen eröffnet. Darüber beklagt sich eine Niederkass­eler Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte und sagt: „Ein NettoSuper­markt oder Billiglade­n gehört nicht nach Nieder- und Oberkassel.“Netto habe keine Frischware­nTheke für Fleisch und Käse. Alles sei nur abgepackt. Sie habe einen Edeka-Supermarkt erwartet und sei jetzt sehr enttäuscht. Sie habe auch mit einem Betriebsle­iter von Edeka gesprochen und darum gebeten, dass das noch geändert werde. Doch ohne Erfolg. Jetzt hoffe sie, dass der Netto-Supermarkt von Kunden gemieden werde, damit dem Betreiber die Lust vergeht, ihn weiterzufü­hren.

So drastisch sehen es die Kunden in anderen Stadtteile­n nicht. Am 7. Januar schloss die Filiale von Kaiser’s in Oberbilk an der Ecke Hüttenstra­ße/Oberbilker Allee. Lisa Andretti lebt mit ihrer vierköpfig­en Fa- milie seit einigen Jahren in der Friedrichs­tadt. Gestern stand sie etwas verdutzt vor dem Markt an der Hüttenstra­ße. Dort steht ein Schild mit der Aufschrift, dass Kaiser‘s geschlosse­n sei und am 31. Januar an gleicher Stelle ein Netto-Markt eröffnet. „Ich habe von der Schließung erst jetzt gefahren und den kleinen Kaiser’s-Store sehr gemocht“, sagt die Mutter zweier Töchter. Frische Produkte und eben ein gegenüber den Discounter­n Marken-haltiges Sortiment habe ihr gefallen. „Ich gehe auch zum Discounter für bestimmte Dinge, für den Rest aber früher immer zu Kaiser’s“, sagt sie. Noch ein Discounter habe dem Viertel nicht gerade ge- fehlt. In der Tat befindet sich nur wenige Meter entfernt, ebenfalls an der Oberbilker Allee, ein durchaus fußläufig erreichbar­er Netto-Markt. Und ein Lidl mit einem durchaus vergleichb­aren Sortiment ist fast gegenüber hinter der Bahnunterf­ührung an der selben Straße, direkt neben einem Getränkema­rkt. „Ich denke, viele werden diesen Discounter dann vorziehen, weil er auch über einen kostenlose­n Parkplatz und den Getränkeha­ndel nebenan verfügt“, sagt die Oberbilker­in.

Anders als in Oberkassel ist in Oberbilk den meisten Passanten, die gestern die geschlosse­ne Filiale sahen, der Wechsel weitgehend egal. „Es gibt in Düsseldorf in der Innenstadt und den angrenzend­en Vierteln so viele Super- und Billigmärk­te, dass man doch problemlos einen anderen findet“, sagt Herbert Faßbender, der aus dem Sauerland auf der Durchreise ist. In seiner Heimat Meinerzhag­en im Märkischen Kreis sehe das ganz anders aus. Da gebe es in manchen Ortschafte­n nur einen Laden und durch den Wegfall einer Ladenkette veröde das Angebot.

Im Markt in Oberbilk arbeiten Handwerker in hohem Tempo. Das Ladenlokal ist komplett leer, es werden Trockenwän­de eingezogen. Bald werden die letzten Kaiser’sSchilder verschwund­en sein.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die frühere Kaiser’s-Filiale an der Ecke Hüttenstra­ße/ Oberbilker Allee soll als Netto am 31. Januar neu eröffnen.

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