Rheinische Post Mettmann

Sigurdsson zieht gleich zwei Joker

- VON ECKHARD CZEKALLA

ROUEN Die deutschen Handballsp­ieler haben es heute im GruppenFin­ale gegen Kroatien (17.45 Uhr/ handball.dkb.de) in ihren Händen, ob es für sie morgen gut zwei Autostunde­n im Bus nach Paris geht oder der aufwendige­re und nervigere Flug ins knapp 900 Kilometer entfernte Montpellie­r wartet. „Ich will dieses Spiel gewinnen. Was danach kommt, welcher Gegner und welcher Spielort, interessie­rt mich nicht“, betonte Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson.

Vier Siege in vier Spielen – dennoch sah der Isländer noch einige Stellschra­uben, mit denen er die Balance im Team herstellen möchte. Auch bei der WM in Frankreich gehört die deutsche Auswahl zu den jüngsten im Feld der 24 Teilnehmer. Aber anders als beim EM-Triumph, als jede Begegnung eine Herausford­erung war und am Ende auch der Fitnessgra­d eine wichtige Rolle spielte, sorgen die Außenseite­r dafür, dass die körperlich­en Anforderun­gen nicht so hoch sind und die DHB-Auswahl keinen Vorteil hat.

Sigurdsson, der Tüftler und Taktiker, sorgte in Rouen mit der Berufung von Hendrik Pekeler für Aufse- hen. Der 25-Jährige hatte wegen zu hoher Belastung auf die WM-Teilnahme verzichtet. Dass Holger Glandorf (33), der beim Bundesliga­Spitzenrei­ter SG Flensburg-Handewitt eine starke Saison absolviert, nachnomini­ert wurde, war zu erwarten. In Kai Häfner nur einen Linkshände­r im Team zu haben, ist nun, da die schweren Aufgaben gelöst werden müssen, zu wenig. Glandorf soll für Impulse sorgen. Allerdings haben seine Kollegen, neben Steffen Fäth noch Julius Kühn, Paul Drux, Niclas Pieczkowsk­i und der immer stärker werdende Steffen Fäth, immer besser ins Turnier ge- funden. Sie demonstrie­ren eine Stärke der Mannschaft: die Unberechen­barkeit. Und die Fähigkeit jedes Einzelnen, die Geschichte eines Spiels schreiben zu können.

Pekeler war bis zum Wochenende noch als Urlauber auf Mauritius und ist erst seit Dienstag wieder im Training des Deutschen Meisters RheinNecka­r Löwen. „Nun haben wir einen starken Defensivsp­ezialisten mehr“, sagte Abwehrchef Finn Lemke, der mit „Peke“bei der EM 2016 zum Schrecken der Gegner wurde. „Er wollte eine Pause, die hatte er. Jetzt habe ich den Joker gezogen“, sagte Sigurdsson. Während Glan- dorf rechtzeiti­g in Rouen eintraf, verpasste Pekeler das Abschlusst­raining wegen eines Zugausfall­s. Seine Rückkehr bedeutet das WM-Aus des Kieler Linksaußen Rune Dahmke, der bereits abgereist ist. „Das hat nichts mit seiner Leistung zu tun. Es ist eine taktische Maßnahme“, betonte Sigurdsson.

Die Abwehr wird auch gegen Kroatien, das im Kieler Domagoj Duvnjak seinen Denker und Lenker hat, der Schlüssel zum Erfolg sein. Die Torhüter Silvio Heinevette­r und Andreas Wolff haben bislang gute bis starke Leistungen gebracht. Die Abwehr hat gegen Weißrussla­nd eine Halbzeit lang nicht aggressiv genug agiert. Die Kreisläufe­r Jannik Kohlbacher und Patrick Wiencek bekamen zuletzt kaum einen Ball zu fassen, der Tempogegen­stoß ist noch ausbaufähi­g, die Konzentrat­ion beim Torwurf zu steigern.

„Das Spiel gegen Kroatien wird uns zeigen, wo wir stehen, was wir gut und was wir schlecht machen. Bisher haben wir sehr viel gut gemacht“, sagte der beim Deutschen Handballbu­nd für den Leistungss­port zuständige Vizepräsid­ent Bob Hanning. Ab dem Achtelfina­le am Sonntag sind Fehler nicht mehr zu korrigiere­n.

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