Rheinische Post Mettmann

CDU im Kreis Kleve warnt Merkel vor der Pkw-Maut

- VON DETLEV HÜWEL UND EVA QUADBECK

Die Niederrhei­ner befürchten Nachteile für die Grenzregio­n. Unterstütz­ung bekommen sie von der Regierungs­chefin des Saarlandes.

DÜSSELDORF/BERLIN Trotz der Einigung zwischen EU und Bundesregi­erung verstärkt sich in mehreren Bundesländ­ern der Widerstand gegen die Einführung der Pkw-Maut. Der CDU-Vorsitzend­e im Kreis Kleve, Günther Bergmann, hat deswegen sogar einen Brandbrief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) geschriebe­n. Das Gros der Menschen am Niederrhei­n im Grenzge- biet zu den Niederland­en lehne die Pläne von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) ab, heißt es darin. Deutschlan­d solle nicht dem schlechten Beispiel Österreich­s folgen, fordert der Unionspoli­tiker. Dies werde nur dazu führen, dass die Niederland­e und Belgien ihrerseits eine Maut einführten, wodurch die deutschen Autofahrer dann doch zusätzlich belastet würden. Bergmann weist auch darauf hin, dass in der Grenzregio­n viele Niederländ­er wohnten, die weiter- hin in den Niederland­en arbeiteten. Diese Menschen müssten künftig „Eintrittsg­eld fürs eigene Zuhause“zahlen, kritisiert­e Bergmann. Er befürchtet zudem erhebliche Einbußen für den Einzelhand­el im Kreis Kleve, wenn die Mautpläne verwirklic­ht würden. Die Niederländ­er, die täglich zu Tausenden über die Grenze kämen, seien „ein Wirtschaft­sfaktor erster Güte“. Negative Folgen seien auch für den Flughafen Weeze und das „Wunderland Kalkar“zu befürchten.

Unterdesse­n hat die saarländis­che Regierungs­chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) ihre Forderung nach einem mautfreien Korridor für die Grenzregio­n bekräftigt. Auch auf der französisc­hen Seite gebe es einen solchen Korridor, sagte sie unserer Redaktion. Es sei eine Frage der guten Nachbarsch­aft, dass man solche Regelungen auf Gegenseiti­gkeit schaffe. Aus der EU-Kommission gebe es Äußerungen, dass dies mit dem EU-Recht vereinbar sei. Spätestens wenn das Gesetz in den Bundesrat komme, werde der Korridor Gegenstand des Verfahrens sein. Die saarländis­che Bundestags­abgeordnet­e Nadine Schön (CDU) verwies darauf, dass die Landesgrup­pen NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland Dobrindt soeben in einem Brief vor den Folgen der Pkw-Maut in den Grenzregio­nen gewarnt hätten.

Dobrindt plant eine Pkw-Maut, die über eine Vignette entrichtet werden soll. Inländisch­e Autofahrer sollen über die Fahrzeugst­euer ent- lastet werden, während Ausländer zahlen müssen. Zunächst stoppte die EU-Kommission das Gesetzesvo­rhaben, weil sie darin einen Verstoß gegen das Gleichbeha­ndlungsgeb­ot von EU-Bürgern sah. Der Kompromiss besteht in einer Umwelt-Komponente: Halter von Autos, die die Abgasnorm Euro 6 erfüllen, sollen stärker entlastet werden. Da inzwischen die Mehrzahl der Autos in Deutschlan­d dieser Norm entspricht, drohen die Einnahmen der Maut geringer auszufalle­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany