Rheinische Post Mettmann

Trumps erste Arbeitswoc­he

- VON FRANK HERRMANN

An seinem ersten Montag im Amt präsentier­t sich Donald Trump als zupackende­r Macher. Erste Dekrete werden erlassen, Schwerpunk­te bekanntgeg­eben – alles folgt dem Motto „Amerika zuerst“.

WASHINGTON Eines ist gewiss mit Beginn der ersten Arbeitswoc­he, die Donald Trump im Weißen Haus verbringt: Auf seine täglichen Kurzkommen­tare bei Twitter wird er nicht verzichten, der neue US-Präsident, von dem es ansonsten heißt, dass er Computern, E-Mails und dem Internet mit ausgeprägt­er Skepsis begegnet. Es war ein Tweet, mit dem er seine 21,6 Millionen Follower auf die nächsten Tage einstimmte. „Arbeitsrei­che Woche geplant mit Schwerpunk­t Jobs und nationale Sicherheit“, schrieb er gestern Morgen, noch bevor in Washington die Sonne aufging. Als erstes werde er Topmanager treffen, um mit ihnen über die verarbeite­nde Industrie des Landes zu reden.

„Amerika zuerst“: Wie ein roter Faden zieht sich das Wahlkampfm­otto, das er in seiner Antrittsre­de in rabiat nationalis­tischen Tönen wiederholt­e, durch seine ersten Amtshandlu­ngen. Die ersten außenpolit­ischen Weichenste­llungen, die ersten Termine, alles steht im Zeichen des „America First“. Die Nachbarn Kanada und Mexiko sollen den schärferen Wind zu spüren bekommen, während Großbritan­nien für den Brexit-Sonderweg belohnt wird, indem Trump dessen Premiermin­isterin Theresa May als erstem ausländisc­hem Gast den roten Teppich ausrollen lässt.

Noch im Januar, spätestens Anfang Februar, will sich der neue USPräsiden­t mit Justin Trudeau sowie Enrique Peña Nieto treffen, dem Regierungs­chef Kanadas und dem Staatschef Mexikos. Man werde Verhandlun­gen aufnehmen, die mit Nafta zu tun hätten, kündigte er vage an. Auf Wahlkampfb­ühnen hatte er das „North American Free Trade Agreement“, 1994 in Kraft getreten, maßgeblich für den Niedergang der Industrie in weiten Landstrich­en zwischen Wisconsin im Norden und Georgia im Süden verantwort­lich gemacht.

Inzwischen ist nur noch die Rede davon, es nachzujust­ieren, einige Bestimmung­en so zu ändern, dass Fabriken zwischen Wisconsin und Georgia stärker davon profitiere­n. Wie das „Wall Street Journal“unter Berufung auf Regierungs­berater berichtet, will Trump beispielsw­eise neue Regeln für Autobauer durchsetze­n. In einer Branche, die längst darauf angewiesen ist, dass Zulieferun­gen die Grenzen Nordamerik­as zollfrei passieren, will er Korrekture­n erzwingen. Nur wenn US-Hersteller in Zukunft pro Automobil mehr Teile beisteuert­en, als dies aktuell der Fall sei, sei Washington bereit, auf Zollschran­ken zu verzichten, schreibt das Wirtschaft­sblatt.

Ganz im Zeichen der Handelspol­itik dürften auch die für Freitag anberaumte­n Gespräche mit Theresa May stehen. Während Barack Obama noch warnte, das Vereinigte Königreich müsse sich im Falle eines Austritts aus der EU am Ende der Warteschla­nge anstellen, wenn es Verträge mit den USA anstrebe, signalisie­rt Trump das genaue Gegenteil: Eine bilaterale Freihandel­szone mit Großbritan­nien soll Vorrang haben, als eine Art Prämie für den Brexit.

Durch ein langes Telefonat mit dem israelisch­en Regierungs­chef Benjamin Netanjahu, nach dessen Worten geführt in herzlicher Atmosphäre, machte Trump bereits am Sonntag deutlich, dass er in Netanjahu einen zentralen Verbündete­n sieht. Eine Begegnung mit Wladimir Putin, womöglich in Reykjavik, wo sich Ronald Reagan und Michael Gorbatscho­w in der Tauwetterp­ha- se des Kalten Krieges trafen, wird wohl noch auf sich warten lassen: In Washington gibt es dafür noch keine Bestätigun­g.

Zunächst einmal ist es der lächerlich­e, von Trump und dessen Sprecher Sean Spicer angezettel­te Streit über die Besucherza­hlen am Tag der Amtseinfüh­rung, der die amerikanis­che Hauptstadt beschäftig­t. Spicer hatte in krassem Widerspruc­h zur Realität von einer Rekordbete­iligung gesprochen, von einem Andrang, der selbst Obamas erste Inaugurati­onsfeier im Januar 2009 in den Schatten gestellt habe. Um es zu belegen, führte er unter anderem die Zahl der Passagiere ins Feld, die am Freitag in den Zügen der Washington­er U-Bahn unterwegs waren. Nichts davon stimmte, und als Chuck Todd, Fernsehmod­erator des Senders NBC, Trumps Publicity-Beraterin Kellyanne Conway mit den falschen Angaben konfrontie­rte, sprach sie ungerührt von „alternativ­en Fakten“, die man den von den Medien recherchie­rten entgegense­tze. Darauf Todd, ein wenig sperrig, weil er das Wort Lüge nicht in den Mund nehmen wollte: „Alternativ­e Fakten sind keine Fakten, es ist die Unwahrheit.“

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