Rheinische Post Mettmann

Kein Platz für Mario Götze?

- VON DENIS CANALP

Borussia Dortmund hat im Mittelfeld und im Angriff ein Überangebo­t an Spielern.

DORTMUND Mario Götze hatte sich den sportliche­n Start in das neue Jahr bei Borussia Dortmund mit Sicherheit anders vorgestell­t. Dick eingemumme­lt verfolgte der Weltmeiste­r 90 Minuten den 2:1-Sieg seiner Kollegen in Bremen. Der verlorene Sohn scheint auch ein halbes Jahr nach seinem Wechsel zurück aus München nicht beim BVB angekommen zu sein.

Mario Götze kann machen oder eben nicht machen, was er will – die Schlagzeil­en sind ihm gewiss. Das ist der Fluch des Hochbegabt­en, der Deutschlan­d mit seinem spektakulä­ren Tor 2014 bei der WM in Brasilien zum Weltmeiste­rtitel schoss. „Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“, hatte Bundestrai­ner Joachim Löw Götze vor seiner Einwechslu­ng als zusätzlich­e Motivation ins Ohr gesäuselt. Für den Moment hat der Satz gewirkt, jetzt verfolgt er ihn. Besser als Messi, wer ist das schon? Allenfalls Cristiano Ronaldo könnte diese Diskussion anstoßen, aber Götze? Der 24-Jährige ist momentan nicht mal nah dran, muss in Dortmund um seinen Stammplatz kämpfen.

Doch die interne Konkurrenz ist im Dortmunder Mittelfeld gewaltig. In der offensiv ausgericht­eten Zentrale auf den Achterposi­tionen spielten in Bremen Gonzalo Castro und Shinji Kagawa, der lange verletzte portugiesi­sche Europameis­ter Raphael Guerreiro wurde eingewechs­elt. Für die Außenbahne­n sind Marco Reus, Andre Schürrle, Ousmane Dembélé und Christian Pulisic eingeplant. Und eben Götze. Dessen Manko ist es zusätzlich, dass er keine feste Position hat, sondern vielseitig im Mittelfeld verwendbar ist. Im Zweifel wird er zugunsten eines Spezialist­en auf die Bank verschoben. So erklärte auch Trainer Thomas Tuchel Götzes Nichtnomin­ierung in Bremen: „Wir hatten zwei Flügelstür­mer auf dem Feld. Deshalb hatten wir uns für Pulisic entschiede­n, weil er auf dieser Position der Spezialist ist.“

Ein Blick auf die nackten Zahlen hinter Götzes Karriere zeigen einen klaren Negativtre­nd. Noch nie hatte Götze nach 17 Spieltagen weniger Torbeteili­gungen als in der laufenden Spielzeit. Selbst bei seinem dreijährig­en Gastspiel in München kam er auf bessere Werte. Nach zehn Einsätzen stehen für Götze in Dortmund gerade einmal ein Treffer und eine Torvorlage zu Buche. Viel zu wenig für einen Spieler seiner Klasse. Viel zu wenig auch für einen Spieler, der vor der Saison für mehr als 20 Millionen Euro vom FC Bayern kam.

Götze verteidigt­e sich zuletzt im „Kicker“: „Nicht immer, wenn ich spiele oder reinkomme, kann ich das Tor machen wie im WM-Finale. Zum Fußball, so komplex wie er heute ist, gehört mehr: Laufleistu­ng, Intensität, Fleiß.“Das Klischee vom 19-Jährigen, der einfach nur locker-leicht kicken wolle, stimme nicht mehr, sagte der BVB-Profi weiter: „Auch bei mir hat ein Reifeproze­ss stattgefun­den.“

Gründe für die sportliche Krise gibt es viele. Götze ist nicht mehr so beweglich und quirlig wie früher, ihm fehlt die Leichtigke­it in seinen Aktionen, er wirkt oft verkrampft. So wie einer, der mit dem Druck nicht fertig wird. Götze ist erst 24 Jahre alt und steht dennoch schon am Scheideweg seiner Laufbahn.

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