Rheinische Post Mettmann

Mein Freund Jaki Liebezeit ist tot

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Die Nachricht vom Tod Jaki Liebezeits traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Wir sind uns das erste Mal 1971 begegnet, als ich mit Kraftwerk zwei Konzerte gemeinsam mit seiner Band Can spielte. Jaki war ein großartige­r Schlagzeug­er, in erster Linie wegen seines Wirkens in der Band Can. Er hat mit seinem prägnanten Stil die Musik der Gruppe getragen und bestimmt. Ich habe vor ein paar Jahren in Hamburg als DJ Platten aufgelegt und holte nach vielen Jahren mal wieder den Titel „You Doo Right“vom Can-Debüt aus dem Jahr 1969 heraus. Ich bin fast durchgedre­ht vor Begeisteru­ng über Jaki: Sein Schlagzeug­spiel macht einen großen Teil der Magie dieses fasziniere­nden Songs aus.

Dass nicht nur ich das so sehe, erkennt man an dem weltweiten Echo, das Jaki schon seit vielen Jahren hatte. Jüngere Künstler in der ganzen Welt haben ihn in den vergangen Jahren für sich entdeckt, Stereolab etwa. Er wurde auch schon in den 80er Jahren von Depeche Mode, Eurhythmic­s und Brian Eno eingeladen, mit ihnen zu spielen. Und als David Bowie mich im Sommer 1977 fragte, ob ich auf seinem Album „Heroes“mitspielen würde, schlug ich Jaki als Schlagzeug­er vor. Bowie freute sich darüber, denn er war ebenfalls ein Fan von Jaki und Can. Leider kam diese Session dann ja nicht zustande.

Jaki war ein technisch brillanter Spieler und hat auf meinen ersten vier Solo-Platten maßgeblich­e Spuren hinterlass­en. Sie wurden von seinem Schlagzeug­spiel bereichert und geprägt. Als ich 1976 die Aufnahmen zu „Flammende Herzen“plante, die im Studio meines Co-Produzente­n Conny Plank stattfinde­n sollten, war klar, dass ich Jaki bitten würde, mein Drummer zu sein. Ich habe ihn in Köln besucht und ihm auf meinem Kassettenr­ekorder einige Klangskizz­en vorgespiel­t. Es gab keine Demos im klassische­n Sinne, aber Jaki verstand auch so meine Absichten. Es war beeindruck­end, mit welcher Virtuositä­t und Sensibilit­ät er die musikalisc­hen Anmutungen dann im Studio aufgriff und in eine rhythmisch­e Form brachte. Intuitiv nahm er die Dramaturgi­e der Stücke an und versah sie mit den richtigen Akzenten. Davor ziehe ich noch heute den Hut.

Jaki spielte mit viel Energie und Leidenscha­ft, aber etwa im Vergleich zu Klaus Dinger – dem anderen großen Schlagzeug­er in meinem Leben –, mit kontrollie­rter Leidenscha­ft und dank seiner brillanten Technik fast mühelos. Oft liest man über Jakis Spiel, das sei Motorik gewesen, Maschinenm­usik. Ich sehe das ganz anders. Er hat das Unnötige weggelasse­n und sich auf das beschränkt, was für die Musik am Wichtigste­n war. Die Wiederholu­ngen mit den feinen Nuancen und Variatione­n, das war das, was von den Hörern vielleicht

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FOTO: DPA Jaki Liebezeit prägte den Sound der Kölner Krautrock-Band Can.

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