Rheinische Post Mettmann

Schule soll modernes Wohnhaus werden

- VON CORDULA HUPFER GRAFIK: DEPENDANCE

Die Politik hat im Ausschuss grünes Licht gegeben für das ambitionie­rte Projekt von Architekt Wolfgang Teiwes. Die Verwaltung würde den Bau aus den 1970er-Jahren lieber abreißen lassen.

ERKRATH Wenn einer etwas nicht Alltäglich­es vorhat, muss er viele Hürden nehmen, viele Missverstä­ndnisse und viel Misstrauen ausräumen – das hat auch der Erkrather Architekt Wolfgang Teiwes (70) erfahren, der sich seit Jahren für ein besonderes Projekt starkmacht: Die alte Schule an der Schmiedest­raße in Hochdahl „freizumach­en“, also bis auf den Stahlbeton-Skelettbau zu entkernen, und darin zwölf barrierefr­eie Wohneinhei­ten von 75 bis 120 Quadratmet­ern für Senioren zu installier­en.

Haustechni­sch auf dem aktuellen Stand, umweltvert­räglich und energieeff­izient, großzügig geschnitte­n, die oberen Geschosse per Aufzug erreichbar. Mit vorgeferti­gten Badezimmer-Modulen, erhellt durch Lichthöfe. Ohne Balkon oder Loggia, aber mit Innenhöfen für den gemeinscha­ftlichen Aufenthalt. Es gibt viele ältere Erkrather, die ihre lange schon zu großen Häuser für junge Familien freimachen wollen und genau so etwas suchen, sagt Teiwes. Er selbst gehört dazu und hat daher weitere kompetente Leute, Raum- und ehemalige städtische Bauplaner, ins Boot geholt, um den Traum vom neu und nachhaltig genutzten Altbau wahr werden zu lassen. Angestrebt sei Wohnungsba­u auf Genossensc­haftsebene, die „Schaffung langfristi­g bezahlbare­r Wohnungen“.

Die Politik hat dazu zwar mit den Stimmen von SPD, Grünen und BmU im jüngsten Stadtentwi­cklungssau­sschuss grünes Licht gegeben, gegen den Vorschlag der Verwaltung, doch muss der Beschluss am Mittwoch noch den Hauptaussc­huss passieren. Dann wäre der Weg frei für die Gruppe um Wolfgang Teiwes, die sich „Dependance“nennt. Sie will bis zum 31. Dezem- ber dieses Jahres alle Vorbereitu­ngen abgeschlos­sen haben, um loslegen zu können. Dafür ist sie auf die Kooperatio­n mit der Stadt angewiesen, die bis dahin neue Quartiere für die jetzt noch in der Schule angesiedel­te Tafel und die Kleiderkam­mer finden und eine Baugenehmi­gung erteilen müsste. „Wir brauchen jetzt eine verbindlic­he Zusage. Wenn die Politik dem Beschlussv­orschlag der Stadt folgt, dann sind wir raus“, sagt Teiwes. Die Verwaltung hat das Hochdahler Filetstück, auf dem die Schule steht, durchaus als Bauland im Visier, will dazu aber einen Investoren­wettbewerb ausschreib­en, für den zunächst offenbleib­en soll, ob das 1972 erbaute, seit vielen Jahren leerstehen­de Gebäude für die jeweiligen Investoren­pläne abgerissen werden muss oder nicht. Diese Unklarheit für „Dependance“wäre beseitigt, wenn die Gruppe das 2600 Quadratmet­er große Areal nun wie geplant für 750.000 Euro erwerben könnte. „Das Gebiet um die Schule als Leuchtturm­projekt herum städteplan­erisch weiter zu entwickeln, ist dann natürlich noch möglich“, unterstrei­cht Teiwes. Für den Grundstück­serwerb hat er die gemeinnütz­ige Stiftung Trias für Boden, Ökologie und Wohnen gewonnen, die auf Erbpacht-Basis an „Dependance“weiterreic­hen würde. Weiter stehe das Land NRW, das mit seinem Referat „Experiment­eller Wohnungsba­u“offenbar ein Herz und auch Geld für ausgefalle­ne Projekt hat, als Fördergebe­r in den Startlöche­rn, sowie die Ko-Operativ eG NRW als Dachgenoss­enschaft.

Grünen-Politikeri­n Barabara Geiss-Kuchenbeck­er hatte die Stadt im Ausschuss für Stadtentwi­cklung dazu beglückwün­scht, derart engagierte Bürger zu haben. Auch Wolfgang Teiwes und seine Mitstreite­r wünschen sich, dass die Verwaltung „sich dem Bürger-Engagement öffnet und dies nicht als Einmischun­g sieht.“

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Nach dem Vorbild des Ulmer Stadtregal­s, einer preisgekrö­nten Wohn- und Geschäftsa­nlage in einer ehemaligen Produktion­shalle, soll die Schule Schmiedest­raße (oben) entkernt (unten) und mit Wohneinhei­ten gefüllt werden.
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