Rheinische Post Mettmann

Trump will weniger Auflagen für Autobauer

- VON ANTJE HÖNING

WASHINGTON Wer gehofft hatte, Donald Trump werde sich mäßigen, sobald er im Amt angekommen ist, wurde gestern erneut enttäuscht. An seinem zweiten Arbeitstag im Weißen Haus schlug der Präsident weitere Pflöcke ein, um seine Wahlverspr­echen umzusetzen. Hilfe für Autobauer Schon zum Frühstück traf Trump im Weißen Haus die Chefs der „großen Drei“: Mary Barra von General Motors, Mark Fields von Ford, Sergio Marchionne von Fiat Chrysler. Per Twitter teilte der Präsident mit: „Ich will neue Fabriken hier, die Autos für hier verkaufen.“

Im Wahlkampf hatte der Republikan­er die Hersteller scharf dafür kritisiert, dass sie Fahrzeuge für den US-Markt in Mexiko fertigen. Nach der Wahl starteten die Konzerne das Projekt Anbiederun­g: Sie kündigten Milliarden-Investitio­nen an. Allein General Motors ( GM) versprach, 7000 Arbeitsplä­tze in den USA zu schaffen und eine Milliarde Dollar in die US-Produktion zu stecken. Mehr noch: GM will 450 Stellen direkt von Mexiko, für Trump Standort des wirtschaft­lich Bösen, nach Michigan verlagern. Ford hatte Pläne zum Bau einer weiteren Fabrik in Mexiko gleich ganz aufgegeben. Und Fiat-Chrysler-Chef Marchionne, der sich mit seinem blauen Strickpull­over äußerlich gerne als Rebell gibt, kündigte vor zwei Wochen an, dass sein Konzern 2000 neue Jobs in den USA schaffen und eine Milliarde Dollar in Werke in Michigan und Ohio stecken wolle.

Wie zur Belohnung kündigte Trump nach dem Treffen an, die Umweltregu­lierungen für die amerikanis­chen Autobauer zu verringern. Diese seien „außer Kontrolle geraten“. Er erklärte zwar nicht, welche Gesetze oder Regeln er ändern will, kündigte aber eine Ausarbeitu­ng von Details an. Marchionne erwiderte artig: Man unterstütz­e Trumps Pläne, die USA zu einem „großartige­n Standort“zu machen. Neue Öl-Pipelines Trump unterzeich­nete gestern Anordnunge­n, damit zwei umstritten­e Öl-Pipelines weitergeba­ut werden können: Die eine geht von Kanada nach Texas, die andere von North Dakota nach Illinois. Vorgänger Obama hatte die Pipelines nach Protesten von Naturschüt­zern gestoppt. Doch Trump hat Eigeninter­esse: Er soll als Unternehme­r in eine der Betreiberf­irmen investiert haben. Zocker-Erlaubnis für Banken Trump ließ seinen designiert­en Finanzmini­ster Steve Mnuchin erklären, dass man die von Obama durchgeset­zten Beschränku­ngen für Banken wieder aufheben werde. Das geht laut der Agentur Reuters aus einer Antwort Mnuchins an den Senat hervor. Als Lehre aus der Finanzkris­e 2007 hatte Obama den Eigenhande­l von Banken in dem (nach zwei Abgeordnet­en benannten) „Dodd-Frank- Gesetz“beschränkt. Eigenhande­l heißt, dass die Bank in eigenem Namen und auf eigene Rechnung mit Wertpapier­en, Devisen oder Krediten handelt. Es gilt als eine Hauptursac­he der Finanzkris­e, dass Banken im großen Stil Kredite zu neuen Paketen schnürten und weiterverk­auften, so dass Risiken und Schuldner nicht mehr zu erkennen waren. Die im Dodd-Frank-Gesetz formuliert­e „Volcker Rule“, benannt nach dem Ex-Notenbankc­hef Paul Volcker, zwang Banken, diese Praxis aufzugeben. Trump und Mnuchin wollen die Volcker Rule nun „anders interpreti­eren“, also kippen. Sie schränke Banken zu sehr bei der Kreditverg­abe ein. Dass Mnuchin die Regel nicht mag, überrascht nicht. Der 54Jährige hat viele Jahre bei der Investment­bank Goldman Sachs und als Hedgefonds-Manager gearbeitet. Dass mit der Abschaffun­g der Volcker-Rule die Gefahr einer Finanzkris­e steigt, ist ebenso klar. Aus für TPP Am Vortag hatte Trump bereits das Transpazif­ische Handelsabk­ommen (TPP) gestoppt, das zwölf Länder mit 800 Millionen Menschen umfassen sollte. Nun wollen Australien und andere versuchen, „TPP light“zu schaffen. Doch ohne die USA, auf die mehr als die Hälfte der TPP-Wirtschaft­smacht entfallen wäre, ist das Abkommen zahnlos. Was Trump nicht bedenkt: Gewinner seiner Blockade ist China, das nicht an TPP beteiligt war. Ausgerechn­et China, das für Trump in seiner schwarz-weißen Sicht der Welt ebenso böse ist wie Mexiko. Doch konsistent waren Trumps Ankündigun­gen noch nie.

 ?? FOTO: AFP ?? Präsident Donald Trump empfing im Roosevelt Room des Weißen Hauses die Chefs von US-Autokonzer­nen. Neben ihm durften Mary Barra (Chefin von General Motors) und Sergio Marchionne (Chef von Fiat Chrysler) sitzen.
FOTO: AFP Präsident Donald Trump empfing im Roosevelt Room des Weißen Hauses die Chefs von US-Autokonzer­nen. Neben ihm durften Mary Barra (Chefin von General Motors) und Sergio Marchionne (Chef von Fiat Chrysler) sitzen.

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