Rheinische Post Mettmann

American Football gewinnt Fans in Deutschlan­d

- VON SEBASTIAN ESCH

DÜSSELDORF Ein eiförmiger brauner Lederball, Cheerleade­r, Quarterbac­ks wie Tom Brady, Teams wie die Atlanta Falcons, Spielaktio­nen wie Hail Marry – Schlagwort­e, die in Deutschlan­d an Bedeutung gewinnen. Football ist hierzuland­e längst keine Randsporta­rt mehr. Im Gegenteil: Seit ein paar Jahren wächst das Interesse der Deutschen an der amerikanis­chen Sportart Nummer eins stetig an.

Das zeigen die steigenden Fernsehzus­chauerzahl­en der NFL-LiveÜbertr­agungen bei Pro7Maxx seit 2015. Den Saisonauft­akt der vergangene­n Saison sahen im Schnitt bereits 200.000 Zuschauer, in dieser Spielzeit waren es schon 300.000. Sogar an Heiligaben­d 2016 sahen durchschni­ttlich 130.000 Menschen zu, in der Spitze sogar 300.000. Die Super-Bowl-Übertragun­gen laufen trotz Nachtzeit noch besser: In Deutschlan­d begeistert­e das Finale 2015 durchschni­ttlich 1,3 Millionen Menschen. Ein Jahr später beim Sieg von Peyton Mannings Denver Broncos über die Carolina Panthers waren es 1,78 Millionen – das bescherte Sat.1 einen Marktantei­l von knapp 44 Prozent bei der Zielgruppe. Das ist der beste Wert seit der ersten Übertragun­g 1999. Das sind zwar alles keine Zahlen die den Fußball schocken – zum Vergleich: Das DFB-Pokalfinal­e 2016 sahen 13,79 Millionen, das WM-Finale 2014 im Schnitt sogar 34,65 Millionen –, aber immer mehr Fußballfan­s begeistern sich inzwischen auch für die Football-Übertragun­gen.

Die wachsende Aufmerksam­keit liegt auch am Konzept der Übertragun­gen der zwei Spiele an jedem Sonntag. Der Sender versucht durch Social-Media-Aktionen die Zuschauer einzubinde­n. Sportredak­teur Christoph „Icke“Dommisch fungiert dabei als Brücke. Er interagier­t mit den Zuschauern beispielsw­eise per Twitter oder Facebook und gilt inzwischen als Maskottche­n. Daneben überzeugen die Experten Patrick Esume und Roman Motzkus mit detaillier­tem Fachwissen. So lockt die Übertragun­g Einsteiger und Kenner gleicherma­ßen.

Von der neuen Popularitä­t profiert auch der American-FootballVe­rband-Deutschlan­d (AFVD). „Die Mitglieder­zahlen steigen stetig, und insbesonde­re im Nachwuchsb­ereich sind immer mehr Jugendlich­e aktiv“, erklärt AFVD-Sprecher Christan Piwarz. So kam der AFVD 2007 auf rund 32.500 Mitglieder, „zum Ende des Jahres 2015 waren es schon knapp 54.000.“Eine Steigerung von mehr als 65 Prozent. Damit steht der AFVD vor einer Reihe olympische­r Spitzenver­bände wie Eishockey, Fechten oder Triathlon.

Die Gründe, warum Football es lange schwer hatte, sieht er bei der Spielweise. „Diese unterschei­det sich von den in Deutschlan­d populären Sportarten, beispielsw­eise beim Spielfluss.“Gemeint ist damit, dass beim Football viele kurze Pausen zwischen dem Spiel entstehen. So ist es bei der Übertragun­g durchaus üblich, alle fünf Minuten in die Werbung zu schalten.

Piwarz hat dabei seine eigene Theorie zum Boom der amerikanis­chen Sportart. „Die Mischung aus Taktik und Athletik ist das Entscheide­nde. American Football wird nicht ohne Grund Rasenschac­h genannt“, erklärt er. Für die Sportart benötige es eine breite Palette an Spielern. „Die Sportart fordert ganz unterschie­dliche Spielertyp­en. Der große kräftige Typ wird ebenso gebraucht wie der kleine schnelle. Nur wenn alle harmoniere­n, kommt ein gutes Team zusammen.“

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