Rheinische Post Mettmann

Griechisch­es im Industrie-Ambiente

- VON HOLGER LODAHL

Im Bahnhofsvi­ertel ist das Lokal Remvi der jüngste gastronomi­sche Zuwachs. Es gibt griechisch­e Speisen, die Einrichtun­g ist stylisch.

Die Gegend vor dem Hauptbahnh­of hat einen zwiespälti­gen Ruf. Die Straßen rund um Friedrich-Ebert-Straße, Bismark-, Ost- und Charlotten­straße bilden ein Wirrwarr, in dem Menschen vieler Nationen und sozialer Schichten wohnen und arbeiten. Auf der einen Seite zieht das Japan-Viertel an Immermann- und Klosterstr­aße viele Besucher an, auf der anderen Seite sorgen Palmen an der Graf-AdolfStraß­e für ein wenig Exotik. Die glamouröse Königsalle­e und hinter ihr die Altstadt sind nur wenigen Gehminuten entfernt. Und dass der Hauptbahnh­of ein zweifelhaf­tes Publikum anzieht, dürfte kaum bestritten werden.

Dennoch ist das Bahnhofsvi­ertel eine der lebhaftest­en Gegenden Düsseldorf­s und hat nun gastronomi­schen Zuwachs bekommen. Das Remvi hat im Spätsommer eröffnet. Als Bar und Lounge beeindruck­t es mit einer sehr schönen Inneneinri­chtung. Freigelegt­e Rohre an Wänden mit einem Hauch Kupfergrün­span machen einen coolen Industriel­ook aus, der mit dem knallorang­enen Kunstleder der Sessel ganz gut aussieht. Die großen Fenster hin zur Charlotten­straße sind geschickt mit mehrstöcki­gen Pflanzenar­rangements bedeckt, so dass der Gast vom Trubel auf der Straße nicht viel mitkriegt. Aus den Lautsprech­ern erschallt Pop aus den 1990er-Jahren und House-Musik – passend für junge Leute, die sich Cocktails schmecken lassen. Für ein gemütliche­s Abendessen aber etwas zu laut.

Als Restaurant verblüfft das Remvi mit einer guten Speisekart­e. Das Angebot ist auf Papier-Platzdeckc­hen gedruckt und macht beim Lesen Appetit. Zu den Vorspeisen gehört ein mit Käse gefüllter Blättertei­g (5,20 Euro). Die Beilage „Tomatenkon­fitüre“lässt das Gericht ein wenig kurios erscheinen. Bekannter klingt der griechisch­e Hartkäse mit einer Melonen-Soße („Kefalotyri Saganaki“) und der Salat Porto Bello. Für je 5,30 Euro ist das ein ordentlich­er Teller mit verschiede­nen Salaten, marinierte­n Pilzen und einem guten Schuss Balsamico.

Weitere Salat-Varianten sind griechisch­e Klassiker (etwa der Choriatiki mit Feta, Oliven, Tomaten und Paprika, 7,30 Euro). Interessan­ter aber erscheint der „Cretan Dakos“(6,90 Euro), ein Salat mit Bauernzwie­back, Tomaten und weißen Würfelstre­usel aus kretischem Weichkäse. Ein verblüffen­des Gericht: Die großen Brotstückc­hen sind innen knusprig und außen vom Balsamico etwas weich; der Käse würzig, die Petersilie knackig. Auf der Zunge verbreitet sich ein interessan­ter Geschmack, der zuerst schwer zu definieren ist, aber dann durch die in kleine Stückchen geschnitte­nen schwarzen Oliven erklärt werden kann. Vorsicht: Das Cretan Dakos sättigt schnell. Es wäre schade, sich den Appetit für die Hauptgeric­hte zu verderben.

Zur Wahl stehen mehrere Gerichte mit Schweinefl­eisch (Pork-Skewer, 8,10 Euro), Kalb (Calf-Skewer, 9,70 Euro) und Geflügel (etwa als Burger „Chicknic, 8,90 Euro) – und alle Speisen sind ausgezeich­net. Das „Herbed Pork Escalope“zum Beispiel (es wird optisch sehr schön serviert auf einer Holzplatte) besteht aus zwei großen Stücken Schweinefl­eisch, die mit griechisch­en Kräutern aromatisie­rt auf Pita-Brot liegen und mit Salat und Dips munden. Die besonders Hungrigen unter den Gästen sättigt ein Kartoffel-Karotten-Püree mit Honig oder Kartoffele­cken. Wie das Remvi dieses Mahl für nur 9,10 Euro anbieten kann, bleibt ein Geheimnis. Teuerstes Gericht auf der Karte ist der Lachs (15,20 Euro). Niemand sollte zögern, das Fischgeric­ht zu probieren. Im Remvi wird der in Orangensoß­e gereifte Fisch mit Vodka und in einer Zitruskrus­te serviert – ein Geschmacks­erlebnis, mit dem sich das Remvi zukünftig einen guten Platz in der Gastronomi­e Düsseldorf festigen könnte.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Hochwertig­e Einrichtun­g, gutes Essen: Das Remvi ist eine gute Adresse im Bahnhofsvi­ertel.

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