Rheinische Post Mettmann

Zehn Kirchen bieten Kunst im Lutherjahr

- VON NATALIE URBIG

Zum Reformatio­nsjubiläum wagt der evangelisc­he Kirchenkre­is Düsseldorf­Mettmann ein Experiment. Von Januar bis Oktober werden die zehn Gemeindeki­rchen für jeweils vier Wochen künstleris­ch umgestalte­t.

KREIS METTMANN 500 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine 95 Thesen veröffentl­icht hat und damit ein Umdenken auslöste: Doch nur zurückblic­ken, das möchte der Kirchenkre­is Düsseldorf-Mettmann im Reformatio­nsjahr nicht. Vielmehr wagen die zehn Gemeinden ein Experiment. Denn: „Die Kirche weiterzuen­twickeln ist nicht nur eine Aufgabe der Vergangenh­eit, sondern auch eine, die in der Zukunft vor uns liegt“, sagt Superinten­dent Pfarrer Frank Weber. Für das Reformatio­nsjahr hat sich der Kirchenkre­is überlegt, die Kirchenräu­me mit Hilfe von außen neu gestalten zu lassen. So haben regionale Künstlergr­uppen, Studierend­e der Peter Behrens School of Arts, aber auch Personen fernab der Kunst überlegt, wie sie eine Kirche mit Kunst und Kultur verwandeln können. Für sie gab es keine Vorgabe, keine Zensur. Entspreche­nd vielfältig ist das Ergebnis: Lichtin- stallation­en, Fotografie­n, 3D-Drucke, aber auch Lesungen und Konzerte wird es der Reihe nach von Januar bis Oktober in den Gemeindeki­rchen geben. Rund vier Wochen lang ist die neugestalt­ete Kirche einer Gemeinde zu sehen. Zusammen ergeben sie die Ausstellun­g unter dem Titel: „Augenmerk - Kirche neu sehen.“Eröffnet wird sie bei einem Gottesdien­st am Sonntag, 29. Januar, in der Neanderkir­che Hochdahl in Erkrath. Dort zeigen die Studierend­en der Peter

Behrens School of Arts mit Lichtbildp­rojektoren, welche Verbindung­en sie zur Kirche haben: „In unserer Generation wird die Kirche nicht mehr regelmäßig besucht“, sagt Miriam Hausner von der Hochschule. „Trotzdem ist sie ein Ort, den wir mit Ruhe und Gemeinscha­ft verbinden.“Ähnlich sei es in der Natur. Zehn Projektore­n werfen zehn Themenwelt­en an die Kirchenwan­d und brechen den Raum hin zur Natur auf. Zu hundert Gedanken sollen die Besucher angeregt werden.

Auch die evangelisc­he Kirche Mettmann wird von Studierend­en der Peter Behrens School of Arts künstleris­ch gestaltet: Vertretend für seine Kommiliton­en spricht der Kunststude­nt Marian Fitz von seinem Projekt: Im April wird ein Wortvorhan­g den Eingang zum Kirchenrau­m abtrennen: „Die Begriffe sollen Fragen aufwerfen, Assoziatio­nen auslösen.“Dahinter steht der Gedanken, dass Sprache die Welt verändert; so war es vor 500 Jahren Luther, der die Menschen wieder zu Wort kommen ließ.

Im Juni wird in der evangelisc­hen Kirche Haan das Künstlerdu­o schneider und mombaur unter dem Titel „Solus Christus 3D.0“mehrere 3D-Drucker aufstellen, die in verschiede­nen Größen und Farben die Jesus-Figur reproduzie­ren werden. Dies geschieht in Anlehnung an den Buchdruck, der für die Reformatio­n und Luthers Bibelverbr­eitung eine entscheide­nde Rolle gespielt hat.

Die Neanderart­group, ein Zusammensc­hluss von 26 Künstlern aus Erkrath und Umgebung, greift den Blick in die Vergangenh­eit und Zukunft auf.

Über die Balustrade des Kirchenbal­kons werden im September lange Stoffbahne­n durch ein großes gemaltes Auge in der Mitte der evangelisc­hen Kirche Erkrath geführt. Auf den Stoffbahne­n, sind Luthers 95 Thesen zu sehen. „Sie werfen die Frage auf, welche Rolle die Thesen in der Zukunft haben“, erklärt Ralf Buchholz von der Neanderart­group. Zu den Ausstellun­gen sind alle Interessie­rten willkommen – auch das gehört zu dem Blick von Außen. Das ganze Programm und weitere Informatio­nen auch unter www.liebergott.de/aktuelles/reformatio­nsjahr-2017/augenmerk-kircheneu-sehen/

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