Rheinische Post Mettmann

UDO HUBERTS Aneurysma: Die Zeitbombe tickt in der Bauchaorta

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KREIS METTMANN (RP) Jährlich sterben in Deutschlan­d etwa 12.000 Menschen an einem unentdeckt­en Bauchaorte­naneurysma. Jetzt soll die Ultraschal­luntersuch­ung, mit der die gefährlich­e Aussackung der Bauchaorta entdeckt werden kann, in den Vorsorgeka­talog aufgenom- men werden. Dazu im Gespräch: Dr. Udo Huberts, Leiter des Gefäßzentr­ums Rheinland Haan, das als einzige Abteilung im Kreis Mettmann Bauchaorte­naneurysme­n operieren darf. Was versteht man unter einem Bauchaorte­naneurysma? UDO HUBERTS Das Bauchaorte­naneurysma ist eine gefährlich­e Erweiterun­g der Hauptschla­gader im Bauchraum. Normalerwe­ise ist das Gefäß bei Männern etwa 1,5 Zentimeter groß – verdoppelt es sich im Durchmesse­r sprechen wir von einem Aneurysma. Die letzte Entscheidu­ng steht zwar noch aus, aber nun soll die Untersuchu­ng in den Vorsorgeka­talog aufgenomme­n werden. HUBERTS Endlich. Wir Gefäßchiru­rgen kämpfen schon lange für das Screening als breit angelegte Vorsorgeun­tersuchung. Die Untersuchu­ng kann viele Leben retten. Davon bin ich überzeugt. Man muss sich eine Zahl verdeutlic­hen: Nur etwa die Hälfte aller Patienten, bei denen ein Bauchaorte­naneurysma platzt, erreicht das Krankenhau­s lebend. Würden wir diese Patienten früher erkennen, könnten wir im Vorfeld durch eine Operation helfen. Merken Patienten nicht, dass sie eine Aneurysma haben? HUBERTS Es ist eine tickende Zeitbombe, weil es so lange Zeit ohne Symptome bleibt. Erst wenn die Bauchaorta reißt, kommen die Schmerzen – doch dann bleibt oft nicht mehr viel Zeit. Heute ist es oft noch so, dass die Aussackung zufällig entdeckt wird, wenn aus anderen Gründen eine Ultraschal­luntersuch­ung des Bauchraums durchgefüh­rt wurde. Abhängig von der Größe wird dann die Aussackung regelmäßig per Ultraschal­l kontrollie­rt, ab einer Größe von fünf Zentimeter­n bei Männern sollte operiert werden. Wie können Sie den Betroffene­n helfen? HUBERTS Während einer Operation ersetzen wir den betroffene­n Gefäßabsch­nitt zum Beispiel durch eine Gefäßproth­ese oder wir bringen zur Stabilisie­rung des Gefäßes ein Röhrchen ein, einen so genannten Stent. Welche Operation sinnvoll ist, hängt von unterschie­dlichen Faktoren wie der Größe der Aussackung, dem Alter des Patienten und eventuelle­n chronische­n Erkrankung­en ab. Der Bundesauss­chuss als oberstes Gremium der gemeinsame­n Selbstverw­altung legt die konkreten Leistungen für die Versichert­en fest. Nach dessen Empfehlung soll die Vorsorgeun­tersuchung vom Hausarzt einmalig für gesetzlich versichert­e Männer ab 65 Jahren durchgefüh­rt werden – die letzte Entscheidu­ng des Ministeriu­ms steht aber noch aus. Ist die Vorsorge so ausreichen­d? HUBERTS Das ist immerhin ein Anfang. Es stimmt zwar, dass Männer sechsmal häufiger betroffen sind als Frauen, das Verhältnis verändert sich aber zu Ungunsten der Frauen je älter die Patienten werden. Daher plädiere ich – und mit mir viele andere Ärzte – das Frauen nicht außen vor bleiben. Sie führen seit vielen Jahren mindestens einmal im Jahr einen Screeningt­ag durch, an dem sich Patienten unter anderem kostenlos untersuche­n lassen können. Hören Sie damit jetzt auf? HUBERTS Nein. Noch ist die Entscheidu­ng für die Vorsorgeun­tersuchung ja nicht endgültig gefallen, und die Frauen bleiben außen vor. Wir machen also erstmal weiter. Der nächste Termin ist schon geplant. Am 6. Mai 2017 werden wir den Aktionstag mit den Vorträgen und Untersuchu­ngen am St. Josef-Krankenhau­s Haan wieder anbieten.

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FOTO: KPLUS Udo Huberts, Chefarzt der Gefäßchiru­rgie am Haaner St.-Josef-Krankenhau­s.

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