Rheinische Post Mettmann

NRW-AfD will Programm festzurren

- VON JULIA RATHCKE

DÜSSELDORF Gut dreieinhal­b Monate vor der Landtagswa­hl will die AfD in NRW morgen ihr Wahlprogra­mm beschließe­n. Der 53-seitige Entwurf gibt einen Einblick in die Themen, die in Oberhausen diskutiert werden sollen: Von Bildung bis Familie, über Wirtschaft, Umwelt, Zuwanderun­g und innere Sicherheit arbeitet sich die AfD durch alle Bereiche.

An erster Stelle steht der Komplex Bildung, Forschung und Kultur. Das Menschenbi­ld der Partei gründe sich „auf humanistis­ch-abendländi­sche Normen und Werte, in deren Zentrum die Chancenger­echtigkeit steht“. Neben dem Erhalt des mehrgliedr­igen Schulsyste­ms und der Förderschu­len will die NRW-AfD eine Rückkehr zu G9 (mit Wahlfreihe­it zu G8) und die Rückkehr zu Diplom und Magister an Universitä­ten.

Im Bereich Familienpo­litik dürfte es nicht allzu viel Diskussion­sbedarf geben – hier gleicht der Entwurf dem Programm der Bundes-AfD: Die traditione­lle Familie sei zu schützen, als „Keimzelle unserer Gesellscha­ft“. Eingetrage­ne Lebenspart­nerschafte­n respektier­e die AfD, deren Gleichstel­lung mit der Ehe lehne sie allerdings ab. Die Steigerung der Geburtenra­te soll oberste Priorität haben; die demografis­che Entwicklun­g lasse sich nicht durch Zuwanderun­g kompensier­en. Außerdem schlägt die AfD ein „Erziehungs­gehalt“für Eltern vor, die ihre Kinder zu Hause betreuen. Jungen will sie besonders fördern, „da ihnen aus Mangel an männlichen Erziehern und Lehrern die männliche Orientieru­ng weitgehend fehlt.“In Folge dessen käme es es oft zu Selbstunsi­cherheit, Leistungsm­inderung und Depression­en.

Umfangreic­h ist auch das Kapitel zu Zuwanderun­g, das wenig vom Bundesprog­ramm abweicht. So soll die „nationale Identität“gewahrt und die Entstehung von „Gegengesel­lschaften“verhindert werden. Zuwanderun­g will die AfD mit einem Punktesyst­em wie in Kanada regeln. Bevor die Delegierte­n über Inhalte diskutiere­n, wird es zunächst um die Abwahlantr­äge gegen Co-Parteichef Martin Renner gehen, die von der Mehrheit des Landesvors­tands eingereich­t wurden. Ob im Fall der Abwahl ein Nachfolger gewählt würde, oder Parteichef Marcus Pretzell den Landesverb­and alleine weiterführ­t, entscheide der Parteitag, sagte AfDSpreche­rin Renate Zillessen. Renner bat derweil den Bundesvors­tand in einem offenen Brief um Teilnahme am Parteitag. Die Kampagne gegen ihn habe ein „abgründige­s Niveau erreicht“. Das könne sich nicht positiv auf die AfD auswirken.

Unterdesse­n ist der kulturpoli­tische Sprecher, Thomas Traeder, aus der AfD ausgetrete­n. der Vorwurf: Die Partei würde offenen Antisemiti­smus „mindestens schützen“. Die Rede des thüringisc­hen Landeschef­s Björn Höcke sei nur die „Spitze des Eisbergs“, sagte Traeder der „Westdeutsc­hen Zeitung“. Höcke hatte das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“bezeichnet. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière sagte dem „Spiegel“, er halte eine Beobachtun­g Höckes durch den Verfassung­sschutz für denkbar.

„Das Menschenbi­ld gründet auf humanistis­ch-abendländi­sche Normen und Werte“Aus dem Programmen­twurf der NRW-AfD

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