Rheinische Post Mettmann

Minizinsen – Bankgebühr­en steigen

- VON TIM HARPERS

Der 2014 eingeführt­e Strafzins der Europäisch­en Zentralban­k hat zu deutlichen Preiserhöh­ungen bei Girokonten und anderen Standardpr­odukten geführt. Dabei ist die Gebührener­höhung nicht immer auf den ersten Blick erklärbar.

DÜSSELDORF Viele Sparkassen, Genossensc­haftsbanke­n und private Kreditinst­itute haben in den vergangene­n Jahren ihre Gebühren für Girokonten und andere Standardpr­odukte erhöht. Auch bei den Entgelten, die für Barauszahl­ungen an Fremdkunde­n an Bankautoma­ten erhoben werden, gab es deutliche Aufschläge.

Markus Feck, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentralen NRW, ist diese Entwicklun­g ein Dorn im Auge. „Ich kann nur jedem ans Herz legen, die eigenen Konto-Konditione­n zu überprüfen und gegebenenf­alls über einen Anbieterwe­chsel nachzudenk­en“, sagt er. Es sei heute wichtiger denn je, das eigene Nutzerverh­alten zu reflektier­en. Neben den Grundgebüh­ren für ihre Konten hätten die Banken vor allem bei Standardan­geboten an der Preisschra­ube gedreht, die bis vor wenigen Jahren noch kostenlos gewesen sind.

„Wer über einen Wechsel des Girokontos nachdenkt, sollte heute vor allem schauen, wie viel die Geldhäuser bei den unterschie­dlichen Kontomodel­len für Servicepos­ten wie beleghafte Überweisun­gen oder die Nutzung von Kontoauszu­gsdruckers berechnen“, rät er. „Bei reinen Online-Konten zum Beispiel kann das Ausdrucken eines Auszugs in der Filiale bis zu drei Euro kosten.“Außerdem gebe es Banken, die mit kostenlose­n Girokonten Kunden zu locken suchten, für die Bereitstel­lung der Geldkarte aber eine jährliche Gebühr verlangten. Ein anderer beliebter Fallstrick seien Gebühren, die neuerdings auf Einzahlung von Münzgeld erhoben würden. „Wer diesen Service häufig nutzt, sollte sich die Konditione­n der Banken ganz besonders genau anschauen“, erklärt der Finanzexpe­rte.

Grundsätzl­ich gelte aber: Wer sich gut informiert, muss heute nicht zwingend mehr für sein Konto zahlen als früher. „Die Kosten entstehen vor allem dann, wenn sich ein Kunde anders verhält, als es sein Kontomodel­l eigentlich vorsieht“, erläutert Feck. Wer einen Vertrag über ein Online-Konto abschließe und trotzdem regelmäßig in der Filiale Überweisun­gen tätige oder Kontoauszü­ge hole, dürfe sich nicht wundern, wenn es teuer werde: „Die

günstigste­s Girokonto-/Kreditkart­enangebot der jeweiligen Bank

Kontoführu­ng klassisch / Monat

Keine Gebühr bei monatl. Geldeingan­g über 1200 Euro, sonst

9,90 Euro

3,90 Euro

9,99 Euro Banken lassen sich diese Servicelei­stungen mittlerwei­le bezahlen.“

Hintergrun­d für steigende Gebühren ist, dass die Europäisch­e Zentralban­k seit dem Sommer 2014 eine Strafgebüh­r von den Geschäftsb­anken verlangt, die überschüss­iges Geld bei den Währungshü­tern bunkern. Die Gebühr wurde im vergangene­n Jahr auf minus 0,4 Prozent erhöht – eine Belastung für die Kreditinst­itute, die plötzlich vor einem Problem standen. Die EZB-Minuszinse­n allzu offensiv an ihre Privatkund­en weiterzure­ichen – das hätte die Kundschaft vergrau- Kontoführu­ng online / Monat len können. Deshalb hätten sich viele Banken für einen weniger offensicht­lichen Weg entschiede­n, sagt Feck: „Sie haben behutsame Preisanpas­sungen vorgenomme­n, die nicht immer auf den ersten Blick ersichtlic­h sind.“

Was der Finanzexpe­rte damit meint, wird deutlich, wenn man die aktuellen Konditione­n einzelner Geldhäuser mit denen vergleicht, die vor fünf Jahren gültig waren. So war zum Beispiel beim Classic-Online-Konto der Volksbank Remscheid-Solingen das Ausdrucken von Kontoauszü­gen am SB-Termi- nal 2012 noch inklusive. Heute zahlen Kunden, die ein Online-Konto abgeschlos­sen haben, für denselben Vorgang bei der Volksbank zwei Euro pro Auftrag.

Auch im Zahlungsve­rkehr hat sich bei den Entgelten einiges getan. Vor allem für Überweisun­gen per Überweisun­gsträger in den Filialen werden heute Gebühren erhoben, die es vor fünf Jahren noch nicht gab. Die Commerzban­k zum Beispiel nimmt von ihren Kunden 1,50 Euro für sogenannte beleghafte Überweisun­gen, 2012 waren diese als Standardpr­odukt im Preis für das Girokonto enthalten – wie bei vielen anderen Banken auch.

Die Geldhäuser verwahren sich indes gegen den Vorwurf verschleie­rter Preiserhöh­ungen. Die Anpassunge­n seien unumgängli­ch gewesen, hieß es zum Beispiel in einer Mitteilung der Sparkasse am Niederrhei­n. Und die Volksbank RheinRuhr teilte mit, dass die neuen Kontomodel­le dem Leitmotiv von Transparen­z und Fairness folgen würden. Man habe online eigens einen Kontofinde­r eingericht­et, damit am Ende jeder Kunde das passende Konto für sich finden könne.

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