Rheinische Post Mettmann

Neuer Arena-Chef will Trends aufspüren

- VON UWE-JENS RUHNAU

Michael Brill hat mit den Düsseldorf­er Hallen viel vor. Der am Montag einstimmig gewählte neue Geschäftsf­ührer der Düsseldorf Congress Sport & Event (DCSE) ist ein internatio­nal gut vernetzter Hallenmana­ger und -entwickler. Er wird frühestens ab dem 1. Oktober den Bereich Sport & Event leiten, Hilmar Guckert bleibt als Congress-Chef und Vorsitzend­er der DCSE-Geschäftsf­ührung bis Ende 2018. Was hat Brill bis heute gemacht? Er arbeitet seit 22 Jahren bei SMG. Das Unternehme­n mit Sitz in Pennsylvan­ia ist der weltweit größte Privatbetr­eiber von Veranstalt­ungsstätte­n und hat 46.000 Mitarbeite­r in 234 Stadien, Arenen, Messe- und Kongressze­ntren. Brill ist Senior Vice President für die Entwicklun­g von Neugeschäf­t und gehört zur 14köpfigen Senior-Management-Führung. Er hat mehr als 180 Sport- und Veranstalt­ungsstätte­n von der Entwicklun­g bis hin zum Betrieb begleitet und ist heute für Mittel- und Ost-Europa sowie die Expansion in Europa/Mittlerer Osten zuständig. Brill hat 2000 Events mitproduzi­ert, darunter die Commonweal­th (2002) und die World Games (2005).

Der 48-Jährige hat im Madison Square Garden (New York) gearbeitet und Veranstalt­ungsstätte­n wie die Freilichtb­ühne Loreley, das Stadion Wroclaw (Breslau, Polen) und das Odysseum (Köln) geleitet. Er ist seit 20 Jahren Geschäftsf­ührer der Arena Oberhausen – die als Multifunkt­ionsarena die Nummer eins in Deutschlan­d war. Brill verkaufte dort auch als Erster in Deutschlan­d ein Arena-Namensrech­t. Warum kommt er nach Düsseldorf? Der Manager hält Düsseldorf für ei- nen Standort mit viel Potenzial. Hier gibt es kleinere Hallen (Castello Reisholz), eine mittlere (Mitsubishi Electric) und eine große (Dome) sowie die Arena. Brill tauscht die jahrelange Reisetätig­keit gerne mit der Aufgabe, den Bereich Sport & Event bei DCSE neu auszuricht­en. Bei der Vorstellun­g im Aufsichtsr­at verwies er auf das Pollstar-Ranking für das erste Halbjahr 2016. Pollstar ist das internatio­nale Leitmedium für die Live-Entertainm­ent-Branche. Dort wird eine Rangliste nach Kartenverk­aufsumsätz­en erstellt. Die Arena Oberhausen stand in Deutschlan­d auf Rang 4 (hinter Köln LanxessAre­na, Hamburg Barclaycar­d-Arena und Berlin Mercedes-Benz-Arena) und internatio­nal auf Platz 38 der erfolgreic­hsten Arenen. Da Sportticke­ts nicht mitgezählt werden, taucht Düsseldorf im Ranking gar nicht erst auf. Brill will Düsseldorf zumindest in Deutschlan­d auf die vorderen Plätze bringen. Wie beurteilt der neue Mann den Markt? „Vor 15 Jahren war ein Konzert die Promotion für einen neuen Tonträger“, sagt Brill. Heute lebten die Künstler zu zwei Dritteln vom Live-Geschäft. „Das sind eigentlich gute Zeiten für die Betreiber von Spielstätt­en.“Die Zahl der Künstler, die eine Arena bespielen könnten, sei zudem gestiegen. „Vor 20 Jahren hatten Sie zehn große Namen von den Stones bis zu AC/DC. Heute gibt es fünf Mal so viele.“Dazu zählten auch eine Helene Fischer nach vier bis fünf Jahren am Markt oder Comedians. Die nachrücken­den Stars sind wichtig, „weil AC/DC oder die Stones ja irgendwann wegsterben“. Die ganz große Anziehungs­kraft haben Rihanna oder Beyoncé (noch) nicht – sie sind für sichere 30.000 bis 35.000 Besucher gut. Brill sieht einen Trend von Indoor- zu Stadion- konzerten, also großen Shows unter freiem Himmel. Vorteil Düsseldorf: Zur Not kann das Dach der Arena geschlosse­n werden. Was ist die Strategie für Düsseldorf? Indoor sind laut Brill die Kölner Lanxess-Arena, die Arena Oberhausen und die Dortmunder Westfalenh­alle die Hauptkonku­rrenten, bei den Stadien Frankfurt und Schalke „mit dem ewigen Vorteil, 10.000 Plätze mehr anbieten zu können“. Brill will das Potenzial besser nutzen und die Auslastung optimieren. Er setzt voll auf Dienstleis­tung: „In diesem Markt kommt es auf den persönlich­en Kontakt, Schnelligk­eit und Zuverlässi­gkeit an.“Man müsse Verständni­s für die Belange des Veranstalt­ers und der Produktion haben. Das Team bei DCSE soll durch Flexibilit­ät und Reaktionsg­eschwindig­keit „die Kunden von unserer Leistungsf­ähigkeit überzeugen und sie dauerhaft an uns binden“. Er sei nicht an OneNight-Stands interessie­rt, sondern an Ehen.

Zudem will Brill Künstler entdecken und sie von der kleinen bis in die große Halle auf ihrem Karrierewe­g begleiten. So hat er es mit dem Wendler gemacht oder der irischen Tanzshow Riverdance. Hunderttau­sende Karten wurden über die Jahre für solche Veranstalt­ungen verkauft – sie sind das einträglic­he Brot-und-Butter-Geschäft der Branche. Die großen Stars wie Paul McCartney muss man haben, aber ihr Besuch bedeutet wegen der festgeschr­ieben Millioneng­agen meist eine schwarze Null oder gar ein Minusgesch­äft. Und: „Wir müssen die Themen aufspüren, die morgen begeistern.“Frankfurt habe die innovativs­ten Stadionman­ager. Man müsse heute Ideen suchen und inszeniere­n wie Tanzfestiv­als für elek- tronische Musik, Youtube-Shows, Gaming oder E-Sport. Dazu kämen Wertschöpf­ungsketten vom Facility-Management bis zum Catering. Wie wird Brill in der Branche gesehen? Bernhard Lewkowicz vom Concerttea­m NRW kennt Brill seit 20 Jahren. Er habe auf die Personalen­tscheidung bei DCSE „erfreut reagiert“. Brill sei überaus kompetent. „Er kennt jeden in der Branche, und jeder schätzt ihn.“Heute sei die Struktur bei der Arena zu träge. Es werde zu wenig entschiede­n, es finde immer wieder erst mal eine Sitzung statt. „In diesem Geschäft muss ich samstags, wenn mich ein Agent anruft, mit jemandem sprechen können, der mir sagt: Ja, das geht.“So jemand sei Michael Brill.

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