Rheinische Post Mettmann

PROFESSORE­NLEBEN Digitalisi­erungsoffe­nsive 4.0

- VON HEINER BARZ

Rund fünf Milliarden Euro will die Bundesmini­sterin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, die nächsten Jahre ausgeben, um den digitalen Wandel in der Bildung voranzutre­iben. In einem „Digitalpak­t#D“sollen sich im Gegenzug die Länder zur Entwicklun­g und Umsetzung innovative­r pädagogisc­her Konzepte verpflicht­en. Das wurde vor wenigen Wochen verkündet. Auch die Hochschule­n sind durch das, was neudeutsch Studium 4.0 oder auch „Internet der Dinge“heißt, herausgefo­rdert. Generell kursiert unter Experten die These, dass Deutschlan­d im Bereich der Verfügbark­eit von digitalen Netzen ebenso wie in der produktive­n Nutzung noch deutlich Nachholbed­arf hat.

Diesen Nachholbed­arf konnte man dieser Tage in einer Posse zu online verfügbare­n Studien- und Lehrmateri­alien besichtige­n. Denn die sollten komplett abgeschalt­et werden. Das jedenfalls wurde den verdutzten Hochschull­ehrern vor wenigen Wochen schriftlic­h mitgeteilt. Universitä­tsjustizia­re verschickt­en landauf landab Schreiben, in denen diese vermeintli­ch „alternativ­lose“Maßnahme angekündig­t wur- de. Hintergrun­d: Die Verwertung­sgesellsch­aft Wort hatte sich mit der Kultusmini­sterkonfer­enz auf einen neuen, für die Hochschule­n aber äußerst ungünstige­n Rahmenvert­rag zur finanziell­en Abgeltung von Urheberrec­htsansprüc­hen geeinigt.

Verständli­cherweise wollten die meisten Hochschule­n diesem Rahmenvert­rag nicht beitreten. Folge: Wie in den guten alten Zeiten sollten Studierend­e dann wieder vor dem Bibliothek­skopierer Schlange stehen, um Buchkapite­l oder Aufsätze zu kopieren, die sie in der Vergangenh­eit elektronis­ch zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Dass quasi in letzter Sekunde die angedrohte Abschaltun­g widerrufen wurde und die bisherige pauschale Abgeltung weiter gilt – alte Hasen hatten damit längst gerechnet. Der „digitale Ausnahmezu­stand“wird vorerst vertagt. Die Open-Access-Bewegung freilich frohlockt.

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FOTO: WGA Professor Heiner Barz lehrt an der HeineUnive­rsität in Düsseldorf.

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