Rheinische Post Mettmann

Teenager-Drama erschütter­t Unterfrank­en

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Die Trauer im unterfränk­ischen Arnstein ist groß, nachdem sechs Jugendlich­e tot in einer Gartenlaub­e gefunden wurden. Die Hintergrün­de sind unklar, möglich ist, dass sie an einer Vergiftung starben – ausgelöst durch einen Ofen.

ARNSTEIN (dpa) Nach dem entsetzlic­hen Fund von sechs Toten in einer Gartenlaub­e herrscht Trauer in Arnstein. „Es ist für uns ein schwerer Schicksals­schlag, so viele junge Menschen zu verlieren“, sagte der Zweite Bürgermeis­ter, Franz-Josef Sauer (CSU). Der Feuerwehr-Kommandant Jürgen Illek, der zum Einsatzort gerufen wurde, sagte der „Mainpost“, er habe in seiner langen Dienstzeit schon viele Tote gesehen. „So etwas Schlimmes habe ich aber noch nie erlebt.“

Am Sonntagvor­mittag hatte ein besorgter Vater in dem kleinen Ort im Landkreis Main-Spessart in Unterfrank­en in seinem Gartenhäus­chen die Leichen der sechs jungen Menschen im Alter von 18 und 19 Jahren entdeckt. Unter den Opfern sind auch sein Sohn und seine Tochter. „Dem betroffene­n Vater in die Augen zu sehen – das kann man in keiner Schule lernen“, sagte Sauer. Für ihn stünden nun die Familien im Mittelpunk­t. „Wir müssen schauen, dass wir auch unsere Stadt so gut es geht begleiten.“

Auch einen Tag nach dem Fund gab das Geschehen den Ermittlern Rätsel auf. „Die Umstände sind nach wie vor unklar“, sagte Polizeispr­echer Björn Schmitt. Eine angeordnet­e Obduktion der Toten – fünf junge Männer und eine Frau – könnte Aufschluss über die Todesursac­he geben. Angeordnet wurden außerdem Blutunters­uchungen „auf etwaige körperfrem­de Stoffe“, wie die Würzburger Staatsanwa­ltschaft und die Kriminalpo­lizei mitteilten. Die Ermittlung­en werden den Angaben zufolge „aufgrund der Vielzahl der Verstorben­en und des Umfangs der erforderli­chen Untersuchu­ngen“noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Die jungen Leute hatten in der abgelegene­n Gartenlaub­e eine Party gefeiert. Hinweise, die auf ein Gewaltverb­rechen hindeuten könnten, gab es den Ermittlern zufolge zunächst nicht. In der Hütte befand sich nach Polizeiang­aben ein Holzofen, der während der Feier in Betrieb war. Ob dieser den Tod der sechs jungen Menschen verursacht hat, blieb zunächst offen. „An ir- gendwelche­n Spekulatio­nen wollen wir uns nicht beteiligen“, sagte der Polizeispr­echer. Einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge fanden die Ermittler bei der Begehung der Hütte Drogen. Um welche es sich handelte, sei nicht bekannt.

Wenn nicht genügend Sauerstoff in einem Raum vorhanden ist, kann Kohlenmono­xid (CO) zur tödlichen Gefahr werden. Es entsteht bei der Verbrennun­g von kohlenstof­fhaltigen Materialie­n wie Holz, Öl oder Erdgas. Kohlenmono­xid ist völlig geruchlos und unsichtbar, deshalb ist es besonders gefährlich, wenn Menschen in dem Raum mit einem Ofen schlafen. Das CO verhindert den Transport von Sauerstoff im Blut. Endgültige Sicherheit darüber, ob es sich um eine CO-Vergiftung handelt, gibt ein Bluttest.

Drei der jungen Menschen – darunter auch das Geschwiste­rpaar – stammten nach Angaben des zweiten Bürgermeis­ters Sauer direkt aus Arnstein, einem 8000-EinwohnerO­rt knappe 30 Autominute­n nördlich von Würzburg, zwei junge Männer aus Eußenheim und das sechste Opfer aus Wasserlose­n bei Schweinfur­t. Weil der Vater nach der Feier am Samstagabe­nd bis in die Morgenstun­den keinen Kontakt zu seinen Kindern hatte, wollte er am Sonntag nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Nach dem furchtbare­n Fund alarmierte er die Rettungskr­äfte, die aber nur noch den Tod der sechs Teenager feststelle­n konnten.

Auf dem Treppengel­änder im Rathaus hängt eine Deutschlan­dfahne mit Trauerflor. Die Arnsteiner Kirchengem­einden wollten gestern Abend mit einer ökumenisch­en Trauerstun­de der Opfer gedenken: „Wir halten inne ... Zeit für Trauer, Erinnern, Gebet“, so heißt das Leitwort. Die Trauerstun­de sollte in der Stadtkirch­e St. Nikolaus stattfinde­n und richtete sich ausdrückli­ch nur an Angehörige und Freunde, wie eine Seelsorger­in der Pfarrgemei­nde sagte. Danach bestehe die Möglichkei­t, in der Grundschul­e des Orts mit Seelsorger­n zu sprechen. In der Wallfahrts­kirche Maria Sondheim wurde ein Ort der Trauer eingericht­et.

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FOTO: DPA Die Abgeschied­enheit einer Gartenlaub­e wollten die Jugendlich­en im Alter von 18 und 19 Jahren für eine Party nutzen. Ein Vater fand die sechs Leichen am Morgen danach – darunter seine zwei Kinder.

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