Rheinische Post Mettmann

PRO UND CONTRA

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Das Bundeskrim­inalamt soll bei Gefährdern künftig die elektronis­che Fußfessel einsetzen dürfen. Aber erhöht der Beschluss des Kabinetts auch die innere Sicherheit? Die Wirksamkei­t der Maßnahme ist umstritten.

Anis Amri hätte eine Fessel das Attentat nicht verhindert. Zwischen der Entführung des Lkw und dem Attentat ist keine Stunde vergangen. Bei der Nutzung von Alltagsgeg­enständen als Waffe ist die Zeit vom Abstreifen der Fußfessel bis zur Tat so kurz, dass anlaufende Fahndungsm­aßnahmen zu spät kommen.

Das Haupthinde­rnis bei der Verhaftung Amris war nicht dessen Untertauch­en. Seine beiden Wohnadress­en in Berlin waren bekannt. Haupthinde­rnis war offensicht­lich die Informatio­nsabschöpf­ung bei Amri im Zusammenha­ng mit der Aushebung der Gruppe Abu Walla durch eine VPerson des Landeskrim­inalamts. Die Abschöpfun­g wurde einer Gefahrenab­wehr vorgezogen. Trotz zahlreiche­r kriminelle­r Delikte kam es so zu keiner Verhaftung.

In der ganzen Diskussion um Mittel gegen den Terror wird kaum über Prävention­sstrategie­n diskutiert. Die meisten Gefährder haben sich in Europa radikalisi­ert. Es ist deshalb viel besser, wenn Deradikali­sierungsve­reine wie Ufuq oder Hayat eine Radikalisi­erung von gefährdete­n Jugendlich­en abwenden, als dass man diese später mit riesigem Aufwand überwacht. Auch bei Gefährdern mit deutschem Pass müssen Strategien zur Deradikali­sierung angedacht werden. Bei Straffälli­gen gibt es eine ganze Palette an Resozialis­ierungsmaß­nahmen, bei noch nicht straffälli­g gewordenen Gefährdern hingegen nicht.

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